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Maßstäbe und Erwartungen: was ist eine gute ???-Story?

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58) Phony McRingRing © schrieb am 07.03.2011 um 18:34:58: @swanpride: Was ich meine, ist, dass die Folge #17, so, wie damals erschien gut war und auch heute ist. "Heute" allerdings nur, wenn man bedenkt, dass sie gut 30 Jahre alt ist. Würde man Folge #17 aber erst heute als frisch geschrieben/verskriptet veröffentlichen, mit den Anpassungen, sodass sie der Art und Weise der aktuellen Folgen entspräche, würde diese Version bestimmt nicht gut wegkommen. Nicht, weil die Fans die Veränderung blöd fänden, sondern weil die Folge ja quasi eh neu wäre, und sie nicht mit den Klassiker-Zutaten gemacht worden wäre. Denk es Dir einfach so, als wäre nicht Skinny dabei, sondern irgendein anderer 18jähriger Typ, statt der Schiffszene würde Thomas Fritsch uns nur ewig lang einen nacherzählen, statt mit dem Bus zu fahren, würden die drei in auf der Onlinepage der städtischen Verkehrsbetriebe den Linienplan studieren, und soweiter... Nicht zu vergessen, dass am Ende die Musik leiert! ;) Kurz: Die Geschichte wäre im Kern dieselbe, aber sie wäre eben anders. Und DAS ist es, was ich versuche, die ganze Zeit zu erklären.
57) Besen-Wesen © schrieb am 07.03.2011 um 17:42:22: Klassikerfolgen sind nicht per se besser, aber eben anders. Ebenso wie sie die Crimebusters-Äre und aus meiner Sicht auch die BJHW-Ära unterscheiden. Das liegt am Alter der Protagonisten, dem Selbstverständnis der Serie in ihrer Anfangszeit, dem damaligen Zeitgeist und den Präferezen der damaligen Leserschaft, der Tatsache daß die Autoren Amerikaner waren und außerdem ein deutlich älterer Jahrgang als die aktuellen Autoren. Daraus ergeben sich auch inhaltliche und stilistische Unterschiede. Die Klassiker und Neuzeitfolgen sind aber auch unter sich wieder sehr unterschiedlich, sowohl inhaltlich als auch qualitiativ. Eindeutig eine Stärke einer Serie an der viele Autoren arbeiten.
56) Crazy-Chris schrieb am 07.03.2011 um 17:34:17: Für mich war es eben früher nicht anders als heute... jedenfalls nicht inhaltlich. Nur die zugehörigen Bewertungen und Wahrnehmungen, die sind anders.
55) Sawyer schrieb am 07.03.2011 um 17:09:03: @ Crazy Chris: Ich kann für Dich nicht alle hier geäußerten Argumente noch einmal gesondert zusammenfassen. Aber ein Blick z.B. auf 40/ Swanpride fasst sehr gut zusammen, was früher anders als heute war (den verschwundenen Schatz sprach ich ja auch schon an, weiß nicht, ob Du das evtl. überlesen hast).
54) Josuah Parker © schrieb am 07.03.2011 um 16:43:38:

Teil2

In viele dieser logischen Unlogiken tauchen übrigens auch die drei Detektive ein, was ein weiteres Kernelement der Klassiker ist. Peter ist dort vorsichtig, zurückhaltend und hat Respekt vor in seinen Augen übernatürlichen Dingen, aber er ist eben kein hysterisches Panikbündel und auch nicht strohdumm. Justus hingegen sieht solche Dinge skeptisch, streng wissenschaftlich und hat doch auch oft Angst in den Momenten, in denen die Drei ??? das erste Mal mit dem Geheimnisvollen, dem Mystischen konfrontiert werden. Bob hält in den Klassikern genau die Mitte, tendiert mal in Peters Richtung, mal in Justs, aber hat dennoch eigene Ansichten der jeweiligen Situation.

