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Oliver Rohrbeck steht Rede und Antwort

+++ Das ultimative Interview in Blurr, 10/1998 +++

Mein Ohr schmerzt, den ganzen Tag hatte ich telefoniert. Doch der Schmerz war nebensächlich, denn ich hatte es geschafft.  Eine detektivische Meisterleistung lobten mich meine Kollegen. Sie konnten es nicht fassen, was mir gelungen war. Ich hatte es wirklich geschafft, ich hatte mit ihm gesprochen. 1 Dutzend Telefonate hatten mich an mein Ziel gebracht. Über den »Kosmos Verlag«, über »BMG Europa« bis zu Heikedine Körting, der Produzentin der drei ??? Hörspielkassetten. Allein mit ihr zu sprechen war toll. Die Freundin meiner Kinderstars Justus, Peter und Bob hat sich mit mir unterhalten, toll. Und dann hat sie das Unglaubliche getan, sie gab mir die geheime Telefonnummer von Justus-Jonas-Sprecher Oliver Rohrbeck in Berlin.

Was dann passierte ist für einen drei ??? Fan schier unbegreiflich. Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine vertraute Stimme: »Die drei Detektive, Justus Jonas am Apparat...« Oliver Rohrbeck, ein äußerst sympathischer Zeitgenosse, das sei hier nebenbei bemerkt, war bereit, mir einige Fragen zu beantworten. Vielen Dank dafür, aber vor allem dafür, daß mein Traum, einmal mit Justus Jonas zu sprechen, in Erfüllung gegangen ist.

Viel Spaß euch allen, die das Interview bestimmt in sich aufsaugen, mit Justus Jonas, alias erster Detektiv der drei ???, Juniorassistent der Polizeidirektion von Rocky Beach, alias Oliver Rohrbeck. 

Hallo erstmal! Erstmal würde mich dein Alter interessieren!
Anfang 30, ich bin 33.
Wie alt warst du, als du zum ersten Mal die drei ??? gesprochen hast, du bist ja von Anfang an dabei?
Ich glaube wir waren 12 oder 13, so in der Richtung muß es gewesen sein.
War es das erste, was du so in Richtung Hörspiel, Film usw. gemacht hast?
Ne, ne ich hatte vorher ja schon die Fünf Freunde gemacht und als Kind schon Filme synchronisiert. Hörspielmäßig war das vorher 5 Freunde und dann kamen die drei ???.
Wie kamst du denn dazu, durch Deine Eltern, oder wurdest du entdeckt?
Durch irgendwelche Bekannten hab ich mit 6 Jahren mal bei der Sesamstrasse mitgemacht, also richtig mirgespielt und dann ging das irgendwie immer weiter. Dann kam Synchron, danach ein bißchen Theater, bei Filmen habe ich auch mitgemacht. Das ging dann alles Hand in Hand.
Hast Du eine Schauspielausbildung gemacht?
Natürlich, die habe ich dann auch gemacht.
Ich stelle mir das ganz lustig vor, als du so 12 Jahre alt warst und Justus Jonas gesprochen hast, daß in der Schule deine Mitschüler das ganz toll fanden und dich immer sprechen hören wollten.
Ja immer, allerdings war es so, daß in meinem Jahrgang, '65, nicht so viele diese Hörspiele gehört haben. Das ging erst danach los. Ab Jahrgang '66, das glaube ich zumindestens, haben die dann vermehrt solche Kassetten gehört. Die Leute, die ein bißchen älter sind als ich, sind so richtig damit aufgewachsen. In meiner Klasse haben die alle wenig Kassetten gehört, oder es war dann noch die Zeit, daß keiner das zugegeben hat. Früher war es noch ein bißchen peinlich, was heute ja sogar ein bißchen Kult ist, was ich auch ganz schön finde, muß ich sagen. Früher hat keiner zugegeben: »Ich hör' Kassetten abends zum Einschlafen!« Nein wie peinlich.
Mit diesen Hörspielserien »Fünf Freunde« und »Die drei ???« kam ja dieses Detektivhörspiel eigentlich erst richtig auf, davor gab es sowas in dem Maße ja noch gar nicht!
Es gab einige abgeschlossene Geschichten, Der Geist in der Flasche oder sowas. Da gab es von EUROPA schon ganz tolle Platten, aber diese richtigen Serien wie drei ??? gab es natürlich noch nicht.
