bg-color-Chooser
 
  Start
 
  Community
  Bewertungen
  Forum
  Gästebuch
  Fanstuff
  Quiz
 
  Bücher
  Hörspiele
  Filme
  Autoren
  Interviews
  Cover
  Sammlerfälle
  Aiga
  Kids
  Spiele
 
  Archiv
  Lexikon
  A bis Z
  Links
 
  Layout
  Impressum

© 1997-2024 by
rocky-beach.com

Folgen-Diskussionen

Hier kannst Du einen Kommentar zur Folge Das versunkene Schiff abgeben.

Name

Email

Text

 

«  1  2  3  4  5  6  7  8  9  

2) Hunchentoot © schrieb am 09.09.2014 um 13:31:37 zur Folge Das versunkene Schiff: Sehr interessanter und aufschlussreicher Einblick, danke!

1) André Marx © schrieb am 09.09.2014 um 13:08:35 zur Folge Das versunkene Schiff: Anlässlich des Erscheinens der zweiten Top-Secret-Edition möchte ich versuchen, die Fragen zu beantworten, die mir in den vergangenen Monaten zu „Das versunkene Schiff“ gestellt wurden. Die Antworten sind spoilerfrei.
Zunächst ein bisschen zu den Hintergründen der Veröffentlichung:

Im Oktober 2013 erfuhr das Team der drei-???-Autoren auf der Frankfurter Buchmesse während eines Arbeitstreffens, dass die fürs Jubiläumsjahr 2014 geplante Top-Secret-Edition 2 wahrscheinlich nicht erscheinen würde, da das dritte dafür vorgesehene Manuskript „Mystery of the Ghost Train“ von M.V. Carey unauffindbar blieb. Möglicherweise hätte sich der Kosmos-Verlag früher oder später dazu entschieden, „Shoot The Works“ und „Savage Statue“ in anderer Form zu veröffentlichen, aber für eine dreibändige Top-Secret-Edition fehlte das dritte Buch.
Das war der Moment, in dem ich dachte: Da war doch noch was …?
Aber bevor ich meiner Lektorin den Vorschlag machte, in „Das versunkene Schiff“ reinzulesen, wollte ich sicher gehen, dass ich das nicht bereuen würde. Meinen Erstling, mit dem ich mich 1995 beim Verlag als Autor beworben hatte, hatte ich seit damals nicht mehr gelesen. Also kramte ich das Manuskript aus der berühmten Schublade hervor und las es.
Auf sprachlicher und handwerklicher Ebene atmete der Text mit jedem Wort die Unerfahrenheit des Autors. Ich konnte kaum einen Satz lesen, ohne den inneren Rotstift anzusetzen. Doch wenn es mir gelang, alle handwerklichen Schwächen zu ignorieren, hatte die Geschichte auch etwas sehr Reizvolles für mich. Sie war auf charmante Art altmodisch, langsam und unaufgeregt und hatte einen anderen Schwerpunkt als die Bücher, die ich in den letzten fünfzehn Jahren für „Die drei ???“ geschrieben habe. Sie war im positiven Sinne angestaubt genug, um in einer Edition mit alten, auf Deutsch bislang unveröffentlichten drei-???-Fällen nicht fehl am Platz zu wirken. Ich kam zu dem Schluss, dass man daraus etwas machen könnte.
Also fragte ich meine Lektorin ein paar Tage später, ob sie in Hinblick auf die Top-Secret-Edition mal einen Blick in das Manuskript werfen wolle. Sie fand die Idee gut, das Manuskript ansprechend, und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Die Veröffentlichung meiner ersten drei-???-Geschichte war also nicht von langer Hand geplant, es war nicht einmal etwas, woran ich in den letzten Jahren je einen Gedanken verschwendet hätte. Ich hatte das Buch innerlich unter „Jugendsünde“ abgespeichert und hätte es ohne diese Situation sicherlich weitere zwanzig Jahre lang nicht gelesen. Dass das Buch nun veröffentlicht wird, kam für mich, obwohl es meine Idee gewesen war, letztlich sehr überraschend.