Im Gegensatz zu einigen anderen RBlern bin ich übrigens nicht der Meinung, dass neue Wege, tiefgründigere Charakterisierung oder ständiges Erweitern der Grenzen des ???-Universums die Schlüssel zum Glück sind. So etwas darf für mich gern mal passieren, aber ich brauche nicht ständig etwas neues, nie dagewesenes, einzigartiges oder grenzüberschreitendes. Ich brauche auch keine bis ins letzte Detail ausgearbeiteten Charaktere, seien es die drei Jungs, wiederkehrende Personen, Neueinarbeitungen oder Gegner. Ab und an eine neue Facette ist OK, aber manchmal ist ein wenig mehr Geheimnis und ein bisschen weniger Durchleuchtung bzgl. der auftretenden Personen durchaus mehr für den Fluss der Geschichte.

Für mich sind die Zauberworte „eigene Fantasie“, Vorstellungskraft und Zeitlosigkeit. Ergänzt um den Begriff „in einem Fluss“. Es ist schwer das zu beschreiben, aber für mich wirken gerade die Klassiker wie aus einem Guss...da will man das Buch gar nicht mehr weglegen, weil man unbedingt wissen will, wie es weitergeht. Vielleicht liegt es daran, dass man sich überzeugen will, ob die eigene Fantasie wirklich zutrifft, ob die eigenen Gedankengänge richtig waren oder eben daran, dass man der Auflösung entgegenfiebert, um zu schauen, ob man die richtige Person in Verdacht hatte, bzw. was die Bösewichter mit den drei Detektiven vorhaben!

Ein völlig faszinierender Aspekt der Klassiker für mich ist, dass ich nie das Gefühl hatte, die Jungs könnten sterben! Selbst hochspannende Situationen waren immer noch so beschrieben, dass man eher wissen wollte, wie es ausgeht, anstatt sich Sorgen über die Drei zu machen. Ein gutes Beispiel ist hier die Hausbootszene in der „geheimnisvollen Erbschaft“ oder die Verfolgungsjagd im „verschwundenen Schatz“. Ebenso kann man auf den „Unheimlichen Drachen“, den „grünen Geist“ und den „Teufelsberg“ verweisen. Zu keinem Zeitpunkt habe ich Angst um Just, Peter und Bob gehabt, sondern habe den Atem ob der Spannung angehalten. Die Szene in „Stimmen aus dem Nichts“ in der auf Justus geschossen wird war für mich ein Wendepunkt! Zwar wurde auch schon früher bedroht und geschossen, aber es war nicht so lebensbedrohend und eindeutig. Ab dieser Szene wurde ich mir auch erst wirklich der Unsterblichkeit der Drei ??? bewusst, einfach weil ich vorher nie das Gefühl hatte, um das Leben der Detektive fürchten zu müssen. Vielleicht mit ein Grund dafür, dass für mich solche und ähnliche Szenen in den heutigen Büchern eher ein Ärgernis, denn eine Bereicherung sind, weil ich ja weiß, dass sie nicht sterben werden.

Übrigens sind das die Szenen, die ich meine, wenn ich in Kritiken oder Diskussionen von zunehmender Gewalt spreche. Sie ist mir zu eindeutig, zu greifbar, zu detailliert, ohne das der logische Schluss, nämlich der Tod folgt. Je deutlicher, gewalttätiger und zielgerichteter die Bedrohung gegenüber den Drei ??? ist, desto mehr Probleme habe ich damit, weil es für mich dann eben keine Spannung erzeugt, sondern unnötig verschossenes Pulver ist. Was bringt mir die Beschreibung eines brutalen Messerangriffs auf Peter, die detaillierte Darstellung eines gezielten Schusses auf Justus, wenn ich doch schon im Moment des Lesens weiß, dass eigentlich nichts passiert. Für mich machen es sich da viele Autoren zu einfach! Ähnlich verhält es sich bei den Bösewichten und deren Motiven. Früher geschahen die Verbrechen oft eher aus Verzweiflung, dem Wunsch nach Aufmerksamkeit, um jemandem/einer Institution einen Denkzettel zu verpassen oder aus echter Not heraus. Selbst bei geplanten Verbrechen wie dem „Schatz“ oder beim „Phantomsee“ schwang bei mir auch immer ein wenig Sympathie für den/die Verbrecher/Täter mit, während ich hingegen heute immer den Eindruck habe, dass die Täter eigentlich nur aus Habgier, Profitsucht und Hass handeln. Man kommt gar nicht mehr dazu so etwas wie Mitleid, Sympathie oder zumindest Toleranz und Respekt aufzubauen, einfach weil sie in meinen Augen um ein Vielfaches skrupelloser, kälter und brutaler geworden sind. Eine Entwicklung die mir nicht gefällt. Oft frage ich mich, wie lange es noch dauert, bis einer der Detektive krankenhausreif geschlagen oder angeschossen wird! So etwas brauch ich einfach nicht.