Heute muß man ja auch leider sagen, daß die Qualität bei den drei ??? enorm abgenommen hat. Bis ca. Folge 30 war das etwas völlig anderes, ein anderes Niveau, durch diese Qualität ist der Kult ja auch erst entstanden!
Ja, naja das ist doch klar, das wurde dann irgendwann so weitergeschrieben, ausgedacht von irgendwelchen Leuten und das vergeht ja dann immer im Laufe der Zeit. Ich finde auch, daß es teilweise sogar richtige Tiefpunkte gab. Wenn ich mit das heutzutage anhöre, von der Qualität ist es schon manchmal ein grauenhafter Strang. Da wird ein Fall aufgebaut, irgendeine Suche gestartet, plötzlich kommt eine ganz lange Kombination. Es wird manchmal etwas so lange erzählt, daß man dem gar nicht richtig folgen kann. Das ist mir auch klar. Ich finde jetzt in letzter Zeit, die letzten sechs Folgen wieder ein bißchen besser. Neulich haben wir eine gemacht, die heißt »Das leere Grab«, die zum Beispiel finde ich ganz hervorragend. Wir haben jetzt auch einen Autor, der öfter mal, sagen wir mal ein bißchen von Filmen abkupfert. Da lief zum Beispiel neulich der Film »Fear«, mit Unterwasserhandlung. Kurz darauf hatten wir auch schon ne Unterwasserfolge. »Das leere Grab« ist glaube ich auch so ein bißchen wie dieser Film »Missing«, mit Jack Lemmon, wo der Vater seinen verschollenen Sohn in Südamerika sucht. Das macht Justus Jonas auch, er sucht nach seinen Eltern und geht alleine los. Das ist ganz schön gemacht, es hat schon wieder die richtige Spannung.
Wie heißt der Autor noch einmal?
Wir haben André Minninger einerseits und dann haben wir noch einen anderen André - André Marx, die teilen sich das ein wenig. Wobei der André Minninger das meiste macht, der war früher auch Fan, hat sich dann mal gemeldet und sich in die Richtung entwickelt. Er ist jetzt sozusagen »Haus-und-Hof-Autor«.1
Ich finde, er versucht jetzt noch was von dem zu retten, was 30 Folgen lang zerstört worden ist, wie zum Beispiel die Geschichte mit den Freundinnen und daß die Drei Detektive älter geworden sind. Seitdem Hitchcock- Sprecher Peter Pasetti tot ist, erscheint ja auch Hitchcock nicht mehr, was ich gut finde.
Ja, das mit den Freundinnen, das soll wieder aufhören, denn das haut einfach nicht hin. Die Schiene muß einfach unerwähnt bleiben. Zum Beispiel sollten ja auch die Sprecherfotos von mir und den anderen in der Kassettenhülle abgebildet sein, da haben wir dann gesagt, daß das wieder aufhören muß, denn die Vorstellung muß bei jedem im Kopf stattfinden. Von uns dürfen da einfach keine Fotos erscheinen. Wir sind jetzt Anfang 30 und denken mal für Anfang 18 mit den Stimmen das können wir alles noch ganz gut verkaufen. Es soll natürlich nicht so sein, daß das irgendwann mal ne peinliche Nummer wird und irgendwelche altgedienten Herren sprechen die 20jährigen Detektive. Das was die ganzen Musikerfritzen aus den 50ern machen, neue Platten auflegen und da rumjumpen wie die jungen Spunte, das finden wir ziemlich peinlich und blödsinnig. Soweit wollen wir es natürlich nicht kommen lassen. Im Moment macht es halt noch Spaß und das ist die Hauptsache.
Dann direkt die Frage nach dem Ende. Gibt es da einen Zeitpunkt vom Verlag aus, wird zum Beispiel gesagt, bei Folge 100 ist Schluß?
Tja, das wissen wir nicht, aber eigentlich ist erstmal kein Ende gesetzt und die Plattenfirma will natürlich so lange weitermachen wie es geht. Wir haben uns aber gesagt, bevor es peinlich wird, muß es aufhören. So alt wie die »Rolling Stones« werden wir nicht.
Wie läuft denn so ein Studiotag ab, sprecht ihr eure Sachen einzeln ein oder mit allen Sprechern zusammen?
