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Interviews

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18) PerryClifton © schrieb am 25.08.2019 um 08:51:02: Man könnte auch sagen, er war so begeistert davon, mit dem Zuschauer zu spielen, dass er manchmal zu sehr meinte, ihn für dumm verkaufen zu können. Ich finde besonders die Idee des McGuffin prinzipiell sehr entlarvend. Absolut gar nichts spricht dafür, den Gegenstand, der die Handlung in Gang setzt (und dessen Funktion Hitchcock somit richtig erkannt hat), dann nicht auch vollständig preiszugeben. Zu denken, dass die Funktion den Inhalt komplett unnötig macht, zeigt 1:1 das Dilemma von Hitchcock, imo.
17) PerryClifton © schrieb am 25.08.2019 um 08:36:30: @Boomtown Du musst dabei bedenken, dass ich in diesem Punkt komplett aus meinem subjektiven Empfinden heraus gesprochen habe. Ich bin kein Filmwissenschaftler und Filme interessieren mich nicht im Hinblick auf "das Filmemachen" oder aus einer Begeisterung für "das Kino" heraus. Trotzdem liebe ich Filme, würde mich aber nie als Cineast bezeichnen. Wenn z.B. Leute von Filmtechniken schwärmen, finde ich das interessant, aber für mich ist immer die Story wichtig und die Effekte nur insofern als sie diese glaubwürdig untermalen. Wenn es aber nur zu einer Aneinanderreihung sehr cleverer Effekte kommt, die Filmkenner (zu Recht) begeistern, bin ich raus, falls im Gegenzug die Figuren dümmlich gezeichnet sind, die Handlung keinen Sinn ergibt oder die Dialoge strunzdoof sind. Insofern sind meine Ansichten einigen der von Hitchcock gehegten sehr konträr, soweit ich das seinen Äußerungen entnehmen konnte. Nehmen wir z.B. die Szene in Familiengrab, als der arme Kerl seine an ihm klebende Dame nicht los wird, während der Abwärtsfahrt. Sicher erzeugt das Nervenkitzel, ist aber vom Prinzip her so doof, dass es einfach nicht funktioniert. Wer würde sich denn SO dämlich anstellen? Ansonsten ist der Film aber gut. Sterbenslangweilig finde ich den Fremden im Zug. Die Grundgeschichte überzeugt mich nicht, denn diese Über-Kreuz Methode ist nur auf den ersten Blick raffiniert. Auf den zweiten kann jeder einen Auftragskiller engagieren und hat dann ein Alibi, man braucht dafür keine halbgar ausgedachte Begegnung im Zug. Und der Rest mag clever gefilmt sein, z.B. die Tennis-Szene, aber ich finde sie hochgradig schnarchig. Bei Anruf Mord sollte als Kammerspiel ohne Firlefanz ja eigentlich funktionieren, aber mich nimmt da nichts gefangen. Und jetzt wird's ein bisschen heikel: Das Fenster zum Hof. Der Film ist natürlich klasse und einer der besten, aber der Showdown mit dem Blitzlicht... ja, es ist sehr spannend, aber ich kann einfach nicht aufhören daran zu denken, dass man bloß die Augen schließen muss und dann in einer Sekunde bei ihm ist, anstatt einfach stehen zu bleiben. Hitchcock hat die Nummer einfach etwas zu oft wiederholt, finde ich. Was die besondere Art angeht, in der in Hitchcocks Filmen die Schauspieler mit ihrer Mimik sprechen, finde ich das in 95% der Fälle sehr faszinierend, aber in 5% sieht es einfach lächerlich und überzogen aus. Ich bin halt generell auch der Meinung, er hätte besser auf mal auf Ratschläge wie den von Chandler gehört und ein bisschen mehr auf's Drehbuch geachtet, anstatt nur auf seine (genialen) Filmtechniken. Aber dafür war er, meines Erachtens, einfach zu eitel. Nicht zu Unrecht und mit vielen großartigen Ergebnissen, aber trotzdem letztlich ein Hindernis.