Die Ideen der Täter in den Klassikern waren auch meist fantasievoller, einfallsreicher und eher so ausgerichtet möglichst niemanden zu verletzten, bzw. wenn doch, dann wurde die Bedrohung durch die Beschreibung minimiert. Vor allem waren sie, so komisch das auch klingt, einfacher trotz all ihrer Skurrilität. Heute sind die Täter oft brutal, kalt, skrupellos, eben typische 08/15-Gangster aus Krimiromanen, geschmückt mit ein paar extravaganten Wesenszügen oder Sonderlichkeiten und ihre Ideen sind irgendwie um fünf Ecken gedacht, mit Winkelzügen versehen, nehmen 3 Umwege oder sind mit einem Unmaß an Aufwand technischer oder logistischer Natur verbunden. Nehmen wir mal den „magischen Kreis“ und zum Vergleich die „Rache der Samurai“. Im „Magischen Kreis“ sind die Drei im brennenden Verlag gefangen, dennoch hatte ich zu keiner Zeit des Gefühl, sie könnten verbrennen...vielmehr wollte ich wissen, wie sie gerettet werden. Oder die Szene, in der Peter in den Kofferraum gesperrt wird. Obwohl er eigentlich in Lebensgefahr war, hat bei mir die Beschreibung keine Angst hervorgerufen, sondern Neugier, wie Just und Bob ihn nun finden würden. Ich denke es liegt vor allem daran, dass die unmittelbare Bedrohung nicht so in Worte gefasst wurde, dass man sich der Lebensgefahr bewusst wurde. Bei der „Rache der Samurai“ hingegen kommt einem der Schwertkampf an der Schlucht zwischen Sean und Zeno & Peter hingegen vor, als ginge es zu jeder Sekunde um Leben und Tod. Oder die Szene im „Netz des Drachen“, in der Peter gezwungen wird von der Klippe zu springen, die in jedem anderen Krimi dazu dienen würde jemanden zu beseitigen. Bei „Fels der Dämonen“ besteht ja fast die gesamte Handlung aus einem immerwährenden Wettlauf mit dem Tod. Umso erfreulicher fand ich das sich unmittelbar anschließende „Der tote Mönch“.

Für mich sind eigentlich alle Klassiker geheimnisvoller, egal ob Krimi oder Mystery, trotz unlogischem Aufwand, bzw. unlogischer Motive in sich kompakt und schlüssig, und die Protagonisten authentischer. Heute wird kaum noch eine Art geheimnisvolle Aura, die Platz für eigenen Fantasie lässt, um den Täter oder Auftraggeber kreiert, die Skurrilität ist gepaart mit Brutalität anstatt mit Sympathie oder Faszination, und die Zeitlosigkeit ist in so einigen Geschichten gänzlich verflogen.

Kari, Astrid und meiner Meinung nach auch Hendrik lassen diesen alten Geist immer wieder aufleben und da springen mich dann auch detailliert ausgearbeitete Emotionen und Wesenzüge der Drei, moralische Diskussionen, sowie Logiklücken im Plot nicht sofort an, sondern sind allenfalls eine leichte Stromschnelle im Gesamtfluss über die ich später nachdenke.

