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125 Fragen an André Marx
+++ Alte Einträge VIII +++
106Hojotoho © schrieb am 30.10.2005 um 17:04:41: Hallo André, erstmal danke für die lange Antwort, aber um die (für mich) besonders interessanten Fragen hast du dich ein bisschen gedrückt , was wahrscheinlich daran liegt, dass ich sie so umständlich und wortreich gestellt habe, darum noch mal in Kürze: Was genau ist für dich gute Unterhaltung? Ich stehe nämlich immer ganz ratlos vor Leuten, die mir irgendwas von "reiner Unterhaltung" oder auch (wie du) vom "Unterhaltungsaspekt, der im Vordergrund steht" erzählen, so als wäre das völlig selbsterklärend. Vielleicht kann man die Frage auch komplementär stellen: Wann langweilt dich denn ein Buch? Nicht auch manchmal, wenn es zu platt ist? Und wann ist ein Buch platt, wann "einfach nur Unterhaltung"?
Bei der Antwort auf die zweite Frage bist du mir ein bisschen zu schnell und ganz unnötigerweise in Habachtstellung gegangen. Also nochmal: Ich mag deine Experimente, finde es gut, dass du nicht immer nur am gleichen klebst. Wir sind da über weite Strecken einer Meinung. Und dennoch mag ich deine rührseligen Geschichten nicht (womit ich nicht gesagt habe, dass du keine mehr schreiben sollst! Das ist eine vollkommen subjektive Abneigung gegen "Gefühlsduselei", wie du sagst). Meine Frage war: Was genau reizt dich denn an der Emotionalisierung (ich hänge nicht an meinem Begriff, wobei ich ihn für die Justus-Experimente in "Meisterdieb" oder auch im "Leeren Grab" nicht ganz ungeeignet finde)? Der Verweis, dass viele die Geschichten mögen (das weiß ich und das ist auch ganz prima so), beantwortet ja nicht, was [i]du[/i] daran so spannend findest. Ist es tatsächlich nicht mehr als ein persönlicher Hang zu solchen Geschichten (wäre ja möglich)?
Herzlich, Hojotoho.
André schreibt: Hallo Hojotoho! Deine Einträge machen mir ganz schön zu schaffen, das muss ich schon sagen! Ich habe gerade eben versucht, Deine erste Frage zu beantworten und diesen Versuch nach einer kompletten Seite wieder gelöscht, weil ich ihn selbst nicht mehr verstanden habe. Also, zweiter Versuch: 
Was ist für mich gute Unterhaltung? Ganz einfach: Wenn ich mich gut unterhalten fühle. Das klingt jetzt superdämlich, ist aber nach reiflicher Überlegung meine Antwort. Denn: Die Gründe dafür, dass ich mich gut oder schlecht unterhalten fühle, können sehr, sehr verschieden sein. Und ich kann sie nicht zu einer, zwei oder drei Regeln zusammenfassen. Will ich auch gar nicht, im Gegenteil: Wenn es jemandem gelingt, mich mit einem Buch oder einem Film zu begeistern (also: gut zu unterhalten), und ich nicht einmal genau weiß, wie er das gemacht hat, ist es ja umso besser! Ich probiere es daher mit ein paar Beispielen: 
Ich fühle mich von "Terminator 2" gut unterhalten, weil der Film es schafft, atemberaubend schnell, spannend und actionreich zu sein, ohne auf ein paar grundlegende philosophische Fragen zu verzichten. Und er sieht cool aus. 
Ich fühle mich von der "Lindenstraße" gut unterhalten, weil ich die seit zwanzig Jahren gucke und diese Serie daher schon längst jenseits von gut und böse für mich ist. Es ist das Ritual, das mich unterhält. Ob die Serie überhaupt noch gut ist oder jemals war, kann ich nicht mehr beurteilen. 
Ich fühlte mich anfangs von "Harry Potter" mittelmäßig gut unterhalten, weil ich es mochte, wie Rowling fünftausend reizende kleine Ideen in eine sehr gewöhnliche Handlung packte und diese sehr gewöhnliche Handlung damit ungeheuer aufwertete. 
Ich fühle mich JETZT von "Harry Potter" gut unterhalten, weil ich seit Band 4 merke, dass ungefähr dreitausend dieser fünftausend reizenden kleinen Ideen gar nicht bloß reizende kleine Ideen waren, sondern Teil des großen Rätsels, und das fasziniert mich maßlos. 
Ich fühlte mich von Andreas Eschbachs "Jesus-Video" (Buch, nicht Film!) gut unterhalten, weil er eine grandiose Grundidee hatte und damit seinen eher mittelmäßigen Schreibstil absolut wettmachte. 
Ich fühlte mich von Bernhard Schlinks "Der Vorleser" gut unterhalten, weil hier einfach alles stimmte: Geschichte, Charakterisierung, Sprache. Alles war sehr simpel gehalten, und doch war das Ganze viel, viel mehr als die Summe seiner Teile. 
Ich fühlte mich von Dan Browns "Illuminati" gut unterhalten an den Stellen, wo der Held durch Rom rennt, weil es einfach gut recherchiert war. 
Ich fühlte mich von Dan Browns "Illuminati" NICHT gut unterhalten im kompletten Rest des Buches, weil der Kerl einfach nicht schreiben kann, die Hauptfiguren blass und blöd sind und die Geschichte irgendwie auch haarsträubend dämlich ist. 
Ich fühlte mich von "Fantastic Four" (Film) NICHT gut unterhalten, weil es einfach nicht reicht, die hundert tollsten Superhelden-Film-Klischees neu zu verwursten, ohne eine einzige eigene Idee zu haben. 
Ich fühlte mich von "Die Reise der Pinguine" NICHT gut unterhalten, weil der esoterisch verbrämte, ganzheitliche New-Age-Drecks-Kommentar aus dem Off unerträglich war. 
Und ich fühlte mich vom "Herrn der Ringe" (sowohl Buch als auch Film) NICHT gut unterhalten, weil die Geschichte strunzdoof, die Charaktere eindimensional und das gesamte Werk viiiiiiiiieeeeeeel zu lang ist/sind! 
Ich könnte diese Liste jetzt endlos fortsetzen. Und für jedes einzelne Beispiel gäbe es andere Gründe, warum mich etwas gut oder nicht gut oder gar nicht unterhalten hat. Und sie waren alle vollkommen subjektiv. Also, was soll ich sagen? Ich fühle mich gut unterhalten, wenn ich mich gut unterhalten fühle, die Gründe dafür sind immer wieder andere. 
Deine zweite Frage ist einfacher zu beantworten: Was reizt mich an der Emotionalisierung? Also, es waren jedenfalls nicht Brittany oder die Kopperschmidts oder das falsche Ehepaar Jonas in Venezuela, die mich interessiert haben. Es war die Frage, was mit den drei ???, allen voran Justus Jonas, passiert, wenn sie in einem solchen Fall ermitteln müssen. Wie reagiert Justus, wenn es mal NICHT nur die Rätsel sind, die seine Aufmerksamkeit erregen, sondern ein hübsches Mädchen, das Interesse an ihm zu haben scheint? Das ist eine sehr, sehr simple Frage, und sie hebt die Charakterisierung der Figuren kaum über das gewohnte Maß hinaus, das ist mir schon klar, aber offenbar hat dieses minimale Kratzen an den Gewohnheiten der Leser ja gereicht, um eine Riesendiskussion zu entfachen. Das war gar nicht meine Absicht gewesen. Ich wollte einfach mal sehen, was mit Justus sonst noch so passieren kann, wenn er sich mal gerade nicht hinter einem Rätsel versteckt oder einen Verbrecher jagt. Es war reine Neugier. Das hat mich an diesen Geschichten gereizt. 
Hm, ich ahne, dass das jetzt irgendwie auch noch nicht so richtig die Antworten auf Deine Fragen waren. Aber die Box ist ja noch offen, Du hast also noch mal die Chance, nachzuhaken. Bis dann! 

107Lese Peter schrieb am 03.11.2005 um 23:23:23: Hi André! Noch mal eine Frage zu dem Pseudonym! Du hast ja schon geschrieben, dass man dir so einiges durchgehen lässt, was andere nicht dürfen.
Würdest du nicht gefallen daran finden, mal ein typisches Marx- Buch unter Pseudonym zu scheiben, und dann zu verfolgen, wie es zerrissen wird. ("Was für ein Dreck, hätte das mal der Marx geschrieben, dann wärs vernünftig...") Ich muss ehrlich sein, mich amüsiert der Gedanke. 
Ich will dir jetzt nicht zu nahe treten, aber ich habe schon das Gefühl, dass du von einigen Fans auf einen sehr hohen Sockel gestellt und heftigst verteidigt wirst, auch wenn du mal langweiligen Blödsinn geschrieben hast. Wird dir nicht manchmal schwindlig da oben? Gruß Peter
André schreibt: Ja, ich habe auch schon öfter mal über diese Pseudonym-Idee nachgedacht und finde sie auch sehr spannend. Andererseits befürchte ich, dass man mich sofort entlarven würde. Es gibt so typische Marx-Wörter und Marx-Sätze, die einfach immer wieder durchschlagen. Ich müsste mich beim Schreiben so sehr zusammenreißen, um diese Eigenheiten zu unterdrücken, dass es wahrscheinlich keinen Spaß mehr machen würde. Aber interessant wäre es schon. Ob die Fans wirklich so reagieren würden? 
Zweite Frage: Nein, schwindlig wird mir ganz und gar nicht. Das soll jetzt nicht vermessen klingen, aber: Ich bin an dieser Sockelposition nicht ganz unschuldig. Und es ist ja nicht so, dass meine Bücher noch nie in der Luft zerrissen wurden, wenn sie langweiliger Mist waren. Siehe "Botschaft von Geisterhand" oder "Das schwarze Monster". Ich bin nicht über jede Kritik erhaben. Aber natürlich finde ich es nett, wenn Leute sagen: "Ja, okay, der neue Marx ist jetzt vielleicht nicht so toll, aber wir wissen ja, dass er's im Prinzip besser kann, daher lassen wir ihm ein langweiliges Buch mal durchgehen." Das ist nicht objektiv und auch nicht fair, aber schön. Ich freue mich darüber. Es ist ja kein Zufall, dass einige Leser so reagieren, sondern es sind die Früchte meiner Arbeit, und warum sollte mir da schwindlig werden?