Von Anfang an war klar, dass das Manuskript nur in überarbeiteter Form erscheinen würde. Schließlich war es damals – anders als mein regulärer Erstling „Poltergeist“ und alle folgenden Bücher – nicht lektoriert worden, und ich bin mir sicher, dass ein Lektorat auch schon 1995 Einiges auszusetzen gehabt hätte. Viele Leute haben gefragt, wie viel genau ich verändert habe. Die Antwort lautet: sehr viel. Und gleichzeitig sehr wenig. Ich will diesen Prozess ein wenig erläutern, und zwar vom Feinen ins Grobe:
Kaum ein Satz so geblieben, wie er war, was vor allem an den sprachlichen Mängeln des Textes lag. Meine Formulierungen waren umständlich, holprig, unpräzise, langweilig, zu lang oder schlicht falsch. Deshalb habe ich mich bemüht, sie einfacher, flüssiger, präziser, spannender, kürzer und richtig zu machen. Der Erzähltext war davon stärker betroffen als die Dialoge, von denen einige am Ende so geblieben sind, wie sie damals schon waren. Aber alles in allem wurde der Text einer intensiven sprachlichen Grundreinigung unterzogen.
Auch dramaturgisch gab es einige Veränderungen. Im Original beanspruchte die Geschichte knapp zwei Wochen Handlungszeit. Das bedeutete, dass es viel Leerlauf gab, zu viel Zeit, in der nichts passierte, was die Geschichte langsam, um nicht zu sagen langweilig machte. Da es auch keinen erkennbaren Grund für diesen zähen Handlungsverlauf gab, habe ich alles gestrafft, einige Einzelereignisse zusammengefasst und die Geschichte dichter gepackt. Dabei habe ich jedoch versucht, das langsamere Grundtempo nicht komplett zu verlieren, da es auf mich auch einen Reiz ausübte. Ich wollte aus „Das versunkene Schiff“ kein neues Buch machen, es sollte seine Stimmung und seinen Rhythmus grundsätzlich behalten, nur eben in ein lesbareres Gewand gekleidet. Deshalb enthält das Buch noch immer viele Passagen, die ich heute so nicht mehr schreiben würde, die aber zum Grundton des Buches gehören.
Blieb noch der Inhalt. Da gab es das Gute, das Eigenwillige und das Bekloppte. Das Gute habe ich so gelassen, wie es war. Beim Eigenwilligen habe ich lange überlegt und mich oft dafür entschieden, es ebenfalls unangetastet zu lassen, auch wenn ich es heute anders machen würde. Das Bekloppte habe ich rausgeschmissen und durch hoffentlich weniger Beklopptes ersetzt. Das Ergebnis davon ist, dass etwa 80% der Geschichte noch so sind, wie sie waren. Die restlichen 20% sind neu. Es gibt also Szenen und Kapitel, die gänzlich neu geschrieben wurden, um die Geschichte in erster Linie logischer und nachvollziehbarer, in zweiter Linie runder und ein bisschen stärker in sich geschlossen zu machen. Besonders betroffen davon sind zum einen der historische Hintergrund der Story (der zuvor keine große Rolle gespielt hatte), zum anderen das Finale (das in der Urfassung ein bisschen unspektakulär geraten war).
Die Personenkonstellation ist fast die gleiche geblieben, abgesehen von einer hinzugefügten Nebenfigur und einer Figur, die ich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen habe. Die Geschichte folgt immer noch dem gleichen Aufbau. Die Stimmung ist dieselbe. Ich habe das Buch nicht wirklich modernisiert, sondern mich bemüht, seinem Kern treu zu bleiben. Es war ein bisschen so, als würde man einen selbstgestrickten Pullover komplett aufribbeln und neu stricken. Gleiches Garn, gleiches Muster, gleicher Pullover – nur eben mit weniger Löchern und Fehlern.
Die Arbeit an dem Buch hat mir viel Spaß gemacht, und vielleicht könnt ihr dem Ergebnis ja etwas abgewinnen.
Detektivische Grüße!

André

 
alle Kommentare chronologisch | «  1  2  3  4  5  6  7  8  9  

[TOP] - [Druckversion] - [rocky-beach.com] - [Impressum] - 27.12.2023