bg-color-Chooser
 
  Start
 
  Community
  Bewertungen
  Forum
  Gästebuch
  Fanstuff
  Quiz
 
  Bücher
  Hörspiele
  Filme
  Autoren
  Interviews
  Cover
  Sammlerfälle
  Aiga
  Kids
  Spiele
 
  Archiv
  Lexikon
  A bis Z
  Links
 
  Layout
  Impressum

© 1997-2024 by
rocky-beach.com

Maßstäbe und Erwartungen: was ist eine gute ???-Story?

Name

Email-Adresse

Text

«  1  2  3  4  5  6  7  8  9  24  25  26  27  28  29  30  31  32  33  34  »


463) baphomet schrieb am 02.04.2013 um 08:52:05: @461 Diese erstmals übersetzte Verlagskorrespondenz aus den frühen 60ern gibt einen guten Eindruck, was für ein sorgfältiger, skrupulöser Plotter RA gewesen ist, der sich dramaturgisch viele Gedanken machte, über Wirkung und Pacing seiner Handlungsabläufe, immer unter dem Primat der größtmöglichen Spannung. Ich hätte zugern die frühe Fassung vom "Schloss" gesehen, die mit dem Besuch desselben beginnt. Ebenso wichtig ist ihm die solide Konstruktion der Figuren, im Verhältnis zu bereits bestehenden Serien und auch was die sozialen und psychischen Befindlichkeiten seiner jugendlichen Klientel betrifft, Stichworte hier: "Genius" und SN. Und Skinny wird genau in der flexiblen Funktion des manipulativen agent provocateur beschrieben, wie ich sie immer als Deutung verteidigt habe. Eben nicht das aufgearbeitete, psychologisierte und hämische Beispiel für einen tiefen, verdienten Fall, der dann heute ganz zum Clown mutiert ist. RA wäre entsetzt, was aus ihm geworden ist und dass versucht wird, ganze Bücher nur mit ihm im Mittelpunkt zu bestreiten, da bin ich mir sicher. Erhellend ist auch die zu große Gier Hitchs, was den Foreign Market angeht, die dann vernünftig auf die Teilung der Einnahmen mit RA heruntergekühlt wird. Mein Lieblingsdetail ist aber der zwar selbstverständlich permanente Rolls Royce, aber auch die schon frühe Erkenntnis der Hinderlichkeit eines so auffälligen Fahrzeugs.
462) Mr. Murphy © schrieb am 01.04.2013 um 23:08:49: Ich versuche mal alle Kriterien aufzuzählen, die für mich eine gute drei ???-Story ausmachen, gemäß meiner Erwartung:

Eine gute durchdachte und interessante Geschichte
mit interessanten Haupt- und Nebencharakteren
mit mehr als zwei der Tat verdächtigen Personen
mit gut bzw. interessant beschriebenen Schauplätzen
mit Spannung in der Story