108Mr. Murphy © schrieb am 05.11.2005 um 18:01:34: Hallo André! Was hälst du davon, uns deine Bücher vorzulesen, so wie es Ulf Blank mit seinen DDF-Kids-Büchern tut ? (=Hörbuch!)
André schreibt: Ähhh ... nicht viel. Im Prinzip hätte ich zwar nichts gegen Hörbücher einzuwenden (wäre vielleicht mal ganz abwechslungsreich), aber ICH würde die Dinger bestimmt nicht lesen! Das ist viel zu anstrengend. Und man sollte schauspielern können, und das kann ich nicht. Und meine Stimme ist eine Katastrophe. Und außerdem würde mir beim Vorlesen ständig auffallen, was für einen Mist ich da geschrieben habe, und dann würde ich alle zwei Minuten rufen: "Cut! Das geht ja gar nicht! Kann ich das noch mal schnell umschreiben, bevor wir weitermachen? Außerdem glaube ich, dass mir gerade ein neues Ende für die Geschichte eingefallen ist! Es macht euch doch nichts aus, wenn das Hörbuch am Ende ein klitzekleines bisschen anders ist als das Buch, oder?" Und dann würden mich die Hörbuchproduzenten rausschmeißen. Nein, ich glaube, das kann ich mir sparen.
109alphawolf © schrieb am 09.11.2005 um 08:36:53: Hallo André, ich hoffe, du hast dich in deinen Ferien gut erholt. Kleine Frage: Du hattest geschrieben, dass du noch nicht weißt, ob du einen "alten" Anfang verwendest für dein neues Buch oder etwas ganz neues schreibst. Wie hast du dich denn nun entschieden? Gruß, Alphawolf
André schreibt: ) Ich habe mich für etwas ganz Neues entschieden. Und jetzt kann ich es ja auch verraten (oder habe ich das schon?): Der alte Anfang wäre "Return to Nebelberg" gewesen. Aber ich habe mir daran nun schon zweimal die Zähne ausgebissen und kann nun endgültig sagen: Das wird nix mehr mit einer Nebelberg-Fortsetzung. Es ist zu kompliziert. Deshalb lasse ich es bleiben und mache was anderes.
110Mr 14 Prozent schrieb am 10.11.2005 um 14:16:31: Ob's geschmeckt hat? Naja, ich will es mal so sagen: Mit "ungewöhnlich" hast du das Rezept in Feuermond ziemlich richtig charakterisiert ... Eine (etwas dämliche) Frage noch: Welchen alten Hitchcock-Film gucken eigentlich Justus und Brittany im Kino?
André schreibt: Wahrscheinlich Marnie. Wegen der Die-hattse-doch-nicht-mehr-alle-Thematik.
111Hojotoho © schrieb am 12.11.2005 um 12:39:33: Hallo André, Deine Antworten sind auch nicht ohne! Tatsächlich war der Ausgangspunkt unserer kleinen Unterhaltung ja dein Unverständnis gegenüber Leuten, die ???-Bücher als "mehr als reine Unterhaltung" sehen, was diese deiner Meinung nach nicht sind. Mit deinem jetzt ausführlich illustrierten Subjektivitätsargument beißt sich die Katze ein bisschen in den Schwanz. Denn wenn du gar nicht sagen kannst, was "reine Unterhaltung" ist, wie kannst du dann behaupten, die ???-Bücher seien nicht mehr? Ganz allgemein in den Raum gesprochen finde ich dieses Reden über Literatur faszinierend, das auf der einen Seite munter kategorisiert und auf der anderen Seite, wenn's ernst wird, ganz schnell sagt: "Ist doch eh alles subjektiv." :-)

Deine Döblinsche Antwort auf die zweite Frage finde ich diesbezüglich auch ganz interessant. Kommt hier dann doch der "ambitionierte Schriftsteller" zum Vorschein, der Justus Jonas wie eine Ratte durchs Labyrinth (bzw. wie Franz Biberkopf durch Berlin) schickt und ganz naturwissenschaftlich schaut, was er macht? ;-)

Ich finde ja, wie gesagt, Unterhaltung dann besonders unterhaltend, wenn ich bei ihr auch denken darf. Insofern: Licht nicht unter den Scheffel stellen, warum nicht auch mal bewusst eine zweite Ebene einbauen, selbst wenn der eine oder die andere Lesende (oder Hörende) schon jetzt Möglichkeiten findet, sich an deinen Texten mehrmals zu freuen. Warum ist es eigentlich so, dass auf der einen Seite die deutsche U/E-Unterscheidung immer so sehr beklagt wird 8wie stehst du ihr eigentlich gegenüber?), auf der anderen Seite Autoren, die sich wie du als "reine Unterhaltungsschriftsteller" verstehen, wenn sie von ihrer Leserschaft mal nicht einfach nur wegkonsumiert werden, dieser Lust mit soviel eigener Skepsis begegnen?

Ich frage das übrigens als jemand, der selbst die ???-Bücher nicht liest, also gewissermaßen als ein ebenso externer Beobachter wie du selbst, der aus dem, was er liest, nur etwas andere Schlüsse zieht.

