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Meine Empfehlung - Hörenswerte Hörspiele« 1 2 3 4 5 6 7 8 9 49 50 51 52 53 54 55 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 » 3276) Mr. Murphy © schrieb am 10.07.2016 um 00:08:29: @ 3275: Deshalb meine Formulierung: "...ließ der Verfasser erheblich Pietät vermissen bei seinem Nachruf." - Das heißt, meiner Meinung nach, war der Nachruf nicht ganz pietätlos. (Ach ja: Zur Tagesgage kam noch dazu, dass der Dialog (siehe Zitat weiter unten) witzig wirkt, und das passt auch nicht wirklich in einen Nachruf). 3275) Boomtown © schrieb am 09.07.2016 um 23:11:30: @3270 Naja, das war eigentlich ein sehr respektvoller und rührender Nachruf. Das Ausplaudern von Interna war in dem Kontext auf jeden Fall ungeschickt aber sicher nicht pietätlos. 3274) Boomtown © schrieb am 09.07.2016 um 23:09:10: @3271 OK, da sind wir uns glaube ich alle einig, dass nicht alle Sprecher das selbe verdienen müssen sondern je nach Marktwert, wie andere Schauspieler auch. Das ist in dem Fall hier aber wohl auch nicht die Frage. Es geht doch nur um den letzten von dir angesprochenen Punkt, dem Missverhältnis zwischen Gage und dem Profit des Produzenten und das scheint durch diesen "Fairnessparagraphen" tatsächlich juristisch relevant zu sein. Aber stimmt, schwierig zu beurteilen. Gerade mal geschaut: Im Schnitt fallen bei einer Snychro 50 € fürs Kommen und 3 € pro Take an Gage an. Das dürfte bei fast jedem Hollywood-Blockbuster zu einem Missverhältnis führen und nicht nur bei Marcus Off und "Fluch der Karibik". Off bekam aber scheinbar auch deshalb Recht, weil er einen "schöpferischen Akt" geleistet hat und der Figur seinen Stempel aufdrückte. Das wäre bei Nowotny dann bei knapp 200 Folgen in gewisser Hinsicht zumindest ähnlich, falls man diese Fälle vergleichen kann. Ich erinnere mich an ein Interview mit Fröhlich, der auf die Frage, warum sie die DDF-Computerspiele nicht sprechen würden, antwortete, dass die Produktionsfirma vermutlich dachte, die Gagen für sie wären zu hoch, was aber gar nicht der Fall wäre. Weiß nicht mehr, wann genau er das gesagt hat, es war aber auf jeden Fall schon in den Nuller-Jahren. Exorbitant verdient haben die drei also offensichtlich auch lange nicht an den Hörspielen. Anders als bei den TKKG-Jungs kamen dann natürlich die Live-Shows dazu. 3273) Mr. Murphy © schrieb am 09.07.2016 um 22:12:10: @ Arbogast: Ich glaube auch, dass die drei Hauptsprecher der drei ??? um ihren Marktwert wissen und entsprechend gute Verträge haben. Spätestens seit Master of Chees. 3272) PerryClifton © schrieb am 09.07.2016 um 21:26:49: @Mr. Murphy Ich weiß auch nicht, ob ich den Schreiber für seine trocken-ehrliche Darstellung bewundern oder seine fehlende Pietät bemängeln soll... jedenfalls kann man Nachrufe wohl auch anders formulieren. 3271) Arbogast © schrieb am 09.07.2016 um 21:08:50: @Boomtown: Bitte nicht falsch verstehen: Es ging mir nicht um eine Verteidigung EUROPAs, sondern um die Frage, ob man den Fall Nowotny generalisieren kann. Kann man nicht, denn es mag zwar für ein Gericht grundsätzlich irrelevant sein, welchen anderen Tätigkeiten ein Sprecher nachgeht, nicht jedoch für einen Hörspielmacher im Falle der Gagenverhandlung. Hoch gefragte Sprecher wie Rohrbeck und Fröhlich werden da einfach ein ganz anderes Kaliber sein. Das müssen die vermutlich nicht mal aussprechen. Das dürfte klar sein. Insofern würde mich mal interessieren, ob die drei ???