Wir drei kommen immer zusammen hin, der Jens ist ja aus Hamburg und wir, Andreas und ich sind ja aus Berlin. Wir treffen uns dann immer in Hamburg. Dann kommen einige von den Sprechern dazu. Den Erzähler sehen wir nie. Die ganz kleinen Rollen treffen wir dann meistens auch nicht. Wir nehmen an einem Tag so zwei Platten auf, wenn wir dann jeden kleinen Sprecher dazuladen würden, würden wir das zeitlich nicht schaffen.
Wie war denn das früher mit 12 Jahren? War man da aufgeregter, lustiger, oder war das schwieriger?
Da wir ja alle damals schon vom Synchron kamen und gewisse Phantasie dafür mitbrachten, frei zu sprechen, frei zu lesen, war das auch nicht langwieriger oder schwieriger als jetzt.
Die Vertonung mit Musik und Geräuschen geschieht doch alles nachher, oder?
Ja, das ist alles post production.
Was machst Du jetzt hauptsächlich beruflich?
Die drei ??? mache ich natürlich nur nebenbei, das ist ja nicht so oft im Jahr. Hauptsächlich bin ich Synchronautor und Regisseur und mache bei Filmen die Texte und nehme die später auf. »Deep Impact« habe ich gemacht, oder letztes Jahr »Pinoccio«, oder »Ace Ventura« der tierische Detektiv.
Was hälst Du davon, daß sich die Musik bei den drei ??? geändert hat und sogar die alten Kassetten neu vertont wurden?
Ja, das war 'ne Rechte-Geschichte.
Ach so.
Als wir vor 25 Jahren angefangen haben, haben die mit dem Musiker, der damals die Musik gemacht hat, einen Vertrag geschlossen, über 20 Jahre, oder über 15 Jahre. Weil kein Mensch damit gerechnet hat, daß die Dinger länger laufen und dann nach 15 Jahren mußte neu verhandelt werden. Der Musiker meinte, da die drei ??? die erfolgreichste Kinderserie der Welt ist, richtig nachfassen zu können. Das war dann außerhalb jedweder Relation, soweit ich das mitbekommen habe. Ich habe ja mit diesen Geldgeschichten nicht soviel zu tun.
Wir sind ja auch nicht umsatzbeteiligt, wie bei Sängern. Das ist bei Hörspielgeschichten leider so, daß es ein Festhonorar gibt.
Weißt Du denn, wie viele Kassetten jetzt verkauft worden sind?
Insgesamt sind glaube ich von allen drei ??? - Folgen zusammen 19.000.000 Stück verkauft worden. Das ist eigentlich gigantisch.
Die drei ??? sind ja erst aus dem amerikanischen übersetzt worden und dann ist die Serie in Amerika eingestellt worden. Weißt Du ob es in Amerika auch Hörspielkassetten gab, oder beschränkte sich das nur auf Bücher?
Ich glaube, es gab auch Hörspielkassetten, die waren aber nie so erfolgreich. Jetzt ist es so, daß der Autor, also André Minninger, zu den Kassetten, die hier entstehen, auch den Roman schreiben muß.2
Wie, die Kassette entsteht vor dem Buch?
Ja, so ist es heute. Es ist paradox. Erst entsteht die Kassette, dann der Roman und nun holen sich die Amis den deutschen Roman und bringen ihn drüben wieder als »The Three Investigators» raus. Jetzt holen die sich das zurück. - Ist irgendwie witzig!3
Die Band »Fettes Brot« hatte ja mal Gastauftritte, wie kam denn das zustande?