Herzliche Grüße nach Berlin, Hojotoho.
André schreibt: Mannomann, Du willst es wirklich wissen, oder? Okay, nachdem ich bei meiner letzten Antwort schon einen Erklärungsversuch (leider endgültig) gelöscht hatte, versuche ich ihn jetzt zu rekonstruieren, weil er vielleicht ein paar interessante Dinge enthält. 
Ich habe mir nämlich mal Gedanken gemacht (aha!) und mir eine Skala ausgedacht, die in dreißig oder dreihundert Jahren wahrscheinlich als die Marxsche Kulturskala in der Kulturwissenschaft Eingang gefunden haben wird. Vielleicht gibt es eine solche Skala auch schon längst, keine Ahnung, ich bin ja kein Kulturwissenschaftler. Also: 
Die Skala geht von 1 bis 10. 
1 ist einfachste Unterhaltung. 
5 ist perfekte Unterhaltung. 
6 ist perfekte Unterhaltung mit ein bisschen Kunstanspruch. 
10 ist reine Kunst ohne jeden Unterhaltungsanspruch. 
Bevor ich mich jetzt endlos mit der Frage "Was ist Kunst?" aufhalte, liefere ich gleich die für die Marx'sche Kulturskala maßgebliche Definition: Kunst ist das, was von Kritikern, Feuilletonisten und Menschen, die von sich behaupten, sich "damit" auszukennen, als Kunst bezeichnet wird. Und was gleichzeitig auch von der breiten Masse so akzeptiert wird. Picasso ist nach dieser Definition also Kunst, Uderzo eher nicht. 
Auf dieser Skala nimmt der Unterhaltungswert von der 1 bis zur 5 also zu, jenseits der 5 dann wieder ab, der Wert des künstlerischen Anspruchs steigt dafür von der 6 aufwärts bis zur 10. 
Und hier nun ein paar Beispiele aus den verschiedensten Medien: 
"Liebesgrüße aus der Lederhose" landet im Bereich Film bei der 1, ein guter Steven Soderbergh oder Spielberg bei der 5 (ein schlechter Spielberg aber auch gern mal bloß bei der 2 oder 3), David Lynch und Cronenberg und Kubrick je nach Film bei 6 bis 8, und die 10 erreicht dann irgendein experimentelles Zeug, das ausschließlich auf Festivals oder nach Mitternacht auf Arte läuft und wozu mir jetzt leider kein Beispiel einfällt. 
Buch: ein Arztroman von Bastei-Lübbe landet bei der 1, Rosamunde Pilcher und Dan Brown (mal wieder) bei der 3, und jetzt wird's schwierig, was packe ich denn mal auf die 5? Egal, fällt mir nix zu ein, jedenfalls gerät dann "Ulysses" eher zur 8, da kaum noch Unterhaltsames in diesem Buch zu finden ist, dafür jede Menge Kunst, und "Zettels Traum" dürfte schließlich eine 10 kriegen. 
Jetzt wird's interessant: Jugendbücher! So sehr ich sie als Kind auch geliebt habe: Ich fürchte, dass die allermeisten Enid-Blyton-Bücher nicht mehr als eine 1 oder 2 verdient haben. Habe kürzlich noch mal ein wenig in einigen herumgeblättert und muss sagen: Das ist schon ziiiiiemlich simpel. "Harry Potter" ist seit Band 4 für mich perfekte Unterhaltung und kriegt eine klare 5. "Die Unendliche Geschichte" hat durch ihre vielen Ebenen und philosophischen Ansätze ganz klar einen Anspruch, der über die Unterhaltung hinausgeht und verdient daher eine 7. Jugendbücher, die nur Kunst sein sollen, gibt es vermutlich nur wenige in irgendwelchen kleinen, obskuren Verlagen, die kein Mensch kennt. 
Aber wo würde ich die drei ??? hier einordnen? Bei der 3. Warum? Weil die Figuren vielschichtiger sind als bei den "Fünf Freunden". Die Geschichten sind wesentlich abwechslungsreicher. Und komplexer. Man kann teilweise miträtseln, und manchmal wird es sogar richtig kompliziert. Die Fünf Freunde hingegen sind NIE kompliziert, nicht mal ansatzweise. Die drei ??? haben ein tragfähigeres Grundkonzept für viele Geschichten, nicht bloß für eine Handvoll. ABER: Die Geschichten reichen in ihrer Qualität nicht an die der Harry-Potter-Bücher heran. Warum nicht? Weil Justus, Peter und Bob keine Entwicklung durchmachen. Sie bleiben immer die, die sie auch schon in Band 1 waren. Die Welt, in der sie sich bewegen, ist sehr übersichtlich und die Geschichten sind vorhersehbar. Der Serie fehlt einfach die Komplexität, die beispielsweise Rowling in ihren Büchern hat. Von einem Kunstanspruch brauchen wir gar nicht zu reden. 
Als ich in der letzten Antwort behauptet hatte, ich wollte mit Büchern wie "Das leere Grab" oder "Das Erbe des Meisterdiebs" vor allem schauen, was mit Justus geschieht, wenn man ihn in eine emotional berührende Situation steckt, war das nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte ist: Ich versuche, den Geschichten dadurch einen Hauch mehr Komplexität zu verleihen. Ich möchte erreichen, dass es eben nicht nur diese eine oberflächliche Erzählebene des Fällelösens gibt, sondern noch eine zweite, die sich mit den Figuren und ihren Entwicklungen beschäftigt. 
Natürlich GIBT es keine Entwicklung. Nicht wirklich jedenfalls. Und es wird auch keine geben, weil man dafür das ganze Reihenkonzept über den Haufen werfen müsste. Aber ich kann der Versuchung nicht widerstehen, wenigstens hin und wieder einen Hauch von ... Anspruch? Nein. Einen Hauch von Tiefe vielleicht ... äh, einzubringen. Das wird mir zwar von einigen Lesern regelmäßig als Fehltritt angekreidet, aber ich handle da trotzdem nach bestem Wissen und Gewissen. 
So. Worauf, zum Teufel, wollte ich eigentlich mit diesem ganzen Skala-Kram hinaus? Wie war noch mal die Frage? Gab es überhaupt eine? 
Ach ja, "reine Unterhaltung" und so: Ich finde, es lohnt sich erst ab einer 4 oder 5, ein Buch ein zweites Mal zu lesen. Daher verstehe ich nicht, wieso Leute das bei den drei ??? auch tun, obwohl die doch ganz eindeutig bei der 3 einzuordnen sind. ;-) Mein leiser Anspruchsanspruch geht ja nicht so weit, dass ich sagen würde, "Meisterdieb" sei jetzt irgendwas was ganz Tolles und Besonderes oder gar Wertvolles. Meine Versuche, den Geschichten und Figuren etwas mehr Komplexität zu verleihen, bewegen sich ja in einem sehr, sehr engen Rahmen. "Meisterdieb" ist nach wie vor eine 3. Mit einem kleinen Pluszeichen vielleicht, aber das würde ich natürlich niemals öffentlich behaupten. ;-) 
Deine Unterhaltungsdefinition ist übrigens auch nicht schlecht: dass man ein wenig denken darf, ja, das ist nicht zu unterschätzen. Bei "Harry Potter" kann ich das auf jeden Fall, bei Soderbergh auch, und bei Kubrick natürlich, wobei das ja schon in die Kunstrichtung geht, aber nichtsdestotrotz: Denken ist eine feine Sache! Muss man bei den drei ??? denken? Schaden kann es nicht, aber es ist auch keine Grundvoraussetzung, denn man kann davon ausgehen, dass einem am Ende alles erklärt wird. Also, eine 3, ohne jeden Zweifel. 
So, jetzt habe ich auf der Suche nach Deiner Frage noch mal Deinen Eintrag gelesen und den letzten auch und den vorletzten auch, und erst JETZT habe ich begriffen, dass Du ja ein Hörspielhörer bist und kein Leser! Das hatte ich wohl bisher erfolgreich überlesen. Also, da muss ich mich ja jetzt doch noch mal ein kleines bisschen verteidigen, auch wenn Du meinst, dass ich das nicht zu tun brauche: Als reiner Hörspielhörer weißt Du in diesem speziellen Punkt leider nicht, wovon Du redest, denn gerade die emotionalen oder psychologisierten oder wie auch immer ... special Marx-moments sozusagen, die fallen im Hörspiel definitiv der Schere zum Opfer. Da ist zwar noch das äußere Gerüst vorhanden, aber Du erfährst kein einziges Mal, was z.B. Justus fühlt und denkt! Denn das sind ja keine Dialoge, ergo fallen sie aus dem Hörspiel raus. 
Natürlich sollten die Gedanken und Gefühle einer Figur in einem guten Buch auch klar werden, OHNE dass der Autor dem Leser erzählt, wie die Figur sich fühlt und was sie denkt. Aber die drei ??? sind halt nicht so gut. Und der Autor auch nicht. Der hat manchmal große Schwierigkeiten damit, seine Figuren nur über Verhalten und Dialog zu charakterisieren. Der muss manchmal zum Holzhammer greifen und unschöne Sätze schreiben wie: "Justus fühlte sich schlecht." Nichtsdestotrotz sind es DIESE Passagen, um die es meiner Meinung nach geht. Sie sind zwar nicht besonders gut, aber sie sind der Grund, warum "Meisterdieb" und Co. anders sind als die anderen Bücher. Daher lautet mein Ratschlag: Nimm dir das Buch vor, Hojotoho! Denn wir reden hier ja schon über BÜCHER und meine Einstellung als AUTOR zu irgendwelchen Dingen, und es ist irgendwie ziemlich blöd, wenn Du die Bücher gar nicht kennst und nur auf Basis der Hörspiel diskutierst. Ein doofes, aber wahres Beispiel: eine Freundin von mir hat bei der Lektüre von "Der geheime Schlüssel" doch tatsächlich am Ende geweint. Beim Hören des Hörspiels nicht. "Was hat denn der für Freunde??" mag sich der geneigte Leser hier jetzt fragen, vielleicht zurecht, aber das ist ja jetzt nicht das Thema. Ein Buch hat ganz andere Möglichkeiten, eine Geschichte zu transportieren, als ein Hörspiel, und ein geschriebenes Wort ruft teilweise ganz andere emotionale Reaktionen beim Leser hervor als ein gesprochenes Wort beim Hörer. 
Und ich schreibe und schreibe und schreibe hier vor mich hin und habe immer stärker das Gefühl, gerade von einem Fettnapf in den nächsten zu stolpern. Wahrscheinlich sind das alles Fangfragen von Dir, und jeder meiner Sätze wird demnächst zur Beweisführung benutzt, dass Marx doch ein Vollidiot ist. Na ja, Pech, ich wollte noch schnell zur E-/U-Diskussion kommen, danach ist aber auch Schluss hier. 
Früher, so in der Jugend, habe ich mich natürlich ganz, ganz doll über diese Unterscheidung aufgeregt. Inzwischen finde ich sie einfach nur noch lächerlich, denn man muss sich ja nur mal ansehen, was das für Menschen sind, die überhaupt Zeit und Lust haben, sich über ein so dämliches Thema zu unterhalten: Akademiker und selbsternannte Bewahrer der Hohen Kultur oder was weiß ich, mir fehlen da ein bisschen die Worte. Auf jeden Fall Menschen, die ich nicht ernst nehmen kann. Mir begegnete mal eine alte Uni-Dozentin, und sie fragte mich, ob ich nicht derjenige sei, der jetzt "diese Trivialliteratur schreibt". Das meinte sie gar nicht bewusst böse, glaube ich. Aber sie war so sehr in diesem ganzen akademischen Unsinn gefangen, dass sie gar nicht anders konnte, als diesen abwertenden Ausdruck zu verwenden. Wohlgemerkt: Die drei ??? SIND Trivialliteratur, und ich finde das ja auch gar nicht schlimm. Aber für SIE hatte diese Formulierung eine negative Färbung, das war sehr offensichtlich. Hallo? Wo sind wir denn hier? Warum soll ich mir denn von einer Handvoll weltfremder, greiser Professoren, die wahrscheinlich zu dämlich sind, einen Videorekorder zu programmieren oder sich eine Tütensuppe zu kochen, die dafür aber die Gesamtwerke von Penderecki und Stockhausen im CD-Regal stehen haben und mit Goethe-Zitaten um sich schmeißen, als hinge ihr Leben davon ab, sagen lassen, wo's langgeht? 
Und es SIND nur solche Leute, die sich über E und U echauffieren! Ein paar Tausend Bekloppte, die dummerweise ein Publikum haben, das ihnen hin und wieder zuhört, und über das sie ihren elitären Schwachsinn verbreiten können. 
Hatte ich behauptet, ich könne mich nicht mehr so aufregen wie damals in meiner Jugend? Das war eine Lüge. 
Jedenfalls: Wenn's Spaß macht, kann es U oder E sein, das ist mir vollkommen schnurz. In der Literatur mag ich die simplen Dinge lieber. Im Film darf's auch schon mal ein bisschen Kunst sein. Am meisten E gönne ich mir eigentlich in der Musik. Meredith Monk, Harald Weiss, Nikos Mamangakis - immer her damit! Aber ich finde auch Madonna super, who the f**k cares!? (Obwohl die neue Madonna-Single scheiße ist; aber kennt hier jemand das neue Kate Bush-Album? Ist das wohl GEIL!!??) 
Natürlich kann man sagen, dass Sprache, Bildsprache oder Komposition eher einfach oder eher komplex sind. Aber selbst wenn das teilweise (!) einem Qualitätsurteil gleichkommt, heißt das doch noch lange nicht, dass man nur das eine oder nur das andere gut finden darf!? Diese ganzen Kulturtheoretiker sollen sich ihre Us und Es irgendwohin schieben, wo's wehtut und danach mal die Gebrauchsanweisungen ihrer Videorekorder lesen. Mal sehen, wie die literarisch so abschneiden. 
Das war doch jetzt ein schöner Abschlusssatz, oder? Wahrscheinlich habe ich immer noch keine einzige Deiner Fragen beantwortet, aber dafür hat's viel Spaß gemacht. Viele Grüße, 
André
P.S. Kann uns eigentlich noch irgendjemand folgen? Oder nicht? Und liegt es vielleicht daran, dass in der Fragebox seit ein paar Wochen überhaupt nix mehr los ist? Kommt, Leute, traut euch, ich kann auch ganz normal und kurz und knapp antworten, das geht! Manchmal.


112Mr. Murphy © schrieb am 16.11.2005 um 12:20:04: Hallo André! Ich wollte dich noch für die Ausführlichkeit deiner Antworten loben! Wirklich sehr schön! Ich habe doch tatsächlich deine letzte Antwort von 111 ganz gelesen. ;) Interessante Skala!

Mir ist auch aufgefallen, dass seit geraumer Weile in dieser Fragebox sehr wenig los ist. Woran liegt das deiner Meinung nach? Gibt es mittlerweile weniger Fans? Oder zumindest weniger Fans, die online sind? Oder so formuliert: Ist "die Luft raus" aus der Serie? Bei deinen vorherigen Boxen wurden in kürzerer Zeit mehr Fragen gestellt. Ach ja: In deinen vorherigen Frage-Boxen hast du dich noch zu aktuellen Kinofilmen geäußert: Was fandest du dieses Jahr im Kino sehr gut? 