-Sprecher auch alle das gleiche bekommen und falls ja, ob das von ihnen geschlossen so ausgehandelt wurde. Denn natürlich ist auch Wawrczeck ein anderes Kaliber auf dem Markt, wenn er natürlich auch für diese eine Serie unersetzlich ist, wenigstens gegenwärtig. Und genauso verhält es sich wohl bei TKKG. Draeger und Lubowski hatten zeitweise noch einige andere Standbeine im selben Metier. Das dürfte Berücksichtigung finden bei Gagenverhandlungen. Ebenso Frau Neugebauer seit ihrem Scream-Engagement. Bei Herrn Nowotny fehlt Vergleichbares. Mag sein, dass sich dies auch auf seine Gage auswirkte und in der Folge zu einer Ungleichheit unter den Hauptsprechern führte und dann schließlich zur Unzufriedenheit, die den Weg zur Klage ebnete. Eine andere Frage ist natürlich, welches Recht man einem Sprecher zuspricht, seine Gage an den kommerziellen Erfolg einer Reihe zu binden. Eine schwierige Frage, denn im Grunde läuft ja alles recht offen ab und ist insofern anders als bei Bohn. Man könnte sagen: Selbst Schuld, wenn man sich darauf einlässt. Aber natürlich ist das alles moralisch disqualifizerend. Ich denke nur nicht, dass man im Falle EUROPAS mit moralischen Fragestellungen weiterkommt. Ich fürchte, da sind die ziemlich schmerzfrei. 3270) Mr. Murphy © schrieb am 09.07.2016 um 19:24:22: @ PerryClifton / 3265: Danke für die interessante Erinnerung. Ich erinnere mich, diesen seltsamen Nachruf damals auch gelesen zu haben. Durch die Nennung der Tagesgage ließ der Verfasser erheblich Pietät vermissen bei seinem Nachruf. Apropos Tagesgage: Was ist denn nun in der Hörspielsprecherszene für eine Entlohnung üblich? Tagesgage, Stundensatz oder Gage pro Folge? Weiß da jemand näheres? 3269) Boomtown © schrieb am 09.07.2016 um 18:44:08: @3267 Nichtsdestotrotz ist NN aber der Stammsprecher einer Serie gewesen, die über 35 Jahre Umsätze in Millionenhöhe generiert hat. Vor Gericht wird es wohl keine Rolle spielen, was er oder seine Kollegen darüber hinaus für Tätigkeiten nachgegangen sind. Abgesehen davon ist Marcus Off ja auch kein Leichtgewicht in der Szene und hat geklagt. Neugebauer auch nicht und bekam offensichtlich eine mickrige Gage. 3268) PerryClifton © schrieb am 09.07.2016 um 17:50:11: Tja, falls NN zu diesem Zeitpunkt tatsächlich viel weniger als seine Stamm-Kollegen bekommen hat... wen wundert's, was dann dabei herauskommt. Aber genau wissen kann man's nicht. 3267) Arbogast © schrieb am 09.07.2016 um 17:31:23: Vielleicht sollte man bedenken, dass es auch bei den Sprechern große Unterschiede gibt. Ein Rohrbeck oder ein Fröhlich haben ja ein ganz anderes Standing als der Sprecher von "Karl Vierstein". Das dürfte übrigens auch serienintern so sein. Nowotny begründet sein Sprecherdasein wohl ausschließlich über seine Rolle bei TKKG; das sieht bei seinen KollegInnen anders aus: Draeger ist ja durchaus gefragt(er), ebenso Lubowski und Harder (oder früher Neugebauer). Da mag über die Jahre ein Ungleichgewicht entstanden sein, das zwar irgendwie begründet, aber doch unter den Urgesteinen unschön ist. Dass ich darüber hinaus EUROPA so einiges am Unverfrorenheit und sogar Geschmacklosigkeit zutraue, kommt dann aber noch hinzu. ![]() 3266) Boomtown © schrieb am 09.07.2016 um 17:29:41: Einen Fuffi halte ich so oder so für völlig indiskutabel. Die Summe scheint mir fast grotesk niedrig zu sein. Selbst 1981 hat das nicht mal für Anreise und Hotel gereicht. Europa hatte zu dieserer Zeit so viel Erfahrung mit der Adaption von erfolgreichen Jugendbüchern- und Serien, dass kaum ein Flop zu erwarten war. Entsprechend hat man das ja auch genauso aufgezogen wie die Serien zuvor und auch in namhafte Schauspieler für die Nebenrollen investiert. Die dürften dann den Tagessatz erhalten haben, den die Stammsprecher später erhielten und da sind die 1000 von Neugebauer gegen Ende ja auch noch ein Witz, wenn man bedenkt, dass eine Folge an einem Tag eingesprochen wurde und Schauspieler ihrerer Kategorie sonst auch nicht wirklich mit Engagements zugeschüttet wurden und mit Leerlauf kalkulieren mussten. Zieht man Reisekosten und Steuern ab, hätte sie gerade mal um die 500 pro Folge erhalten. Selbst wenn man bei Folge 1 auf Nummer sicher gehen wollte, nachdem die Folge Gold- bzw. Platinstatus erreichte, hätte man die Gage anpassen müssen. 