Ja, das war eine ganz lustige Geschichte. Es gibt vom Bayrischen Rundfunk eine Fernsehmusiksendung, die heißt »Der Schlachthof«. Die haben Mädchen auf der Straße gefragt, wer ihre Idole seien und einige haben dann »Fettes Brot« gesagt. In der Fernsehsendung haben sie dann »Fettes Brot« und die Mädchen zusammen gebracht, die Mädchen haben gekreischt und fanden das ganz toll. Dann haben die Moderatoren vor der Kamera »Fettes Brot« gefragt, wer ihre Idole seien - »Die Drei ???« war ihre Antwort. Uns wollten die Redakteure der Musiksendung dann auch ganz spontan vor der Kamera mit dem »Fetten Brot« zusammen bringen. Wir haben aber gesagt, nicht vor der Kamera, das ist eben ein Hörspiel. Es bringt nichts, wenn man uns dazu sieht. »Fettes Brot« hatten zu der Zeit einmal die Woche eine eigene Sendung bei Radio Fritz. Während der Sendung wurde »Fettes Brot« vom Bayrischen Rundfunk gefilmt, wie sie im Studio sitzen und dann wurde es so arrangiert, daß wir die Jungs im Studio, während ihrer Sendung anrufen. »Fettes Brot« waren total überrascht. Das wurde live gefilmt und lief in Berlin auch live übers Radio, war ganz witzig. Seitdem stehen wir mit denen ein bißchen in Kontakt und so haben wir gesagt, dann müßt ihr bei uns auch mal was mitmachen und somit haben sie ein kurzes Stück reingerappt. Im Gegenzug haben wir, die Sprecher, beim »Fetten Brot« auf der neuen CD auch etwas gesprochen.
Das ist ja super!
Ja, wir finden sowas auch ganz toll.
Die haben doch auch in einer Folge was gesprochen?
Ja, richtig. Sie hatten in einer Folge einen Mini-Auftritt und in einer neuen Folge rappen sie und sprechen zusätzlich eine kleine Rolle. Das ist die Folge »Im Bann des Voodoo«.
Ich muß auch mal kurz sagen, daß für mich ein Traum in Erfüllung gegangen ist, mit Justus zu sprechen, das ist super.
Hahaha! Ich hatte auch neulich jemanden, der hat gefragt: »Wie ist denn das, spielst du dann eher das Dickerchen, oder bist du das Dickerchen, oder der Altkluge?« Manche haben dann Berührungsängste und denken, ich sei wirklich so altklug.
Was für Musik hörst Du eigentlich?
Ich höre viel Radio, neuerdings wieder so Rap-Geschichten, das was jetzt so verpönt ist, diese gecoverten Geschichten hör ich eigentlich ganz gerne, »Puff Daddy« finde ich ganz gut. Mit dem vorgerückten Alter kommt das halt. Früher habe ich selber ne ganze Menge Punk gehört.
Was zum Beispiel?
Na, »Krass« zum Beispiel, oder auch »Stiff«, alles mögliche, ich war immer im Punkhaus in Berlin und in der Music Hall, die ganz alten Schuppem, wo man sich dann gegenseitig umschubst und rumspringt.
Du hast jetzt auch selber Familie?
Ja, ich habe auch selber Kinder.
Du hast auch eine Geheimnummer, gibt es denn da so viele Anrufe?
Eine zeitlang war das ganz schlimm, da haben irgendwelche Schüler nächtelang angerufen. Die rufen an, meine Frau geht ran und die legen auf. Wenn ich rangehe, kichern sie nur. Mit der Nummer passen wir auf, daß die nirgendwo erscheint, genau wie unsere Adresse.
Zu den anderen beiden der drei ???. Wie ist da die Beziehung, schon ne freundschaftliche, man kennt sich ja auch schon lange, oder eher nur beruflich?
Als wir noch Kinder waren, so bis 18 Jahre, war das immer ein Riesenspaß. Dann haben wir auch immer zusammen in den Synchron-Studios gearbeitet. Besonders mit Andreas, der ja auch in Berlin ist. Wenn wir uns gesehen haben, waren wir immer sehr verbunden. Jetzt ist es so, muß ich sagen, sind wir uns alle noch wieder etwas näher gekommen. Jetzt freuen wir uns irre aufeinander. Wenn wir in Hamburg sind, gehen wir alle zusammen schön essen. Eine zeitlang war es auch nur beruflich, jeder hat sein Ding gemacht. Andreas war Theaterspielen irgendwo in Bayern, Jens ist nach London gegangen, da haben wir uns nicht soviel füreinander interessiert, aber jetzt sind wir uns wieder näher gekommen.
So, das war es dann auch schon. Vielen Dank für das Gespräch, war echt super.
Na, Mensch.
Bemerkungen
1: Leider nicht korrekt, André Marx schreibt bedeutend mehr Bücher als André Minninger. nach oben
2: Das Buch erscheint wie ehedem immer noch vor dem Hörspiel. nach oben
3: Bisher wurde kein einziges drei ??? Buch aus deutscher Hand ins Englische übersetzt. nach oben

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