Und schließlich: Kannst du uns schon was über dein nächstes Buch berichten?
André schreibt: Hallo Mr. Murphy, vielen Dank fürs Lesen von Eintrag 111! Wahrscheinlich hätte ich auch nicht ganz so ausführlich geantwortet, wenn etwas mehr los wäre in der Fragebox, aber so ist es nun mal - im Moment herrscht Funkstille. 
Woran das liegt? Vor allem daran, dass ich im Urlaub war, glaube ich, denn VOR Oktober kam ich mit dem Beantworten kaum hinterher. Danach wurde es dann schlagartig ruhiger. Ich glaube nicht, dass die Fans innerhalb von so kurzer Zeit der Serie goodbye sagen. Aber insgesamt stimmt es schon, es ist in den letzten ein, zwei Jahren ruhiger geworden. Ich glaube, das liegt daran, dass der Markt etwas übersättigt ist. Es gab seit 2001 einfach zu viel. Das fing mit Band 100 an, und seitdem jagte ein Event das nächste. Irgendwann war es den Leuten dann genug. Hinzu kommt, dass sich die Fans inzwischen auch auf verschiedene Webseiten verteilen. Früher gab es ja nur die rocky-beach.com und sonst so gut wie nichts. Vor diesem Übersättigungshintergrund finde ich übrigens die derzeitige Hörspielpause gar nicht mal so schlecht. Ich finde es zwar etwas beängstigend, wie heftig (und irrational!) einige Leute auf die Pause reagieren, aber daran kann man wohl nichts ändern. 
Du siehst: Die Stille in der Fragebox verleitet mich schon wieder zum Plaudern. Was wolltest Du noch mal wissen? Ach so, mein neues Buch: Ich habe es noch kein einziges Mal gelesen und verspüre momentan auch überhaupt keine Lust dazu. Insofern kann ich nicht viel sagen, denn ich weiß schon gar nicht mehr so genau, worum es überhaupt geht. Lustig sollte es werden, das weiß ich noch, aber ich habe keine Ahnung, ob's auch lustig geworden ist. 
Kommen wir zu spannenderen Dingen: Kino! Da ich in diesem Jahr sehr viel unterwegs war, war ich relativ selten im Kino, leider! Aber es waren schon ein paar feine Filme dabei. Spontan fällt mir "L.A. Crash" ein, den ich großartig fand, wahrscheinlich einer der besten Filme des Jahres. Ach so, und natürlich "Episode III", obwohl der natürlich GROSSE Schwächen hatte: Amidala verkümmerte von einer toughen Heldin zum jammernden Mütterchen, die (optische) Verwandlung von Palpatine zum Imperator war geradezu lachhaft, und WARUM Anakin plötzlich hundert kleine Jedi-Kinder abschlachtet, ist mir immer noch nicht klar, aber was soll's - es ist Star Wars, da geht's ja nicht wirklich um Logik, oder? Das soll nur gut aussehen und knallen. Und das tat es. 
Überraschend gut fand ich auch den aktuellen "In her shoes" ("In den Schuhen meiner Schwester" oder so ähnlich), obwohl ich bis jetzt noch nicht weiß, warum eigentlich. Denn die Geschichte war ja wirklich nicht besonders originell, im Gegenteil. Und das Erzähltempo ließ auch zu Wünschen übrig. Und Grinsebacke Cameron Diaz hat vor allem eins getan: gegrinst. Aber trotzdem war es irgendwie ein feiner Film. 
Jetzt wollte ich eigentlich noch ein paar andere gute Filme des Jahres aufzählen, aber beim Durchsehen meiner Kinoliste stellte ich schockiert fest, dass 2005 ein echt maues Jahr war. Bis auf "Sin City" war eigentlich nichts dabei, was richtig gut war; das ist tragisch, oder? In punkto tragisch: Hier kommt die Kinotragödie des Monats: 
Harry Potter. Ich habe mir vor einem Monat Karten für die Mitternachtsvorpremiere der englischen Fassung am letzten Dienstag besorgt. Und was passiert? Ich komme um zehn vor zwölf im Kino an, und da wird mir mitgeteilt, dass man leider nur die deutsche Fassung zeigen könne, da Warner Brothers es untersagt habe, die Originalfassung irgendwo auf der Welt VOR dem US-Kinostart (der war nämlich erst am Mittwoch oder Donnerstag) zu zeigen. Ist das nicht lächerlich? Liebe Leute, es ist nur ein FILM, kein Staatsgeheimnis, was soll denn das!? 
Jedenfalls hatte ich die Wahl: deutsche Fassung gucken oder wieder nach Hause fahren und zwei Tage warten. Ich bin wieder nach Hause gefahren, denn auf deutsch hatte ich überhaupt keine Lust. Und zu allem Überfluss (nein, wahrscheinlich aus Ärger über die ganze Geschichte!) bin ich dann auch noch krank geworden, weswegen ich den Film immer noch nicht gesehen habe, aaargh! Ich war jedenfalls echt sauer. Und irgendwie bin ich es immer noch. Danke, Warner Brothers! Vielen, vielen Dank! 
Hm. So ähnlich muss es sich anfühlen, wenn man drei ???-Fan ist und seit einem Dreivierteljahr auf das neue Hörspiel wartet ...


113Call © schrieb am 18.11.2005 um 15:50:14: Wenn auch Dein Bild Götterdämmerung geheißen hätte, wäre dann die Geschichte anders gelaufen? Dämmert es den Göttern/dem Gott oder wem würden dann die Götter/Der Gott dämmern? Hugenay, Justus oder Jaccard? SPOILER Zumindestens hätte sich der Name von Hugenay ja Ändern müssen, Götterdämmerung für ein Kind wäre ein ziemlich bescheuerter Name, irgendwie negativ konotiert. Und irgendwie hätte ja auch dann die Erklärung für den Titel des Bildes anders lauten müssen oder wäre dann ein anderes Motiv auf dem Bild gewesen?
André schreibt: Hätte das Buch "Götterdämmerung" geheißen, wäre das Ende der Geschichte vielleicht ein anderes gewesen. Aber auch nur vielleicht, ehrlich gesagt weiß ich es nämlich nicht so genau. Die Titelwahl fiel auf "Feuermond", als ich gerade mitten im dritten Band war, und im Nachhinein lässt sich schwer sagen, wie ich die Geschichte weitererzählt hätte, wenn es bei "Götterdämmerung" geblieben wäre. Zum Glück vergesse ich aber auch immer ganz schnell, wie das "damals" war beim Schreiben. Ich möchte es auch gar nicht so genau wissen. 
114Hojotoho © schrieb am 18.11.2005 um 16:23:07: Hallo André,
Na, gehts wieder oder soll ich klopfen? :-) Allerdings habe ich den Anlass deines kleinen Ausbruchs nicht so recht verstanden. Warst es nicht du, der von "reiner U(nterhaltung)" sprach und funktioniert nicht die Marxsche Kulturskala (ein drolliges Gebilde) genau mit der Unterscheidung, über die du dich im zweiten Teil deines Eintrags so furchtbar aufregst (obwohl du sie auch da noch munter verwendest)? Bei mir (und auch bei vielen "der ganzen Kulturtheoretiker" usw., die für dich offenbar als Spezies ein Hassobjekt sind, ojeoje) rennst du offene Türen mit der Aussage ein, dass die E/U-Unterscheidung Blödsinn ist. Lieber André, Du operierst hier von Anfang an mit dieser Unterscheidung, nicht die ominösen "greisen Professoren"... :-)
Zum Thema Buch: Ich habe tatsächlich einmal ein Buch von dir in der Bibliothek zu zwei Dritteln gelesen (du bist ja nicht der erste, der behauptet, wenn man nur die Hörspiele kennt, solle man am besten gar nicht den Mund aufmachen). Ich konnte zwischen Geisterschiff/HS und Geisterschiff/Buch bis Seite 80 keinen nennenswerten Unterschied feststellen und habs dann gelassen, weil ich schon das Hörspiel nicht mochte. Außerdem machst du es mir nicht gerade schmackhaft, ein weiteres Buch zur Hand zu nehmen, denn du erzählst mir ja, dass ???-Bücher eher simpel gestrickt seien und Denken bei ihnen nicht unbedingt notwendig ist. Warum also sollte ausgerechnet ich sie dann noch lesen (wollen)?
Dass Kate Bush endlich eine neue Platte herausgebracht hat, hat mich auch gefreut (ich konnte es kaum glauben!). Leider kenne ich diese noch nicht (nur die Single, aber die ist gut), aber ansonsten habe ich alle ihre Platten und liebe die meisten von ihnen.
Herzliche Grüße, H.

André schreibt: Also, jetzt möchtest Du mich aber auch ein kleines bisschen missverstehen, oder? Ich habe doch schon gesagt, dass es selbstverständlich eine Einteilung gibt, dass sie aber nicht wertend sein sollte. Also: Wertend zwar immer Sinne von "Kunst" oder "Unterhaltung", aber nicht wertend im Sinne von "gut" oder "schlecht". Die "greisen Professoren" (die ich mir nicht ausgedacht habe, sondern unter denen ich jahrelang zu leiden hatte!) tun aber genau das, und das ist es, was mich auf die Palme bringt. 
Thema Buch: Auch hier war ich doch deutlich: Du "sollst" Bücher lesen, wenn Du mit mir über emotionale Aspekte in drei ???-Geschichten sprechen möchtest. Weil es genau diese Aspekte nur in den Büchern gibt. In Hörspielen existieren nur die von ihnen geworfenen Schatten. Wenn Du lieber "denken" möchtest: Lies was anderes. 
Kate Bush: Ja, die Single ist schon gut, aber Du solltest Dir wirklich das Album zulegen, es ist einfach der Hammer, vor allem CD 2 (ist ja ein Doppel-Album). 
So, das war jetzt richtig kurz, oder? ;-) 
Mehr (viel mehr!) zum Thema Kulturskala übrigens in einem der neuen Einträge!


115Flori © (Flori@schwarzweissblau.de) schrieb am 19.11.2005 um 03:04:50: Hi André, Ich habe eben deine Marxche Skala gelesen´und bin auch der Meinung die ??? bei 3 eizuordnen. Es gibt auch ur 1 Buchg was ich bisher 2 mal gelesen habe: Spur ins Nichts. Womit wir beim Thema für meine Frage wären. 1. Hast du Hoffnung das es nochmal ein Hörspiel geben wird. Damit meine jetzt nur deine persönliche Meinung, ich weis das du uns das nicht sagen kannst. 2. Magst du Fussball und wenn ja, was ist dein Lieblingsverein und dein Lieblingsstadion? Magst du ehr alte traditionelle, oder diese Neubauten?Die Frage mit den Stadion kann man ja vieleicht auch beantworten, wenn man sich nicht für den Sport interessiert. 3. Kochst du gerne und hast du ein Rezept für uns?
André schreibt: Die Hörspiele: Also, die HOFFNUNG habe ich selbstverständlich. Aber die hat ja wohl fast jeder, und das ist wahrscheinlich nicht das, was Du hören wolltest. Deshalb beantworte ich mal Deine nichtgestellte Frage, ob ich GLAUBE, dass es weiterhin Hörspiele geben wird: 
Ja. Glaube ich. Jenseits aller Spekulationen, warum und wieso und für wie lange es gerade keine Hörspiele gibt, gibt es da für mich nämlich nur eine ausschlaggebende Wahrheit: Mit Hörspielen wird Geld verdient. Viel Geld. Und ALLE, die daran beteiligt sind, wollen was von diesem Geld haben. Also will auch niemand, dass die Serie eingestellt wird. Abgesehen vielleicht von den Leuten, die NICHTS an den Hörspielen verdienen, aber die haben auch absolut keinen Einfluss darauf. So einfach ist das. Es gibt ja bereits drei ???-Fanseiten, auf denen einfach behauptet wird, die Serie sei eingestellt worden. Das ärgert mich sehr, denn es sind nichts als haltlose Gerüchte, die da die Runde machen, und ich verstehe nicht, warum die Leute so etwas einfach auf ihre Seite stellen, anstatt einfach mal in aller Ruhe abzuwarten. 
Fußball: Was war das noch mal? Das mit den Schlägern, oder? Ach nee, das war Tennis. Sorry, Fußball interessiert mich wirklich nicht die Bohne, weshalb sich auch alle anderen Fragen dazu erledigen. 
Kochen: Ich koche nicht gerne und nicht gut, bin aber berühmt für meine Pfannkuchen. Aber auch nur deshalb, weil ich ein Pfannkuchengeheimrezept habe. Das wiederum ist aber SO geheim, dass ich es hier unmöglich verraten kann. 