3265) PerryClifton © schrieb am 09.07.2016 um 17:03:46: Oh, ich erinnerte mich gerade an einen Nachruf auf Veronika Neugebauer, den ich mal gelesen habe: http://www.intro.de/popmusik/nachruf-gaby-glockners-stimme-verstummt "Sie sagte, pro Tag bekäme sie 1000 Euro. Ich sagte, mmh, ich kann dir für zwei Tage zweihundert bieten. Sie so, seufzend: Okay, ich komme." Vielleicht eine interessante Randinfo. 3264) PerryClifton © schrieb am 09.07.2016 um 16:49:28: Ja, das mit der Blacklist würde erklären, warum die anderen damit aktuell anscheinend nichts zu tun haben, hatte mich auch schon gewundert. 50 Tacken (pro Folge) für völlig unbekannte Kindersprecher in einer neu gestarteten HSP-Serie, gut, das ist vertretbar. Aber bei ständig steigendem Umsatz und mit fortschreitender Zeit und Bekanntheit... es klingt ja nicht so, als hätten sie später gewaltig viel mehr bekommen. Am Ende haben UNSERE drei Sprecher erst mit den Live-Touren etwas mehr Geld gesehen. Kann das wirklich sein? Oder gab's da auch Unterschiede in der Bezahlung bei gleicher Arbeit, wie es ja in mancher Firma generell gerne vorkommt? Haben Pasetti und Co. damals auch ihren Fuffy abgeholt und damit das Bahnticket nach HH bezahlt? Da kann man schon ins Spekulieren kommen. 3263) Boomtown © schrieb am 09.07.2016 um 13:46:56: Die Vorreiterolle muss man wohl schon eher Marcus Off überlassen, dessen Prozess Nowotny ja offensichtlich abgewartet hat. Der hat den Präzedenzfall geschaffen. Die Blacklist erklärt vermutlich auch, warum Nowotny seine Kollegen nicht mit ins Boot holen konnte, was eigentlich cleverer gewesen wäre. Wenn die Rechtslage seit 2003 so ist wie sie ist, hätte man bereits gemeinsam enormen Druck aufbauen können, denn genau in dieser Zeit gingen die Hörspiele wieder durch die Decke und dafür waren die Original-Besetzungen essentiell. Ich frage mich allerdings schon, wie man so etwas so lange mitmachen konnte. Wenn man 80 Mark für eine Hauptrolle in einem Hörspiel bekommt, dass dann Platin (damals noch mindestens 400.000 Einheiten) erreicht, wird man doch da schon stutzig. 3262) Choronzon © schrieb am 09.07.2016 um 02:36:32: Da ist es nun passiert. Seit vielen Jahren wartet man auf so einen eigentlich unvermeidlich erscheinenden Fall, der wirklich direkt aus der Sprecherszene kommt und jetzt wird man geradezu überschwänglich "belohnt", dank Nowotnys mutiger Handlung und Haltung. Der SZ-Artikel liefert gleich auch das Instrument mit, welches EUROPA bis Sony so lange freies Schalten und Walten ermöglicht hat: Die Angst nämlich, auf eine brancheninterne Black List zu geraten, die für Schauspieler schlicht Arbeitslosigkeit bedeutet. Auch wenn die Sprecherei für manche nur ein Zubrot darstellen mag, beisst auch sonst keiner gern eine fütternde weitreichende Hand. Das lässt allgemein lieber verstummen. Auf die generell schwierige Beschäftigungslage von Schauspielern muss wohl nicht weiter eingegangen werden. Da NN hauptsächlich Journalist ist, eröffnet ihm diese Tatsache überhaupt nur erst die Möglichkeit, die Duckmäuserei einmal sein zu lassen und eine angemessene Vergütung erbrachter Leistungen einzufordern. Wenn die hinzugezogene Öffentlichkeit jetzt auch nur als ein weiteres Element in der ganzen Affäre mitspielt, kann man dennoch für diesen kleinen gewährten Einblick allein nur dankbar sein. | |||||||||
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