Neuerungen in solchen Serien bergen für mich immer das Risiko zu schnell zu weit zu gehen. Emotionen, tiefgreifendere Wesenszüge, Moraldiskussionen und heftiger Streit zwischen den Detektiven sind alles Ausarbeitungen der Nach-Klassiker-Zeit. BJHW fing damit an, Marx hat noch mehr Tiefe hineingebracht und vor allem Astrid hat den Moralpart bereichert. Für mich sind sie immer ein zweischneidiges Schwert, denn mal passen sie gut, mal ist es mir einfach zuviel. Was habe ich mich über die Diskussionen um Sturkopf Jonas Detektivehre aufgeregt! Manches Buch hätte ich am liebsten in die Ecke geknallt, einfach weil die Drei heftig ums Prinzip gestritten haben oder plötzlich illegale Dinge als Mittel zum Zweck in Ordnung waren. Oder wie oft habe ich mich beim Standart-Satz „Wie haben nicht genug Beweise um zur Polizei zu gehen“ aufgeregt, nämlich immer dann, wenn er nur als Erklärung dafür diente, eben nicht zur Polizei zur gehen und auf eigene Faust sehenden Auges ins Verderben zu rennen. Eine der heftigsten Szenen dieser Art für mich, findet sich in „Codename Cobra“ und zwar als Justus bei Rafter einbricht. Ich habe ihm die Verhaftung und den Ärger in dem Moment von Herzen gegönnt! Aber eigentlich war ich dann sehr erschrocken darüber, dass ich überhaupt so etwas wie Schadenfreude empfunden habe, denn diese Emotion, ebenso wie Wut war ich beim Lesen der Klassiker nicht gewohnt. Dort überwog immer die Neugier und Faszination. Von daher stehe ich übermäßigen emotionalen Ausbrüchen und moralischen Dilemma immer sehr skeptisch gegenüber. Mag sein, dass ich es als heutiger Erwachsener authentischen finden sollte, aber Fakt ist, für mich hat die Serie, so wie sie in den Klassikern funktionierte, sehr gut gefallen und heute gibt es nach meinem Dafürhalten einfach zu viele Reibungspunkte. Sie mögen für den einen das Salz der Neuzeit sein, für mich sind es zusätzliche Facetten, die passend in den Fluss der Geschichte eingearbeitet werden müssen, und je mehr Bausteine ich habe, desto größer ist die Gefahr, dass einer davon aus der Reihe tanzt, bzw. porös ist.

Eine gute ???-Story ist für mich eine, in der die vorkommenden Elemente vom Autoren mit genug Platz für eigene Fantasie zu einem Fluss aus Neugier und Faszination vereint werden!

Gruß Josuah Parker
53) Josuah Parker © schrieb am 07.03.2011 um 16:42:58:

Gleich vorweg eine Entschuldigung wegen des Umfangs, aber es ging nicht kürzer, da ich mich sehr lange mit dem Thema auseinandergesetzt habe.

Ich würde die Fragestellung für mich so beantworten: Eine gute ???-Story fesselt mich von Anfang bis Ende, sie zieht mich so in den Bann, dass ich nicht mehr aufhören kann zu lesen, bis das Buch zu Ende ist. Und in so einem Fall sind dann Unlogik, sinnlose Dinge/Methoden/Vorgänge, sowie fragwürdige Motive und Charaktere verzeihlich, bzw. haben so gut wie keinen Einfluss auf meinen positiven Gesamteindruck. Das vor allem deshalb, weil mir mehr als 90% davon erst nach Lektüre des Buches, ja teilweise erst nach Durchsicht der Fehlerseiten respektive Folgendiskussionen auffallen.

Hier liegt für mich ein wesentlicher Punkt! Jede ???-Folge hat ihre Fehler, Unzulänglichkeiten und Schwächen, ABER, wenn sie mir während der Lektüre nicht auffallen, dann ist das für mich eine gelungene ???-Story, denn sie haben mich nicht gestört! Im Gegensatz dazu muss ich nicht mal extra auf Logiklücken, Fehler, sinnlose Plotstränge oder fragwürdige Handlungselemente achten, wenn mich eine Geschichte nicht in ihren Bann zieht, denn sie springen mich dann förmlich an und ärgern mich, weil sie genau dieses Eintauchen in die Geschichte teilweise verhindern.