116Alexander (alex.schoch@gmx.de) schrieb am 20.11.2005 um 21:12:52: Hi André, wenn ich einen Vergleich deiner Bücher zu anderen 3 ??? Büchern ziehe, insbesondere zu denen aus der Neuzeit der Fragezeichen, dann sage ich aus voller Überzeugung, und das ist meine ganz persönliche Meinung, dass du mit Abstand die spannendsten, kreativsten und innovativsten Bücher der drei Protagonisten aus Rocky Beach schreibst ! Das kannst du meinetwegen als Kompliment auffassen, ist aber wie gesagt meine persönlich Meinung, und soll schon gar nicht überheblich oder gar schleimerisch bzw. arschkriecherisch klingen. So jetzt ist es raus, und nun zu meinen Fragen: Die 1. Frage ist eine Persönliche: Wie warst Du in der Schule, insbesondere in Deutsch? Diese Frage hat den Hintergrund, dass ich wissen möchte, ob es überhaupt einen Zusammenhang zwischen dem Beruf des Schriftstellers/Autors und den schulischen Leistungen gibt. Oder ist es in deinen Augen völlig egal, welche Noten man nach Hause bringt, bzw. wie gut man in besagtem Schulfach abgeschnitten hat. Denn es gibt, glaube ich Viele, die vielleicht auch mal in den Beruf des Autors reinschnuppern würden, und mal deine Meinung dazu hören wollen, ob sie sich überhaupt Chancen trotz ihrer schlechten Schulnoten ausrechnen können. Ganz nebenbei interessiert es mich auch brennend. 2. Frage (auch noch mal persönlich): Wie reagierst Du, wenn etwas aus deiner Feder, sei es ein Drei ??? Buch etc. von Kritikern kritisiert werden? Damit meine ich, ob Du mit der Kritik einverstanden bist und sie vielleicht sogar konstruktiv, für spätere Ausführungen verwenden kannst oder, ob Du gleich aufschreist und sagst "Die können mir doch den Buckel runterrutschen". Damit meine ich auch, ob es für Dich einen großen Unterschied macht, ob man von jemandem kritisiert wird, den man sehr bewundert, oder von jemandem, den man überhaupt nicht bewundert (was nicht verletzend wirkt). So nun zur 3. und damit zu einer Feuermond Frage SPOILER (für alle Die, die dieses Meisterwerk (im doppelten Sinne) unverständlicherweise immer noch nicht gelesen haben sollten) Wie kommt der Nachtschatten, der die Rolle des Mittelsmannes zwischen Brittany und Hugenay spielt, am Ende sogar noch auf die Spur, dass beispielsweise Feuermond auf Knox Island zu finden ist? Warum schenkt der gerissene Hugenay ihm soviel Vertrauen, wenn er doch weiß, dass dieser ein brutaler, eigensüchtiger Gegenspieler ist ? 4. Frage zur Thematik "alte versteckte Zentrale": Viele Drei Fragezeichen Leser werden Dir von ganzem Herzen danken (mich eingeschlossen), dass Du den Zustand der alten Zentrale wiederhergestellt hast. Endlich ist alles (bis auf das Alter und die Autos der Drei) wieder so wie früher. Allerdings stößt mir eine Kleinigkeit sauer im Magen auf. Haben Justus, Peter und Bob nicht eine Entwicklung vom Gespensterschloss bis zum 125. Band durchgemacht, und sind nun nicht mehr die jungen Detektive, sondern schon im jungendlichen Alter von 16 Jahren und fahren sogar schon Auto. Dann wundert es mich nämlich, dass Justus die Zentrale wieder unter all dem Schrott verschwinden lassen möchte. Denn ein "richtiges" Detektivunternehmen braucht doch eine "richtige" Zentrale, die von der alten Oma, die ihre Handtasche vermisst, "aufgesucht" werden kann. Oder will Justus einfach keine unerwarteten, lästigen Besucher mehr? 5. Das ist eigentlich nicht so sehr eine Frage, sondern vielmehr eine Art Traum. Könntest Du dir vorstellen, eine eigene Kinder/Jugendbuch Reihe mit eigenständigen Charakteren, die sich immer wieder weiterentwickeln, unabhängig der Drei Fragezeichen Reihe, zu schreiben? (Du liegst nicht ganz so falsch, wenn du bei dieser Anspielung an eine gewisse Frau Rowling denkst) Allerdings verstehe ich darunter um Himmels Willen nicht, dass du eine zweite Harry Potter Reihe schreiben sollst, sondern vielmehr ,wie schon gesagt eine eigenständige Geschichte aufbaust mit deinen wunderbaren, kreativen Ideen, die du ja auch in jeder deiner Drei Fragezeichen Bücher mit einbaust. Wie du ja schon in mehreren Beiträgen betont hast, bist du ja ein richtiger Fan von Harry Potter geworden (wie ich im Übrigen auch geworden bin nach dem 2. Buch). Und deine Ideen sind, wie du mit deinen 3 Fragezeichen Büchern immer wieder aufs Neue beweist, in meinen Augen mit mindestens genauso viel Reichtum gefüllt, wie die von J.K. Rowling. Also denk, doch mal über eine Kinder/Jugendbuch Reihe mit spannenden Abenteuern im Stile eines Harry Potter Romans nach, wenn du entweder mehr Zeit zum schreiben hast, oder die 3 ??? an den Nagel gehängt hast. Es wäre wirklich phänomenal und da spreche ich bestimmt nicht nur für mich selbst, wenn du das mal überdenken würdest. Du hast ja selbst gesagt "Die Geschichten reichen in ihrer Qualität nicht an die der Harry-Potter-Bücher heran". Oder würdest du dir das einfach nicht zutrauen, da dir so ein Roman zu komplex erscheint. Ganz davon abgesehen würden deine Bücher auf der Marxschen Kulturskala von 3 auf 5 steigen ?) und somit einen enormen Sprung nach vorne machen. Verstehe das bitte nicht falsch, ich meine das völlig ernst und bin überzeugt, dass du dir darüber bestimmt ein paar Gedanken machen würdest. In diesem Sinne, immer weiter so !!!
André schreibt: Hallo Alexander! Mach Dir mal keine Sorgen, ich erkenne ein Kompliment, wenn ich es sehe, und ich bin absolut in der Lage, es anzunehmen. ;-) Vielen Dank! Nun zu Deinen Fragen: 
1. In Deutsch war ich eigentlich immer sehr gut. Und ich würde schon behaupten, dass es da einen Zusammenhang zu meinem jetzigen Job gibt: Wer irgendwann mal Bücher schreiben will, hat ganz automatisch schon als Kind Interesse an Literatur und Sprache im weitesten Sinne, anders kann ich mir das gar nicht vorstellen. Deutsch ist mir immer extrem leicht gefallen, und der leichte Umgang mit Sprache ist ja eine Grundvoraussetzung, wenn man einen längeren Text schreiben will. Daher glaube ich nicht, dass es Schriftsteller gibt, die in Deutsch in der Schule schlecht waren. Es sei denn, sie haben sich dem Unterricht bewusst verweigert (weil es ihnen zu dämlich war) oder sie hatten ein Arschloch als Lehrer. In diesem Fall können sie natürlich brillante Sprachkünstler gewesen sein und trotzdem eine fünf gehabt haben. Aber das wiederum ist fürs Berufsleben eines Autors auch völlig egal, denn es will ja niemand Deine Zeugnisse sehen, wenn Du ein Manuskript irgendwo einreichst. 
2. Mit Kritik kann ich eigentlich gut umgehen, solange sie sachlich bleibt und begründet ist. Wenn jemand sagt: "Ich finde das Buch scheiße, weil es doof ist", dann kann ich damit natürlich nichts anfangen und neige eher dazu, diese Kritik nicht weiter zu beachten. Aber sobald Argumente kommen und der Kritiker nicht unverschämt wird, kommt das alles sehr wohl bei mir an und kann bisweilen sogar etwas bewirken. 
3. Die Feuermond-Frage: Oje, ich muss gestehen, ich habe die Geschichte schon gar nicht mehr so genau im Kopf, aber ich versuche mal mein Bestes: Woher weiß der Nachtschatten von dem Knox-Island-Versteck? Weil Hugenay es ihm erzählt hat. Und warum hat Hugenay es ihm erzählt? Ich fürchte, das hat der arme Victor sich am Ende auch gefragt. Ich nehme an, er hat den Nachtschatten einfach unterschätzt. 
4. Die versteckte Zentrale wurde ja schon von mehreren Leuten bemängelt. Das hat mich sehr gewundert, weil ich davon ausgegangen war, dass zumindest dieser eine Punkt in "Feuermond" auf uneingeschränkte Begeisterung stoßen würde. War aber nicht so. So kann man sich täuschen. Jedenfalls war die NICHT versteckte Zentrale für mich immer eine fauler Kompromiss. Außerdem ging es mir auf den Keks, dass es dort ständig ungebetene Besucher gab. Damit haben es sich die Autoren (inklusive mir selbst) verdammt einfach gemacht. Ich fand es früher, als es einen wirklich absolut GEHEIMEN Rückzugspunkt für die drei Detektive gab, viel besser. Natürlich hast Du Recht: Sie müssten eigentlich ein bisschen aus dem Alter raus sein. Aber ich weiß noch, dass ich als Leser (früher, als Kind) die Vorstellung einer unentdeckten Zentrale immer ganz toll und abenteuerlich fand. Die Serie verlor ganz gewaltig an Charme, als dieser Punkt verloren ging. Deshalb habe ich das Rad der Zeit wieder zurückgedreht. Ich weiß, dass zumindest die Kinder von heute eine versteckte Zentrale viel geiler finden werden als eine nicht versteckte. Es ist ganz einfach geheimnisvoller! Und darum geht es doch bei den drei ???, um Geheimnisse, oder? 
5. Das mit der eigenen, drei ???-unabhängigen Reihe ist natürlich eine ganz feine Idee. Und sie spukt mir schon seit etwa acht Jahren im Kopf herum. Es gibt bereits ein paar grandiose Ideen und Konzepte und so weiter. Aber so toll die Ideen und Konzepte auch sein mögen, früher oder später kommt man an den Punkt, an dem man sich einfach hinsetzen und anfangen muss zu schreiben, und um diesen Punkt habe ich mich mithilfe neuer drei ???-Bücher bisher immer erfolgreich herummanövriert. Ich bin sicher: Irgendwann wird es eine eigene Reihe geben. Aber frag mich nicht wann. Ach so, und in Harry Potter-Richtung wird es ganz selbstverständlich NICHT gehen, das wäre ja noch schöner. Überhaupt habe ich in den letzten Einträgen vor allem deshalb so häufig Harry Potter erwähnt, weil (fast) jeder etwas damit anfangen kann. Natürlich AUCH, weil ich ein Potter-Fan bin, aber das war nicht der Hauptgrund. Ich bin Fan von vielen Dingen, die meisten kennt bloß leider kein Mensch.