16) Boomtown © schrieb am 25.08.2019 um 07:07:40: Ich habe mal für ein Magazin einen Artikel über Hitchcocks britischen Jahre geschrieben und mich durch sämtliche noch zugänglichen Filme gearbeitet. Da sind fraglos so einige völlig unambitionierte Auftragsarbeiten dabei. Auch das gibt Hitch gegenüber Truffaut ja offen zu. Wenn wir also über sowas wie "Juno and the Paycock" oder "The Skin Game" sprechen, d'accord, was sterbenslangweilig betrifft. Aber ich befürchte, die sind nicht gemeint. Führt hier aber vielleicht auch zu weit.
15) Professor Carswell © schrieb am 25.08.2019 um 04:49:09: The Mountain Eagle, bei dem es keine Lebenden mehr geben dürfte die ihn gesehen haben, kann man unter die Kategorie "Totalausfall" subsumieren. Der Meister selbst sagte François Truffaut das Melodram solle "best forgotten" sein und bezeichnete ihn als "awful" und "very bad movie". Welchen/Welche Film/e Jens meint geht aus seinem Interview nicht hervor. Wenn er sich der Mehrheitsmeinung der Cineasten und Hitchcock-Biografen angeschlossen hat müsste zumindest dieser in seiner "krachend gescheitert"-Liste auftauchen.
14) Boomtown © schrieb am 25.08.2019 um 03:52:35: @5 Glaube nicht, dass Jens da blufft. Man darf ja nicht vergessen, dass er bei einer möglichen weiteren Tour selbst im Rentenalter wäre. Die Gefahr, dass man sich ab einem bestimmten Punkt wirklich nur noch zum Affen macht ist ebenso groß wie seine Befürchtung, dass die Luft irgendwann raus sein könnte. Außerdem gibt es keinen Grund die nun anstehende Tour künstlich mit möglichen Rücktrittsgerüchten zu hypen. Ist ja so oder so ausverkauft.

@4 Denke auch nicht, dass er im Interview auf Mitleid aus war. Er sagt doch, wie dankbar er ist und spricht positiv über seine Kollegen und schwärmt von Körting. Was will man mehr? Ansonsten Zustimmung in fast allen Punkten. Nur welche Hitchcock-Filme sterbenslangweilig oder krachend gescheitert sein sollen, hätte ich gerne noch gewusst. Für Totalausfälle muss man sehr weit zu reinen Auftragsarbeiten in seiner britischen Phase zurück gehen. Selbst unter der Ägide von David O. Selznick konnte er schon fast durch die Bank weg brillieren.

@12 Nur mal fürs Protokoll, nach dem Selbstverständnis vieler junger feministischer Aktivistinnen ist die Lebens- und Denkweise des gesamten 20. Jahrhunderts sexistisch und rassistisch geprägt. So etwas wie DDF wären in dieser Logik ohnehin schon ein klassisches Beispiel für Whitewashing und das Gegenteil von Diversität. Insofern muss man theoretisch nicht länger warten, um direkt mit der Empörung loslegen zu können.
13) JohnDoggett © schrieb am 24.08.2019 um 22:39:07: Das sieht man dann. Derzeit ist nichts dergleichen bekannt. Warum also sollte man sich Gedanken darüber machen?
12) Sven H. © schrieb am 24.08.2019 um 21:04:51: Warum eigentlich nur Film und Fernsehen? Was wäre denn, wenn sich irgendwann mal herausstellte, daß einige der vergötterten Hörspielsprecherinnen und -sprecher entweder #MeToo-mäßig Dreck am Stecken hatten oder charakterlich voll neben der Spur waren?
11) PerryClifton © schrieb am 24.08.2019 um 20:22:10: Hm, ich finde nicht, dass man die Show deswegen jetzt schlecht finden muss. Dass man Bill Cosby als Person nicht mehr sehen will, kann ich aber nachvollziehen.
10) JohnDoggett © schrieb am 24.08.2019 um 19:40:54: Werk und Person zu trennen geht halt oft nicht. Ich habe z.B. früher mal ganz gerne die Bill Cosby Show gesehen. Heute bekäme ich wohl Brechreiz.
9) PerryClifton © schrieb am 24.08.2019 um 16:53:57: Oh man, dreimal. Es ist heiß.
8) PerryClifton © schrieb am 24.08.2019 um 16:52:48: Mit zweimal allerdings sind wirklich ALLE dings gemeint
7) PerryClifton © schrieb am 24.08.2019 um 16:48:51: @Prof Sehr interessant. Jetzt wo du es sagst fällt mir auch wieder ein, dass ich davon mal etwas gehört habe.