Es ist für mich eine Art Wechselwirkung zwischen Plot & Stil auf der einen und Logik & Sinn auf der anderen Seite! Wenn die Geschichte mich fasziniert, dann hinterfrage ich nicht, ob es möglich ist Tonnen von Gold mit einem Drachen-U-Boot zu transportieren, ob es Gnome überhaupt gibt, ob eine Vogelscheuche wirklich lebendig ist oder ob ein blaues Phantom existiert. Das kann ich später in den Folgendiskussionen machen, allerdings ohne, dass es meiner ursprünglichen Faszination einen Abbruch tut. Zieht mich eine Geschichte hingegen nicht in den Bann, z.B. durch falsch eingesetzte Cliffhanger, Handlungssprünge, Lücken in der Geschichte usw., fallen mir selbst Kleinigkeiten unschön auf.

Der zweite ganz wichtige Punkt ist für mich der Wiederleswert (komisches Wort, aber mir fiel nichts Passenderes ein). Wie oft in einer bestimmten Zeit könnte ich mir die Folge wieder durchlesen, bzw. anhören? Es gibt Folgen, die ich immer wieder lese, bzw. höre, und andere, die ich bisher nur einmal gelesen/gehört habe, einfach weil ich nicht die geringste Lust dazu verspüre es wieder zu tun. Das liegt vor allem daran, dass mich das Lesen/Hören anstrengt! Ich gleite also nicht entspannt durch die Geschichte, bin nicht gespannt auf das, was folgt, sondern muss mich zusammenreißen, um meine Konzentration aufrecht zu halten oder mich beherrschen, das Buch nicht in die Ecke zu werfen bzw. die CD aus dem Fenster zu pfeffern.

Bis zu den Büchern der neuen Ära ab Marx, gibt es für mich eigentlich keinen Fall, den ich nicht gerne mal wieder aus dem Regal ziehe. Das beginnt erst mit einigen Folgen ab Nummer 100. Lustigerweise befinden sich aber auch gerade in dem Bereich nicht wenige Bücher, die ich vor vielen der Klassikern einordnen würde, was Faszination und Wiederlesbarkeit angeht. Folgen wie „Spur des Raben“, „Musik des Teufels“, „Nacht in Angst“, „Labyrinth der Götter“, „Schrecken aus dem Moor“, „Haus des Schreckens“, „Der geheime Schlüssel“, „Höhle des Grauens“, „Die sieben Tore“, „Nebelberg“ und „Geisterzug“ sind Beispiele dafür.

Nun stellt sich mir die Frage warum funktioniert das bei bestimmten Büchern und bei anderen nicht? Liegt es am Autor, am Genre des Plots, an bestimmten Charakteren, Orten oder Handlungselementen? Für mich nicht, denn ich stelle fest, dass es mir unabhängig von all den Dingen gelingt, oder auch nicht, mich von der Geschichte fesseln zu lassen. Es bedarf dazu auch keiner andauernden Spannung oder alles übertünchender Mysterie. Die Geschichte muss einfach fließen, mich auf ihrer Strömung davontragen und mich letzten Endes sanft ans Ufer zurückbefördern. Ich kann eigentlich gar nicht beschreiben, was es dafür braucht, nur ist mir aufgefallen, dass mir alle diese Geschichten wie aus einem Guss erscheinen.

Ich glaube es liegt an solchen Dingen wie dem Gefühl von Zeitlosigkeit, geheimnisvollen Charakteren, neugierigen Detektiven, dem fehlenden Mentor und vor allem einer perfekten Logik der Unlogik!