Teilweise klingen die Kriterien wie Allgemeinplätze, trotzdem wollte ich einfach mal möglichst alle aufzählen. Bei einer so langlebigen Serie, wie die drei ???, darf es gerne auch mal ein sogenannter Null-Fall sein. Wenn es das nicht mehr als selten gibt, stört es mich nicht. Was ich jedoch nicht mehr lesen möchte, ist die Fallkonstruktion, in der sich am Ende rausstellt, dass der Auftraggeber der Täter ist. Das hat mir nach dem ersten mal nie mehr gefallen. Interessant, dass ich diese Fallkonstruktion außer von den drei ??? sonst nur noch von Prof. van Dusen kenne.
461) JackAubrey © (JackAubrey@gmx.de) schrieb am 01.04.2013 um 22:27:59: Ein interessanter Eintrag aus den zwischenzeitlich veröffentlichten Verlagsakten aus den 60er Jahren, die schön zeigt, dass Drei ??? Storys von beginn an auch erwachsene Leser zufrieden stellen mussten. Genau das erwarte ich auch von heutigen Geschichten: "Ich frage mich, ob es einer kurzen Erklärung bedarf, warum all die Möbelstücke sich noch im Schloß befinden ... Kinder werden dies nicht hinterfragen, der erwachsene Leser vielleicht schon".
460) baphomet schrieb am 31.03.2013 um 03:06:08: @459 Und weil mit den Figurem so schlabbrig umgegangen wird, beliebig jeder Autor sein Süppchen kocht, wird der Fokus noch stärker auf den Fall geworfen, wenn die Protagonisten schon nicht mehr großartig authentisch wirken. Da kommt der Bumerang gleich zurück, wenn der Fall dann nicht erste Sahne ist. Man erkennt einfach sofort gleich, wenn etwas erfunden und künstlich wirkt. Als Beispiele kommen mir spontan "Netz des Drachen", "Campbell Castle", aber auch "Der namenlose Gegner" in den Sinn, wo sich Bob einfach wieder wie ein kleiner Teenie benimmt. Wenn man ganz großzügig wäre, könnte man sagen, dass KE Bob bewusst verzerrt darstellt, um seinen folgenden Gedächtnisverlust vorzubereiten und zu legitimieren. Quasi schulbuchmäßig, aber wir sind in einer Serie, da stösst das leider sofort sauer auf.
459) Bird Wiggins © schrieb am 30.03.2013 um 20:37:57: Sie scheinen ja schon gar nicht mehr zur Schule zu gehen, gehen mal aus oder an den Strand oder auf dem Schrottplatz arbeiten. das Hauptaugenmerk liegt nur noch auf dem Fall und dem wird alles untergeordnet von den Autoren. Früher konnten sie ihn nur in der Freizeit oder wenn sie sich vor Mathilda verdruckten nachgehen.
458) swanpride © schrieb am 30.03.2013 um 19:51:20: @457 Der Punkt ist, dass sie heute immer in der Zentrale sind und alle Ermittlungen gemeinsam vornehmen, obwohl sie eigentlich ein Leben neben der Zentrale haben sollten. In den Klassikern hatten sie das und hingen NICHT immer zusammen, aber nun, da sie eigentlich mehr Grund hätten, auch mal getrennte Wege zu gehen, sind sie praktisch an der Hüfte zusammengewachsen.
457) baphomet schrieb am 30.03.2013 um 12:11:19: @455 Ist es heute wirklich anders? Eben weil sie keinen Grund mehr haben, in der Zentrale zu sein, jeder, bis auf vielleicht Justus, hat ein eigenes Leben, Bob sowieso und Peter hat nicht nur mehr den Strand, wie früher, sind sie da. Das ist der paradoxe Selbstzweck, der einfach für selbstverständlich für die Erzählung erklärt wird, obwohl man praktisch alles getan hat, damit es so nicht sein kann: Sie sind älter, erwachsen, können Autos oder Bikes fahren, haben Beziehungen und coole Jobs, trotzdem hängen sie in der Zentrale ab. Und darum glaubt man ihnen nichts mehr.
456) Hunchentoot © schrieb am 30.03.2013 um 11:51:37: @454 Das ist es ja, die Veränderungen von Bob und Peter wirken so krampfhaft auf cool getrimmt, dass man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Etwas davon ist seit den CB immer noch hängen geblieben oder sogar verstärkt worden. Und Justus hat an Konsistenz verloren. Es ist eben ein Unterschied, ob man gut kombinieren kann oder ob man auf magische Art und Weise immer alles durchschaut. Ich glaube, dass Schauspielerische ist weggefallen, weil einem das heute nach Ansicht der Autoren keiner mehr abkauft.
455) swanpride © schrieb am 30.03.2013 um 11:45:01: Ich mag Bob als ewiger Vermittler überhaupt nicht. Früher war das einfach nicht nötig. Das schöne war doch, dass jeder der drei völlig unterschiedliche Interessensgebiete abdeckte, aber in ihrem gemeinsamen Interesse an Rätseln und Knobeleien (nicht vergessen, angefangen hat es mal mit einem Knobelclub) zusammenfanden. Jeder respektierte den anderen. Ja, es kam schon mal vor das Justus die anderen beiden einfach überstimmte - aber das wurde dann mit Humor genommen.
Gleichzeitig klebten sie auch nicht immer zusammen. Sie hatten ferienjobs, Bob und Peter mussten sich hin und wieder mal bei ihren Eltern blicken lassen, heute leben sie ja praktisch in der Zentrale.