117Rocky Beacher © schrieb am 21.11.2005 um 14:34:52: Hallo André, Ich muss sagen, dass ich deine Antwort zum Beitrag von Hojotoho sehr genossen habe. Mehr davon! ;) Das war so bildlich, dass ich dich förmlich vor mir gesehen habe. So, was will ich nun? Ich habe mir mal Gedanken über deine "Marxsche Kulturskala" gemacht, unabhängig von den drei ???. Ich finde diese Skala sehr interessant und zugleich diskussionswürdig, was gewissermaßen die Folge davon ist, denn man redet doch nur über kontroverse, gemüterbewegende (Einschub: Ich glaube dieses Wort existiert nicht offiziell) Themen. Ich fange erst einmal damit an deine Definition vom Wort "Kunst" zu kritisieren, wenn du keine Einwände hast. :) Zu spät; also du sagst, Kunst sei das, "was von Kritikern, Feuilletonisten und Menschen, die von sich behaupten, sich "damit" auszukennen, als Kunst bezeichnet wird. Und was gleichzeitig auch von der breiten Masse so akzeptiert wird." Das finde ich verwirrend. Damit unterwirft man sich doch einer Autorität, einer höheren, bewertenden Instanz. Das heißt, eine Elite entscheidet, was Kunst für mich ist und was nicht. Menschen, die Literatur, Kunst, was weiß ich, studiert haben, die darüber dozieren, schreiben und ihre "kompetente" Meinung zum Besten geben. Am Ende ärgerst du dich allerdings über diese Autoritäten, die "nicht mal einen Videorekorder bedienen können". Du würdest dich also nicht zu dieser Elite zählen, denn du hast, wie du sagst, dies nicht studiert und du schreibst "Trivialliteratur" (über diesen Begriff ließe sich auch trefflich streiten). Dann sagst du aber, dass dieses "kompetente Wissen" gleichzeitig auch von der "breiten Masse akzeptiert wird", soll heißen, auch von dir und von mir und der Mehrheit der Registrierten User hier. Dazu folgende Fragen: 1. Meinst du wirklich, dass die "breite Masse" wirklich durchweg im Stande ist, diese "Empfehlungen" anzunehmen, betrachtet vom Urteilsvermögen her? Oder akzeptieren es die meisten, um sich aufzuwerten, durch eine Anerkennung dessen, durch eine Erhebung zur Elite? 2. "Breite Masse" hat für mich etwas tief demokratisches, sprich, die Mehrheit hat immer Recht. Dies ist jedoch nachweislich eine bewiesene Fehlannahme und zugleich der größte Fehler einer Demokratie. Damit meine ich, dass eine Mehrheit nie ein sicheres Anzeichen für eine Richtigkeit, eine Wahrheit sein kann. Siehst du das anders? Es ist doch das gleiche Problem wie mit Werten, wer legt sie fest? Nur eine übergeordnete Instanz kann das letztlich, die sich auf den Menschen stützt, jedoch nicht auf eine profane Mehrheit. So verhält es sich, meiner Meinung nach, auch in Belangen der Kunst. Zur Skala selbst: Du sagst, eine 1 steht für einfachste Unterhaltung, eine 5 für perfekte Unterhaltung und eine 10 für Kunst ohne Unterhaltungsanspruch. Da fällt mir zuerst auf, dass eine gewisse Flexibilität fehlt. Hojotoho hat dazu einen schönen Satz gesagt: "Ich finde ja, wie gesagt, Unterhaltung dann besonders unterhaltend, wenn ich bei ihr auch denken darf." Wann fängt also Unterhaltung an? Das ist stark abhängig vom Individuum. Es gibt Menschen, da tritt die Befriedigung ein, wenn sie einen Film sehen oder ein Buch lesen, welches der Stufe 1 zugeordnet werden kann, lassen wir einmal unberücksichtigt, wer diese Einteilung vornimmt. Ich möchte hier auch gleich einmal mit dem Vorurteil (und nichts anderes ist es) aufräumen, das alles subjektiv ist und dass sich über Geschmack nicht streiten lässt. Es gibt nun einmal schlechten und es gibt nun einmal guten Geschmack. Wie sich dies definiert, dazu könnte ein begabter Philosoph eine einigermaßen deutliche Formel finden. Denn wir haben Werte, die allgemein akzeptiert sind, allerdings nicht durch eine Mehrheit, sondern durch den Verstand, das Gewissen, die Moral des denkenden Individuums. Ich möchte jetzt nicht tiefer in die Gefilde der Philosophie vorstoßen, denn das ist nicht das primäre Element dieser Diskussion. Also, was ich damit sagen will, es gibt Menschen, die mit Medien der Stufe 1 befriedigt sind und denen ein Medium der Stufe 2 bereits mehr Kunst (im Sinne von Unverständnis) als Unterhaltung darstellt. So gibt es auch Menschen, denen ein Medium der Stufe 7 zu trivial ist und sie nach mehr Kunst, mehr Wissen, mehr Verständnis dürsten. Deine Skala ist somit von dir geeicht, was heißt, dass du deine Position der höchsten Befriedigung im Schnitt auf der 5 siehst, mit Platz nach oben. Somit schreibst du Bücher, die dir künstlerisch eigentlich zu arm bestückt sind. Was aber auch heißt, dass du mit deinem Kunstverständnis von höheren Ebenen "Kunst" (als Element) auf diese 3-er Ebene transferieren kannst, bzw. schon gemacht hast, dass es auf eine 3 kommen konnte oder einige Bücher sogar auf eine 4. 10 ist deiner Meinung nach "Kunst ohne jeden Unterhaltungsanspruch". Ist das nicht eine gehörige Antithese? Will denn Kunst nicht tief im Inneren unterhalten. Wo haben Genies, die Kunst in den höchsten Ebenen fabriziert haben, denn ihre Reputation her? Von Menschen, mit einem hohen Kunstverständnis, die keinerlei Unterhaltung bedürfen oder von Menschen, deren es an Kunstverstand mangelt und die sich dieser Kunst nur hingegeben haben, um sich aufzuwerten, ohne jegliche Kenntnis und Erfassung der Kunst? Beides nicht. Sie haben sie von Menschen, die erst bei einem hohen Kunstanteil überhaupt unterhalten werden können, Menschen mit einem außerordentlichen Kunstverstand und damit einem hohen Wissenshorizont, wie z.B. ein Oscar Wilde. Deiner Skala fehlt, meiner Meinung nach, die Flexibilität, resultierend aus dem Individuum. Selbst du hast ein differierendes Kunstverständnis zwischen Literatur, Film und Musik. Zur Skalaeinteilung: Gleiches Maß an Kunst und Unterhaltung ist also nach meinen Betrachtungen der Schlüssel zu einem perfekten Medium für ein bestimmtes Individuum. Beispiel: Jemand ist bei seinen Grenzen angelangt bei einem Arztroman, für ihn ist der niedrige, eigentlich nicht vorhandene Kunstgehalt das Maximale was noch zu einem Höchstmaß an Unterhaltungsbefriedigung führt. Anderes Beispiel: Jemand entdeckt immer wieder neue Aspekte, im Zusammenhang mit wachsender Reife, wachsendem Verstand, in Goethes Faust. Er wird immer wieder herausgefordert, sein Horizont erweitert sich dadurch jedoch und dies befriedigt ihn im Höchstmaße, soll heißen, für ihn ist der Höchstgenuss eine 10. So, jetzt werde ich mal unwissenschaftlich. 1 - Arztroman, Heimatfilm, anspruchslose Volksmusik - das sehe ich genauso 3 - Die drei ???, gleichgesetzt mit Rosamunde Pilcher und Dan Brown? Aber bitte! Rosamunde Pilcher ist doch anspruchsloser als Die drei ???, das ist bestenfalls eine wackelige 2, von Dan Brown, diesem Menschenverdummer gar nicht zu reden. Es gibt auch Literatur, die mit dem Schein der Kunst verpackt ist um die eigentliche Trivialität zu Verschleiern. Die drei ??? sind da ehrlicher, sie benutzen einen scheinkünstlerischen Anstrich gar nicht. 5 - Harry Potter, habe ich nie gelesen und gesehen, weil ich weiß, dass es mich nicht im Ansatz befriedigen könnte. Bei dir ist es das Optimum, eine Waage, die sich gleichermaßen hält zwischen Kunst und Unterhaltung. Da spielt die Ansicht, die Definition des individuellen Verständnisses von Kunst eine entscheidende Rolle. Man muss bedenken, dass es auf einer Skaleneinheit, mehrere Arten von Kunst gibt, mehrere Ebenen mit gleichem Anspruch. Das habe ich auch noch nicht bedacht, da müsste man ins Detail gehen. Dennoch würde ich Harry Potter niedriger ansiedeln, müsste dazu aber die Originalbücher in Englisch lesen und den Stil bewerten, was mir hoffentlich erspart bleibt. Da gibt es gewaltige Unterschiede zwischen den einzelnen Individuen. Für mich ist Monet größere Kunst als Picasso. Hier muss man auch noch unterscheiden zwischen den Mitteln, mit denen die Kunst herbeigeführt wird und mit dem Resultat. Auch ein hochkünstlerisches Resultat kann mit weniger künstlerischen Mitteln herbeigeführt werden, das ist noch ein Punkt, der beachtet werden muss. Salingers Catcher in the Rye ist für mich eine 10, besonders aufgrund des Resultates, obwohl ich auch von den Mitteln Salingers eine ganze Menge halte, wären diese wohl eher etwas niedriger als bei einer 10 anzusiedeln. Ab 7 und 8 geht's dann wahrscheinlich an die großen Literaten unserer Geschichte. War dann doch nicht so unwissenschaftlich, jedenfalls hat mir dein Kommentar einen gehörigen Anstoß gegeben mir über dieses Thema den Kopf zu zerbrechen. Damit hast du mich in der Zeit, während ich darüber nachgedacht habe an ein solides Maß zwischen Kunst und Unterhaltung geführt, auch im übertragenen Sinne. Danke dafür. Entschuldigung für dieses philosophische Abschweifen, aber du wolltest ja unbedingt neue Beiträge... ;) Viele Grüße,
André schreibt: Himmel, da habe ich ja was angerichtet! Nachdem ich Hojotohos letzten Eintrag geradezu vorbildlich kurz und knapp beantworten konnte, kommst Du und wärmst das alles noch mal auf! Also schön, auf geht's! 
Bei meiner Kunst-Definition hast Du leider einen entscheidenden Punkt missverstanden: Das, was ich da geschrieben habe, war die FÜR DIE MARXSCHE KULTURSKALA MASSGEBLICHE Definition. NICHT meine oder gar eine allgemeingültige Definition. Das Problem ist nämlich: Man kann Kunst nicht so definieren, dass alle zufrieden sind. Und ich habe in meinem Leben schon so viele Kunst-Definitions-Diskussionen geführt, dass ich auch gar keine Lust mehr habe, es zu versuchen, denn das Thema kann sehr ermüdend sein. Trotzdem musste ich, um meine Skala zu erläutern, irgendeine Kunstdefinition bei der Hand haben, weil sonst unvermeidlicherweise die Frage gekommen wäre: Was ist denn überhaupt Kunst, Herr Marx? Also habe ich die einfachste aller Möglichkeiten gewählt und gesagt: Kunst ist das, was "so ganz allgemein" als Kunst gilt. Das ist natürlich sehr, sehr ungenau und blöd, aber zumindest weiß damit jeder, welche Richtung ich hier einschlage. Es ging mir nicht darum, über den Kunstbegriff zu philosophieren. Es ging mir darum, meine Skala an den Mann zu bringen. Was Kunst ist und was nicht und wer darüber entscheiden sollte, ist ein völlig anderes Thema, das ich eigentlich gar nicht diskutieren wollte. Deshalb: Die Kunstdefinition aus Eintrag 111 hat nichts mit meinem persönlichen Verständnis von Kunst zu tun, sie diente lediglich zur Veranschaulichung und Vereinfachung der Marxschen Kulturskala. 
Trotzdem gibt es natürlich die Leute, die sagen: Das ist Kunst, das nicht. Und ob man dafür studiert haben muss, weiß ich nicht. Ganz nebenbei HABE ich sogar Kunst studiert. UND Literatur! Ha! Ich müsste also allen Nicht-Akademikern in diesem Bereich furchtbar viel voraus haben. Habe ich aber nicht. Natürlich kann man Kunst mit ein bisschen Hintergrundwissen ein wenig besser einordnen und vielleicht auch beurteilen, als wenn man gar keine Ahnung von der Materie hätte. Aber das heißt ja noch lange nicht, dass man Urteile über irgendwas fällen kann. Am Ende muss man sich diesen ganzen Definitionskram nämlich an den Hut stecken und sich nur noch fragen, ob einem das Bild/das Buch/der Film/das Musikstück gefällt oder nicht. Ob es einen irgendwie anspricht oder kalt lässt. Was mich zur Raserei bringt, ist, wenn selbsternannte Kulturgurus sagen: "Buch X ist ja bloß Trivialliteratur, darüber brauchen wir ja gar nicht zu reden." Sie mögen ja Recht haben, dass Buch X trivial ist, aber das heißt doch nicht, dass es deshalb schlecht sein muss! Oder noch schlimmer: dass es den Leser automatisch kalt lässt! Ehrlich gesagt habe ich von trivialen Büchern und Filmen bisher mehr profitiert als von anerkannter Kunst. Sie haben mich stärker berührt, gefesselt und zum Nachdenken angeregt als alle Kunst dieser Welt. Warum also, frage ich mich, gibt es Menschen, die diese trivialen Dinge nicht gelten lassen? 
So, jetzt habe ich mich SCHON wieder mitreißen lassen. Verdammt. Dabei hast Du doch gezielte Fragen gestellt! Wie zum Beispiel: 1. "Meinst du wirklich, dass die "breite Masse" wirklich durchweg im Stande ist, diese "Empfehlungen" anzunehmen, betrachtet vom Urteilsvermögen her? Oder akzeptieren es die meisten, um sich aufzuwerten, durch eine Anerkennung dessen, durch eine Erhebung zur Elite?" 
Hm, passt jetzt gar nicht mehr so richtig zum Thema, da ich es ja nicht für ratsam halte, irgendwelche Empfehlungen anzunehmen. Aber wenn Du schon fragst: Ich glaube, viele Menschen akzeptieren sie, um dazuzugehören. Die stehen dann in irgendwelchen Galerien herum und behaupten, das alles ganz faszinierend zu finden, obwohl es sie eigentlich anödet. 
2. Ich glaube nicht, dass die Mehrheit automatisch Recht hat, aber das wirft auch gleich schon wieder die Frage auf, was denn überhaupt "Recht" ist. Recht oder Moral oder Kunst oder was auch immer - das sind alles abstrakte Begriffe, für die man eine Definition finden kann, sollte, muss oder auch nicht, aber auf jeden Fall sprengt das den Rahmen dieser Fragebox, deshalb bin ich mal gemein und entziehe mich der Thematik, indem ich flugs zum nächsten Punkt weiterhüpfe: Die Skala selbst. Die hast Du leider etwas missverstanden. Und aus diesem Missverständnis resultieren auch sämtliche Deiner Fragen und Kritikpunkte. Es ist nämlich NICHT so, dass bereits mit der 2 der Kunstanspruch einsetzt und sich kontinuierlich bis zur 10 fortsetzt. Die Kunst beginnt erst bei der 6! Von der 1 bis zur 5 ist es lediglich Unterhaltung von der einfachsten bis zur komplexen Sorte. Ab der 6 nimmt der Unterhaltungsanspruch zugunsten der Kunst AB! Das ist der entscheidende Unterschied! Mrs Rowling, um mal bei dem populären Beispiel zu bleiben, opfert für keinen einzigen Satz in "Harry Potter" ihren Anspruch, unterhalten zu wollen. Sie will eine Geschichte erzählen, NICHTS anderes. Sie will nicht die Welt verändern oder ihre politische Meinung kundtun oder gesellschaftliche Missstände anprangern oder sonst was. Dass sie es möglicherweise mit jedem einzelnen geschriebenen Satz DOCH tut, mag sein, ist aber hier unwichtig, weil es nämlich nicht ihr ZIEL ist. Die Intention des Kulturschaffenden ist ausschlaggebend. Was will die Autorin? Was will der Filmemacher? 
Wenn Lars von Trier in "Manderlay" die Kulissen weglässt, dann fordert er den Zuschauer damit zu etwas auf. Er sagt: "Hallo! Aufgemerkt, liebes Publikum! Ich habe die Kulissen weggelassen und stattdessen weiße Klebestreifen auf den schwarzen Boden geklebt! Das ist eine eindeutiges Kunsterkennungsmerkmal! Schön aufpassen jetzt, die nächsten 120 Minuten haben nämlich etwas zu BEDEUTEN!" Und dann kommt auch prompt eine Demokratie-Parabel, die ganz bestimmt etwas zu bedeuten hat, und zwar MEHR als bloße Unterhaltung: Herr von Trier möchte NICHT nur eine Geschichte erzählen, er will uns etwas erklären oder unser Weltbild ins Wanken bringen oder irgendwas. "Manderlay" gibt stellenweise das flüssige Erzählen einer Geschichte zugunsten der Kunst auf. Der Film ist also eine 7 oder gar 8. 
Und vor diesem Hintergrund sind die drei ??? eben eine 3, weil sie NUR Geschichten erzählen wollen, nichts anderes. Mit Kunst hat das genauso wenig zu tun wie die Fünf Freunde oder Harry Potter. Von 1 bis 5 = keine Kunst. Lediglich die Komplexität der Geschichten, die Glaubwürdigkeit der Figuren und die Originalität der Sprache variieren von der 1 bis zu 5, mehr nicht. Deshalb habe ich mitnichten irgendwas Künstlerisches in den drei ??? "versteckt" oder so. Es gibt keine Botschaft, es gibt nichts zum Nachdenken, es gibt keinen doppelten Boden, es gibt keinen Subtext, es gibt lediglich die Geschichte, mehr nicht. Die perfekte Befriedigung finde ich daher auch nicht in einer ausgewogenen Mischung aus Kunst und Unterhaltung. Die läge nämlich bei einer 7,5. NICHT bei der 5. 5 ist perfektionierte Unterhaltung, mehr nicht. 
Nun kann man natürlich sagen: "Aber selbstverständlich hat Harry Potter einen Subtext! Dann muss es doch Kunst sein!" Aber hier verweise ich wieder auf die Intention des Kulturschaffenden: Ja, Harry Potter hat einen Subtext, sogar die drei ??? haben hier und da einen, aber das ist eher eine Unvermeidbarkeit als eine feste Absicht. Und das Hauptanliegen der Unterhaltung wird nicht zugunsten einer "Botschaft" vernachlässigt. 
Flexibilität der Kulturskala: 
Der Einzelne kann sich selbstverständlich von Goethes "Faust" besser unterhalten fühlen als von Rosamunde Pilcher. Aber das widerspricht ja der Skala nicht! Ich sage ja nur: Bis zur 5 geht es ausschließlich um Unterhaltung! Wer mehr will, wer Botschaft will, wer mehrere Ebenen will, wer "was zum Denken" will (wie Hojotoho), wer Kunst will, muss jenseits der 5 auf die Suche gehen! Zum Beispiel bei "Faust" (für mich, je länger ich darüber nachdenke, schon eher eine 8 als eine 7). 
Nächste Frage: "10 ist deiner Meinung nach "Kunst ohne jeden Unterhaltungsanspruch". Ist das nicht eine gehörige Antithese? Will denn Kunst nicht tief im Inneren unterhalten?" 
Äääähhh ... nein. Jedenfalls nicht nach meiner Skala. Kunst auf Stufe 10 will nicht unterhalten. Oder sagen wir so: Vielleicht will sie schon, aber sie hat es bei mir noch kein einziges Mal geschafft. Und schon nähern wir uns einer weiteren Definitionsfrage: Was ist Unterhaltung? Aber auch das sprengt den Rahmen der Fragebox. Für meine (ganz private und für den Eigengebrauch kreierte!) Kulturskala muss ich sagen: Kunst auf der 10 ist nur noch verschlüsselte Botschaft, nichts anderes mehr. Im Bereich der Literatur ist sie auf jeden Fall kein Stück mehr narrativ. Ein dadaistisches Gedicht z.B. wäre Literatur auf der 10. (Wobei der Dadaismus auch schon wieder so speziell ist, dass er sich nicht gut als Beispiel eignet, aber mir fällt gerade nichts anderes ein.) Das kann natürlich auch unterhaltsam sein, aber der Unterhaltungsaspekt ist nicht vom Künstler beabsichtigt oder gar herausgearbeitet worden. Er ergibt sich eher zufällig, und es ganz allein dem Rezipienten zu verdanken, wenn er sich irgendwie unterhalten fühlt. 
Pilcher und Brown: Ich muss gestehen, ich habe Rosamunde Pilcher nie gelesen, kann mir also eigentlich kein Urteil erlauben. Die 3 für Pilcher war geraten. Die 3 für Brown war nicht geraten. Brown hat ein paar Stärken und ein paar (große!) Schwächen, genauso wie die drei ???, daher passt das für mich schon. Man muss dann halt sehen, welche Unterhaltungsaspekte einem persönlich wichtig sind. Ist einem ein genau recherchierter Hintergrund wichtig beim Lesen einer Geschichte? Dann ist man mit Dan Brown gut beraten. Wenn man glaubwürdige Figuren sucht, sollte man besser einen Bogen um ihn machen. Wer phantasievolle, knifflige Plots im Bereich Kinderkrimi sucht, ist mit den drei ??? bestens beraten. Dafür hapert es hier häufig bei der Glaubwürdigkeit. So oder so: Man landet bei der 3, finde ich. 
Und "Catcher in the Rye" darf auch nicht auf die 10, denn dieses Buch IST narrativ, also unterhaltend, und hat daher auf der 10 in der Marxschen Kulturskala nichts zu suchen. Wenn ich es mit Goethes "Faust" auf der 8 vergleiche, ist "Catcher in the Rye" höchstens eine 7, eher eine 6. 
So. Mit etwas Glück ist die Fragebox geschlossen, bevor alle über mich herfallen können, weil ich wieder nur Bockmist verzapft habe. Aber lassen wir uns mal überraschen!