Das mit der Trennung und den Zusammenhängen ist ein sehr komplexes Thema. Wenn ich sage, man sollte es trennen, ist das bei mir direkt an die Adresse der Leute gerichtet, die einen moralischen Krampfanfall bekommen und direkt alle Filme nie wieder zeigen wollen. Es ist auch gemeint, wenn jemand Werke 1:1 mit einer Person gleichsetzt, die Aspekte direkt auf sie überträgt oder auch wenn direkte, unverhohlene Bekenntnisse ideologischer Natur in Werken "aufzutauchen haben", aus welchen Gründen auch immer. Also wenn es nicht mehr um Kunst und Interpretationsspielräume geht, sondern um stumpfe politische Stellungnahmen.
Nicht gemeint ist es bei der Interpretation des Werkes unter Einbeziehung der Persönlichkeit des Schaffenden; allerdings mit der Einschränkung (die ich noch nicht lange so mache) dass selbst dann das Endergebnis nicht nur ein Schlüssel zur Person des Schaffenden ist, sondern mehr, und etwas unabhängig Gewordenes. Was mich auch in die Lage versetzt, sogar einzelnen Werken etwas abgewinnen zu können, wenn ich z.B. einen Schriftsteller extrem zum K****n finde. Dann gibt es noch die Ebene, auf der sogar etwas an sich Schlechtes/Minderwertiges/Verwerfliches mit der Zeit einen kulturellen Wert gewinnen kann. Hier kann es dann sogar entgegen der ursprünglichen Absichten und Umsetzungen des Schaffenden dazu kommen, z.B. wenn die Persönlichkeit der Spiegel einer bestimmten Zeit wird.
Was Hitchcock als Privatperson angeht, ist ein gewissen Maß an Informationen sicher gut geeignet, um seine Filme besser zu verstehen. Auf die restliche schmutzige Wäsche kann ich allerdings gut verzichten. Die Filme würde sie mir allerdings nicht vermiesen können. Das geht allerdings heute so vielen Menschen nicht so, dass ich lieber erstmal provisorisch die Trennung von Person und Werk voranstelle.
6) Professor Carswell © schrieb am 24.08.2019 um 15:47:53: Für mich ist Alfred Hitchcock auch nicht sakrosankt.
Die Privatperson und seine Werke getrennt zu betrachten ist die richtige Verfahrensweise bis zu einem gewissen Punkt. Wenn einen darüber hinaus keine weiteren Zusammenhänge interessieren ist das völlig legitim.
Für mich gibt es drei Betrachtungen zu Hitchcock, und die sauber zu trennen ist nicht ganz einfach: Erstens Hitchcocks Filmschaffen und sein Werk, zweitens Hitchcock als Privatperson, und drittens der private Hitchcock und das Wiederfinden seiner Themen in seinen Filmen.
Ein immer wieder auftauchendes Motiv in seinen Filmen ist der unschuldig Verfolgte. Dieses Motiv hat seine Ätiologie maßgeblich in der Pädagogik seines Vaters William Hitchcock. Der Londoner Stadtteil in dem die Familie Hitchcock seinen Lebensmittelladen hatte galt seinerzeit als recht kriminell. William hatte einen befreundeten Polizisten, dem er den Auftrag gab seinen Sohn immer wieder mal in die schlechteste Arrestzelle einzusperren die das Polizeirevier zu bieten hatte. Der Gedanke dahinter war, dass durch die abschreckende Wirkung des Gefängnisses sein Sohn davor bewahrt werden sollte ein Krimineller zu werden. So kam es immer wieder vor, dass A. Hitchcock auf dem Nachhauseweg war, ihm ein Polizist von hinten auf die Schulte klopfte, mit zur Polizeistation nahm, und ihn für einige Stunden in eine freie Gefängniszelle steckte. Ohne Begründung warum und ohne weitere Erläuterung war hier vor sich geht. In heutigen Zeiten nicht mehr vorstellbar. So saß Klein-Hitchcock mit nicht einmal 10 Jahren immer wieder in der Arrestzelle und konnte seiner Phantasie freien Lauf lassen, wovon er schon damals viel gehabt haben soll. Zynisch gesagt: Die schwarze Pädagogik seines Vaters, die nicht nur mit Gewalt, sondern auch mit Einschüchterung und Erniedrigung arbeitet war erfolgreich. Alfred wurde keine Krimineller.