Was meine ich damit? Nun, für mich funktionieren eigentlich alle Klassiker auch noch in der heutigen Zeit, völlig unabhängig von technischem Fortschritt und moderner Kommunikation, einfach weil die Art der Geschichte auch in die Gegenwart transportierbar wäre. Viele der Gimmicks, Erfindungen und Tricks würde man heute sicherlich einfacher und technisch versierter hinbekommen, aber was zählt ist doch die Idee dahinter! Es geht um etwas, was vielleicht weit dahergeholt ist, völlig übertrieben erscheint, und viel einfacher zu erreichen wäre, aber ich konnte mir bei jedem dieser Fälle vorstellen, dass so etwas durchaus wahr sein konnte. Es war oftmals eine Gratwanderung zwischen dem Vorstellbaren und dem Unvorstellbaren. Es war ähnlich wie bei den ersten Folgen von Akte X, als es noch um die richtigen Fälle und nicht um die große Verschwörung ging. Für mich übrigens auch ein Merkmal guter Mystery! Es muss noch im Bereich der eigenen Vorstellungskraft liegen und nicht durch schon vorhandenes Wissen gänzlich widerlegbar sein...dann funktioniert eine solche Geschichte für mich unheimlich gut. Im Gegensatz dazu wird einem bei nicht wenigen der neuen Folgen wiederholt vor Augen gehalten in welcher Zeit wir eigentlich leben. Wo für mich die Email-Lawine noch vollkommen d’accord ist, fängt es mich an zu stören, wenn nur noch von Suchmaschinen, Handys, Webcams, Autos und High-Tech die Rede ist. Denn das nimmt die Zeitlosigkeit! Die Klassiker hätten auch 20-30 Jahre vor ihrer Entstehung funktioniert...viele der heutigen Geschichten nicht mehr! Zeitlosigkeit funktioniert für mich nur im Bezug auf Zukunft UND Vergangenheit. In den von mir angeführten Beispielen der neuen Ära ist für mich ein großen Maß dieser Zeitlosigkeit gegeben, einfach, weil die meisten Dinge, vielleicht in etwas abgespeckter Version, durchaus vor 20 oder 30 Jahren problemlos funktioniert hätten. Ich verstehe nicht warum so manch zeitloses Element aus dem ???-Universum nicht weiterverfolgt wurde: Es wird nicht mehr gebastelt, wo ist die Telefon-/Email-Lawine, warum wird Morton nur noch sporadisch um Hilfe gebeten, Räder und Schusters Rappen weichen der Autofahrt zum Eiscafe um die Ecke, Rocky Beach bekommt immer neue Attraktionen, ohne daran zu denken, dass es da auch noch normale Wohn- und Geschäftsviertel gibt, warum gibt es keine Fernsprecher mehr, wenn mal ein Funkloch da ist, Strände scheint es nur noch außerhalb von RB zu geben, usw.!

Auch fand ich die meisten der Protagonisten in den Klassikern um ein Vielfaches geheimnisvoller als so manche Figur der neueren Bände. Ich denke, Schwarzbart, Asmodi, Santorra und Co. würden einen Großteil ihrer Faszination einbüßen, wenn sie mehr Profil bekommen hätten! Auch hier ist es eine Gratwanderung zwischen geheimnisvoll & faszinierend zum einen und tiefgründig & durchcharakterisiert zum anderen. Gerade weil man von diesen Charakteren oft nicht viel mehr als einen groben Umriss hatte, im Prinzip ja nur eine recht düstere aber sehr faszinierende Beschreibung des Aussehens, wurde man neugierig. Man konnte seiner eigenen Fantasie freien Lauf lassen und wurde in vielen der Klassiker ja auch geradezu dazu gedrängt dies zu tun. Heute hingegen sind nicht wenige Charakter entweder insgesamt recht blass umschrieben, bzw. sind sie so genau ausgearbeitet, dass statt Faszination eher Unverständnis herrscht. Im Prinzip ja auch nur logisch, da man bei einer detailliert charakterisierten Figur automatisch viel mehr ihrer Handlungen und ihres Verhaltens kritisch hinterfragt. Ein gutes Beispiel hierfür ist Karis „Botschaft aus der Unterwelt“.

Noch etwas hat sich von den Klassikern bis zu den Büchern von heute hin stückweise verändert! Meiner Meinung nach ist den drei Detektiven die Neugier und Faszination für ihre Fälle einer oft sehr nüchternen Professionalität und dem Zufall gewichen. Dies ist sicherlich auch dem Fehlen eines Mentors, der sie mit faszinierenden, geheimnisvollen Fällen und skurrilen Auftraggebern versorgt, geschuldet. Ich wünsche mir schon lange, dass die drei mal Fälle von Reynolds und Hitfield bekommen, oder von einem Notar/Regisseur/Anwalt der den Detektiven durch einen Fall verbunden ist. Das muss ja nicht dauernd geschehen, wäre aber eine durchaus sinnvolle Ergänzung zum Jetzt-Zustand. Entweder die Detektive schlittern per Zufall in einen Fall, sie werden unfreiwillig hineingezogen oder von irgendwelchen Auftraggebern ohne Vorgeschichte beauftragt. Oft genug sind diese Auftraggeber völlig unspektakulär, so dass erst gar keine Neugier oder ein Hauch von Geheimnis aufkommt. Eines der größten Probleme seit 30-40 Folgen sind die Anfänge der Geschichten. In den von mir oben genannten Beispielen sind sie für mich stimmig und geben einem den richtig dosierten Schubs in die Strömung. Es stört mich auch, dass sich mehr und mehr Fälle auf die Fragezeichen als Alibi, Mittel zum Zweck und Ablenkung beziehen. Der Fall dreht sich um sie, nicht sie sich um den Fall!