118Stephan © (smasterfrank@web.de) schrieb am 24.11.2005 um 17:58:18: Hallo André, magst du eigentlich diese Monster-Einträge, oder lieber diese Einträge, wo du 'nen Zweizweiler druntersetzen kannst und gut ist? Ich als Fan hab lieber diese ellenlangen Einträge. Endlich nimmst du mal richtig Stellung zu den Dingen. Wovor hast du eigentlich Angst bei diesen langen (und auch sehr ins Detail gehenden) Eintägen (Weil du schreibst ja immer, dass du dich kurzfassen willst und so)? Und vom Aufwand her dürfte es für dich als Autor doch auch nicht unbedingt sooo anstrengend sein, oder? Aber noch 'ne Nebenfrage zur Marx'schen Kulturskala, müsste es solche Skalen nicht eigentlich schon geben frag ich dich jetzt mal, da du dich da eigentlich Auskennen müsstest weil das ja dein Beruf ist und so? Und noch eine letzte Frage, wie lange brauchst du eigentlich immer, um so eine Frage zu beantworten? Schreibst du da direkt drauf los oder denkste vorher auch mal richtig lange nach. Wie lange hast du für meine Fragen zum Beispiel eigentlich gebraucht? MfG Stephan
André schreibt: Also, die Zweizeiler-Antworten gehen zwar schnell, sind aber meist etwas langweilig. Ich habe ja auch Spaß an ausführlichen Antworten, sonst würde ich sie ja nicht geben. Aber manchmal, so wie in jüngster Vergangenheit, sprengen sowohl die Fragen als auch die Antworten ein klein wenig den Rahmen. Zum einen frage ich mich, wer das ganze Zeug noch lesen soll (zumal die Fragebox, rein Layout-technisch, ja auch nicht gerade lesefreundlich ist). Zum anderen sitze ich an einer Antwort wie 111 oder 117 schon ziemlich lange. Ein, zwei Stunden gehen da ganz gern mal drauf. Hinzu kommt, dass ich die Antworten nie sofort abschicke, sondern immer mindestens einen Tag ruhen lasse, damit ich sie noch mal überarbeiten kann. Ist eine Art Berufskrankheit: Lass NIEMALS jemanden einen unredigierten Text lesen! 
Angst habe ich bei der Fragebox vor allem davor, zu viel preiszugeben. Ich will schon offen und ehrlich Rede und Antwort stehen, aber gleichzeitig möchte ich natürlich nicht zur öffentlichen Person mutieren. Einige Dinge gehen die Leute schlicht und ergreifend nichts an, und ich spreche jetzt nicht von privaten, sondern durchaus auch von beruflichen Sachen. Ich bewege mich immer sehr scharf an der Grenze zum Zu-viel-Erzählen. 
Die Marxsche Kulturskala: Ja, solche Skalen gibt es garantiert schon zu Dutzenden, aber ehrlich gesagt interessiert mich dieses Zeug nur, wenn ich es selbst erfinde. Ansonsten halte ich nicht viel von dieser Art von theoretischer Auseinandersetzung. 
So. Für die erste Fassung dieser Antwort habe ich etwa zehn bis fünfzehn Minuten gebraucht. Für das Redigieren noch mal drei oder vier Minuten.