5) Lapathia © schrieb am 24.08.2019 um 10:45:07: Ein absehbares Ende war wirklich überraschend! Aber man kennt aus der Musikszene etliche "Letzte Tour" Ankündigungen, von daher sollte man diese Aussage mit Vorsicht genießen. Bisweilen war bekannt, dass die Hörspielserie ein abruptes Ende findet, wenn einer der Sprecher aufhört (bewusste Entscheidung oder Todesfall). Vielleicht war auch implizit das Alter von Heikedine Körting gemeint? Vielleicht hören die Sprecher dann auch auf? Das soll nicht böse klingen, aber die gute Dame wird unmöglich noch in 20 Jahren das Tonstudio leiten. Und wer weiß, vielleicht platzt die Bombe bei der letzten Aufführung in der Waldbühne in Berlin und die drei Jungs machen dann sofort Schluss!? Es wäre ein perfektes Ende...
4) PerryClifton © schrieb am 24.08.2019 um 09:57:53: Hier mein Senf zum aktuellen Stand: Ich finde es toll, wenn Jens so frei von der Leber weg mit einem reflektierten Blickwinkel über interessante Themen redet. Wie gesagt mag ich die Bezeichnung "Produkt" in diesem Kontext nicht. In Anbetracht der Entwicklung der "Marke" muss man aber realistisch sagen, dass sie einfach passt. Auch wenn das eigentlich nicht die Herangehensweise sein sollte. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass jemand mit Jens' Ambitionen und Fähigkeiten sich durch die Reduzierung auf die Rolle als Peter etwas genervt fühlt. Allerdings hält sich mein Mitleid auch in Grenzen, weil ihn ja niemand dazu zwingt, vor zehntausenden jubelnden Fans in riesigen Hallen aufzutreten und damit, sowie mit 4 Tagen zusätzlicher Arbeit im Jahr einiges an Geld zu verdienen und nebenbei in die deutsche Kulturgeschichte einzugehen Oder, falls ihm die Art der Touren nicht behagen sollte, sich aufgrund des Legendenstatus der alten Hörspiele an der eigenen Mitwirkung an denselbigen erfreuen zu können.

Thema zwei, Jens' Begeisterung für Hitchcock und Filmgeschichte. Er redet über ein Thema, dass ihm offensichtlich viel bedeutet und macht klar, dass es sich um sein Steckenpferd handelt. Ich sehe da nicht die geringste Notwendigkeit seinerseits, irgendetwas rechtfertigen zu müssen. Soll Jens für irgendwelche Verfehlungen Hitchcocks Rechenschaft ablegen? Soll jeder, der einen Hitchcock-Film mag ein schlechtes Gewissen haben, weil Hitchcock privat Mist gebaut hat? Was für ein Quatsch.
Meine eigene Meinung zu Hitchcock sieht so aus: Ich finde ihn als Person ziemlich unsympathisch und kann mir gut vorstellen, dass er einige der Sachen verbockt hat, die ihm angelastet werden, auch wenn man als Außensthender nicht weiß, was wirklich passiert ist. Ich finde auch seine Filme und seine Sicht- und Herangehensweisen nicht grundsätzlich perfekt oder fehlerlos. Dass man die Person und das Kunstwerk trennen muss, ist klar, wie oben geschrieben. Aber selbst dann besteht keine Notwendigkeit dazu, Spuren der Person im Kunstwerk zu verdammen, denn es steht am Ende für sich selbst. Diesbezüglich sieht die Bilanz für mich so aus: Hitchcock ist Filmgeschichte, seine Art hochgradig bedeutsam und viele seiner Filme sind hervorragend. Einige finde ich tödlich langweilig, in einigen schlagen seine Methoden krachend fehl und andere wieder sind zeitlos und endlos anschaubar. Ich glaube, er stand sich öfter mal selbst im Weg und hat trotzdem Großes vollbracht. Andererseits hat er auch ein paar "schlechte Angewohnheiten" ins Filmemachen eingeführt, eine gewisse "Trickserei", die manchmal von dem ablenkt, was mir persönlich an Filmen eigentlich gefällt, aber das bezieht sich sehr auf meine individuelle Sichtweise. Trotzdem, ohne ihn würde etwas Wesentliches fehlen, auch in meiner Filmesammlung.

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