454) baphomet schrieb am 30.03.2013 um 02:34:09: @452 Was JJ betrifft, muss ich Dir wirklich Recht geben, da hat man wohl das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, als man Justus immer mehr zum Normalo gemacht hat. Diese Kunst der Verstellung hat ihn direkt mit Holmes verbunden, wovon die aktuellen Autoren entweder keine Ahnung haben oder meinen, das nicht mehr nutzen zu können, weil das JJ abgehoben und unsympathisch machen könnte. Bei Bob wirkt dieser Job ab den CBs so, ihn mit Gewalt aus der Rolle des Archivars und Chronisten in trendige Sphären zu heben, um das Bild des blassen Stubenhockers abzuschütteln. Dass Du ihn als "Stimme der Vernunft" empfindest, zeigt dass er seiner angestammten Rolle mittlerweile schon etwas entrückt ist und als "Erwachsener" die "Kindereien" der anderen mäßigt. Bei der Darstellung von Peter in den Klassikern muss man etwas unterscheiden, RA stellt ihn als durchschnittlich intelligent mit guten Qualitäten wie Mut und Ausdauer dar, aber Arden wertet ihn mitunter ab, es gibt, ich glaube im "Teufel", eine Stelle, wo Peter deutlich als Doofie aus der Beschreibung heraus erscheint. Ich kann es nicht nachgucken, weil meine ???-Bücher immer noch eingepackt sind. Es kann auch ein anderer Arden-Band sein, vielleicht weiss jemand, welche Stelle ich meine.
453) baphomet schrieb am 30.03.2013 um 01:47:26: @451 Ich glaube, RA konnte auch nicht anders, weil ein dauerhafter Ich-Erzähler für die jungen Leser zu anspruchsvoll im Konsum, dieser Ansatz limitierend und aufwändig im Erzählen in einem Serienkonzept und zwei Detektive allein wieder nur ein Holmes-Imitat gewesen wäre. Bei SH kann Doyle ja immer Erzählteile in Rückblenden der Verdächtigen auslagern, was teilweise das halbe Buch, die halbe Erzählung einnehmen konnte, wie in einigen Erzählungen und den Romanen "A Study in Scarlet" und "The Valley of Fear" oder auch in Jonathan Smalls Hintergrundbericht in "The Sign of the Four". RA hat dafür mit drei Akteuren die Möglichkeit, die Handlung zu splitten, mit Solo-Trips für Bob wie im "Rubin" oder "Schatz", oder bei der "Baskervilles"-Variante "Grüner Geist" für Justus. So bleibt uns wenigstens immer ein Detektiv erhalten, während Doyle uns mit den unbekannten Charakteren allein lässt. Ich fand das immer die große Schwäche der Romane "Valley" und "Scarlet" gegenüber "Baskervilles" und "Sign".
452) Tuigirl © schrieb am 30.03.2013 um 01:20:10: Ich hab ehrlich gesagt keine so grossen Probleme damit, dass sich Bobs Rolle seit den Klassikern geaendert hat. Ich finde ihn eigentlich ganz gut so wie er jetzt ist. Auch seinen Job bei der Musikagentur finde ich eigentlich ganz typisch fuer einen aelteren Jugendlichen- ich hatte in der Schule einen Freund, der was aehnliches gemacht hat. Bobs Rolle ist im Moment meiner Meinung nach sowas wie "die Stimme der Vernunft" in dem Trio. Der Ausgleich zwischen dem Rationalen (oder was Justus dafuer haelt) und dem emotionalen Peter. Besonders deutlich wird das ja in "Die Strasse des Grauens", das Buch funktioniert meiner Meinung nur, weil Bob ueber weite Strecken verschwunden ist und daher als "Stimme der Vernunft" ausfaellt.
Im Gegensatz zu Bobs Figur finde ich aber die Veraenderung, die Peter durchgemacht hat, wirklich hart. Ich habe gerade erst angefangen, die Klassiker auf Englisch zu lesen, und es wurde mir echt schmerzhaft bewusst, wie sehr Peter seitdem gelitten hat. Ich stelle ihn mir einfach nicht als doofen Muskelprotz vor, und finde das auch unglaubwuerdig. In den Klassikern kommt er soviel besser rueber, wenn er auch mal mit Fachwissen glaenzen darf.
Beim Lesen der Klassiker wurde mir auch zum ersten Mal richtig bewusst, wie oft Justus seine schauspielerischen Faehigkeiten einsetzt, um ans Ziel zu kommen. Das ist meiner Meinung nach eine Eigenschaft, die er in letzter Zeit kaum noch nutzt. Watum eigentlich? Da ist er doch echt genial.
451) swanpride © schrieb am 29.03.2013 um 23:59:23: Allerdings ist Sherlock der Nahkampf-experte. Aber ich denke auch, dass RA im Grunde die Aspekte von Sherlock und Watson auf drei Figuren verteilt hat. Hat in den Klassikern auch gut funktioniert.
450) Bird Wiggins © schrieb am 29.03.2013 um 23:21:39: @449: nicht Sherlock besitzt die Waffe sondern Watson hat seinen Dienstrevolver aus Armeezeiten noch. Diesen setzt er ein. Dieses wird bei T3I kompensiert durch Peters Sportlichkeit. Das es nicht 3 Personen bei Doyle sind, liegt ersten an der Erzählperspektive und zweiten, dass er das Konzept von Poe weiter verfolgt. Das wollte Arthur ja auch zu erst, musste dann aber auf Er-Erzähler umstellen. Deshalb brauchte er jemand der Bob. Das wird auch auf der Visitenkarte deutlich. die Detektive sind Justus und Peter und das war auch Arthurs Grundidee.
449) Mr. Murphy © schrieb am 29.03.2013 um 22:50:27: @ 446/442: Ich sehe das etwas anders: Um das "Pferd mal von hinten aufzuzäumen: Warum sind in der Baker Street 221b nicht drei Ermittler? Weil Sherlock Holmes eine Waffe besitzt. Ich sehe Peter "als Waffe in Justus Hand" um es mal so auszudrücken. Bob entspricht der Watson-Figur, nicht zuletzt weil er die Fall-Protokolle erstellt, auch heute noch. Ich bin auch nicht der Meinung, dass sich die Rollenverteilung verändert hat. Justus muss seine Theorien, Geistesblitze und Kombinationen oft nicht nur Peter sondern auch Bob erklären. Dass Justus zusätzlich die einfachsten Fachbegriffe auch Peter erklären muss, ist eine nebensächliche Unart der deutschen Autoren.

gesamtes Forum chronologisch


[TOP] - [Druckversion] - [rocky-beach.com] - [Impressum] - 27.08.2018