119Rocky Beacher © schrieb am 24.11.2005 um 21:35:10: Hallo André Erst einmal danke, für die Antwort. Und entschuldige noch einmal, dass ich so weit ausgeholt habe. Ein kleiner Anfall von Philosophie hat mich da wohl geritten, deine Skala auseinander zu nehmen und in einen gewissen Kontext bringen zu wollen. Es ist natürlich immer ermüdend und am Ende doch unbefriedigend, abstrakte, aber doch lebenselementare Dinge, definieren zu wollen. Aber ist es nicht eine Folge von einem Bedürfnis nach Sicherheit, in Form von Gewissheit, welche es in der Welt offensichtlich nicht zu geben scheint? Im Grunde könnte man sicher sagen "Kunst ist das, was der Konsument für Kunst hält" Am Ende zählt, da bin ich ganz deiner Meinung, nur, ob es einem gefällt oder nicht. Mit Begriffen wie Moral oder Recht, um bei den Beispielen zu bleiben, funktioniert das jedoch nicht. Man kann nicht sagen, "Recht ist das, was der Bürger für Recht hält". Deswegen wahrscheinlich auch mein Ansatz einer Kunstdefinition. Aber gut, weg von der Philosophie. Bleiben wir bei "Kunst ist das, was der Konsument, sprich das Individuum, für Kunst hält" uns somit kann man natürlich nicht über "Trivialliteratur" hinwegsehen. Ich möchte nicht sagen, dass mich Trivialliteratur sehr viel mehr geprägt hat als das andere Extrem, aber ich bin ja schließlich hier, weil ich die drei ??? liebe, ich so gut wie alle Bücher gelesen habe und sie mir viele schöne Stunden bereitet haben, wie auch einige andere "triviale" Medien. Ich glaube übrigens auch, dass viele Menschen immer wieder dahin abdriften, für sie unbefriedigende "allgemeingültige" Kunst, für Kunst zu halten, um sich aufzuwerten. Zur Skala: Aha, die Kunst beginnt erst ab der 6, das hatte ich in der Tat anders aufgefasst. 7,5 wäre also dann das ausgewogene Verhältnis. Das ist dann aber von 5-10 doch ultimativer als von 1-5, da es dort keinerlei Kunstanteil gibt, bei 5-10 jedoch einen Unterhaltungsanteil, auch wenn er abnimmt. Da würde sich so mancher doch die Frage stellen, ob im Umkehrschluss, entgegen deiner These, Literatur ohne Kunstanspruch in Perfektion nicht dadurch schon einen Kunstanteil beinhalten würde und dieser eben nicht durch eine anfänglich kontroverse Intention verloren gegangen wäre. Denn nur das Resultat zählt doch für den, der bewertet. Mal naiv gefragt, nach deiner These, müsste dann der Autor von Kunst die feste Absicht haben, Kunst zu schaffen. Wie auch immer. Kern deiner Skala bleibt aber, dass mit steigendem Kunstanteil, die Unterhaltung fallen muss. Jetzt, da ich deine Skala hoffentlich verstanden habe, kann ich deine Wertungen besser nachvollziehen. Faust I. wäre bei mir auch eine 8; Faust II. eher eine 9. Der Catcher wahrscheinlich eine 7. Du schreibst jetzt, wie du meinst, "3-er Bücher", wenn du mal ein Buch außerhalb der drei ??? - Reihe schreiben würdest, welche Wertung würde es auf deiner Skala deiner Meinung nach haben? Und welche "allgemeingültigen" Werke der Weltliteratur, ohne sich um den Begriff zu streiten, du weißt ja, was gemeint ist, haben dir am meisten gegeben? So, ich hab's noch in die Fragebox geschafft und ich hoffe, ohne über dich hergefallen zu sein! ;) Viele Grüße, Florian
André schreibt: Also, um mich jetzt mal WIRKLICH kurz zu fassen, überspringe ich die ersten drei Viertel Deines Eintrags mit der Bemerkung: Wie schön, dass jetzt alle Missverständnisse geklärt sind! 
Deine Frage nach der möglichen Nicht-drei ???-Buch-Wertung ist sehr lustig, denn die kann ich natürlich nicht beantworten, ich habe das Buch schließlich noch nicht geschrieben! Da für mich die 5 die perfekte Unterhaltung ist, strebe ich natürlich eine 5 an, lande aber vielleicht bloß bei der 4. Oder ich stelle fest, dass ich nach all den Jahren so drei ???-geeicht bin, dass ich bis ans Ende meiner Tage nicht über eine 3 hinauskommen werde. Ich hätte auch nichts gegen eine 6 einzuwenden. Aber alles ab der 7 wäre mir schon zu anstrengend. (Was wiederum nicht heißt, dass ich noch nie 8er- oder 9er-Texte geschrieben hätte. Aber das war damals, in einer anderen Phase meines Lebens. ;-)) 
Die Weltliteratur: Oje, das ist so eine Frage, bei der ich mich scheue, der Wahrheit allzu nahe zu kommen, denn das würde enthüllen, dass ich bisher einen ziemlichen Bogen um die Weltliteratur gemacht habe. Abgesehen von dem Zeug, mit dem man so in der Schule traktiert wird, steht nicht viel in meinem Bücherregal. Anders gesagt: Die Weltliteratur hat mir nur in den allerseltensten Fällen wirklich etwas gegeben. Gut fand ich Goethes "Werther", aber das habe ich mit 17 gelesen; heute fände ich es wahrscheinlich doof. Auch nicht allzu schlecht fand ich "Unterm Rad" von Hermann Hesse, aber auch hier schlug mein damaliges Lesealter sehr zu Buche. Immer wieder gern genannt: "Die Unendliche Geschichte", die ich jetzt mal frech zur Weltliteratur zähle. Und da bröselt es auch schon. Thomas Mann? Gähn! James Joyce? Gäääähn! Schiller, Moliere, Kafka? Gäääähn! Okay, Kafka war stellenweise noch ganz lustig, aber den Rest fand ich wirklich öde.

120LaFlamme © schrieb am 25.11.2005 um 01:49:00: Hallo André! Na dann helfen wir mal nach die Fragebox schneller zu schließen. :-) Ich möchte auch nochmal in dem einen oder anderen Punkt nachhaken. 

Zur Frageflaute: Ich denke das hängt damit zusammen, daß es mittlerweile in diversen Frageboxen überschlagsmäßig 1500 Fragen an dich gegeben hat. Auch wenn sich x davon wiederholt haben, sind damit die "Standardfragen" abgehandelt, und wir müssen uns neue ausdenken. Das ist auch nicht einfach. :-) 

Nun zum eigentlichen Grund. Du hast erwähnt, das neue Buch sollte ein "Return to Nebelberg" werden, aber du bist mit dem Konzept nicht ganz hingekommen. Ich selbst fand den Nebelberg ja sehr gut (Note 1 plus, Platz 6/126), aber nachdem am Ende das Gold gefunden, das Phantom entlarvt und dem Haus jegliches Geheimnis entrissen wurde blieb da doch einfach nur mehr ein Berg übrig, dessen Spitze meistens im Nebel liegt. Nicht mehr, nicht weniger, und meiner bescheidenen Meinung nach hätte das doch keine weitere Geschichte getragen, oder? Können wir trotzdem einen Teil des Konzepts erfahren, wie du dir das vorgestellt hättest? Und erinnere ich mich eigentlich richtig, daß du selbst das Buch nicht so gelungen fandest - im Gegensatz zu uns in der älteren Zielgruppe...
André schreibt: Ja, LaFlamme, Du hast natürlich mit jedem Deiner Einwände Recht: Eigentlich gibt der "Nebelberg" nicht genug für eine Fortsetzung her. Und ich mochte das Buch auch nicht besonders. ABER: Es gab da ja diesen FEHLER, den ich mir bis heute nicht verzeihen kann! Ich möchte ihn hier ungern wiederholen, weil er so peinlich ist, aber auf jeden Fall war es ein grober logischer Schnitzer. Und meine Idee war: Was wäre, wenn das eines Tages auch den drei ??? auffällt - dass da irgendwas bei der Auflösung des Falls "Nebelberg" nicht stimmen konnte? Und sie bei ihren weiterführenden Überlegungen und Recherchen auf einen weiteren Fall stoßen, der sozusagen schon von Anfang an unter dem Nebelberg-Fall versteckt war? Dieser Fall würde dann den vermeintlichen logischen Fehler aus "Nebelberg" auflösen, ansonsten aber eine komplett andere Geschichte erzählen. 
Gib zu: Die Idee ist gut. Nur leider stieß ich beim Konzipieren von "Nebelberg 2" auf immer größere Schwierigkeiten. Die Handlung vom "Nebelberg" ganz nebenbei einfließen zu lassen, ohne dass es stört, erwies sich als nicht machbar. Also habe ich den Plan nach langem Hin und Her (die ersten Entwürfe sind schon eineinhalb Jahre alt) schließlich aufgegeben.

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