Nun zur perfekten Logik der Unlogik! Hier geht es mir darum, dass eine an sich unlogische Handlung durch ihre logische Inszenierung, Beschreibung und Fortführung genauso gut funktioniert, als wäre sie nicht unlogisch. Das besteht aus verschiedenen Facetten, wie z.B. dem hier schon erwähnten Kreis der Betroffenen. Fakt ist für mich, dass in allen Klassikern in denen übertriebene und eigentlich unlogische Handlungen/Verhaltensweisen von Tätern vorkamen, diese immer logisch mit den sie betreffenden Opfern verknüpft waren! Dies war Bestandteil der Geschichten, ja, sogar ein wichtiger Punkt um die Neugier der Detektive zu wecken! Warum Gnome? Weil die alte Dame den Kindern der Nachbarschaft immer Geschichten von ihnen vorlas! Warum Papageien? Weil Mr. Claudius sie gehasst hat! Warum ein Teufelskostüm? Weil der chinesische Abgesandte die alten Sagen kannte! Warum der Spuk in Mr. Prentis Wohnung? Um Sonny Elmquist als Verdächtigen ins Spiel zu bringen! Warum ein klagender Berg? Weil die Anwohner von der Geschichte um El Diablo wussten! Das kann man beliebig so weiterführen und meiner Meinung nach findet sich für jede Übertreibung, für jede Absurdität und für jede unlogische Anstrengung eine logische Erklärung. So etwas hört dort auf zu funktionieren, wo es mehr Menschen, als diejenigen, die einen Bezug zur unlogischen Tat haben, betrifft. Beim „Höhlenmensch“ wurde die ganze Stadt betäubt, aber nur einer sah den Höhlenmenschen davonlaufen. Beides passt zum Plan, die Einwohner der Stadt sind günstig an einem Ort versammelt und Zigeuner John ist der Abergläubige. Schaut man sich dagegen mal „Zwillinge der Finsternis“ an, wo die halbe Stadt im Schnee tobt und alle von der Erdspalte lesen können, es aber nur einen Menschen betrifft, verkehrt sich die Sache ins Gegenteil. Das ist nämlich in sich absolut nicht stimmig und erschwerend kommt für mich dazu, dass die auftretenden Phänomene für mich nicht mehr in den Bereich des Möglichen fallen. Warum auch, um diese Position zu erreichen, hätten sie besser umschrieben und in Szene gesetzt werden müssen, anstatt einfach nur kurz erwähnt zu werden. Noch schlimmer wird es bei dem Nebel! Selbst mit einer Nebelmaschine kann man den Schwaden keine Richtung vorgeben! Wirklich gelungen war für mich aber die Sache mit dem Feuer! Hätte man die anderen 3 Elemente ähnlich in Szene gesetzt, wäre die Geschichte an den Stellen um einiges faszinierender Gewesen. Es krankt allerdings noch daran, dass die Verbindung zwischen Schnee im Sommer im Park und der Kokainsucht des potentiellen Opfers doch einfach viel zu weit her geholt ist, um noch logisch zu erscheinen.

Ende Teil 1
52) swanpride © schrieb am 07.03.2011 um 15:57:42: @Sophie Das ist im Buch nicht ganz so extrem, wie im Hörspiel, weil die Verhältnisse etwas anders ist...aber das bringt mich auch glatt auf etwas anderes, was in den Klassikern besser war: Die Rahmenstory mir Alfred Hitchcock. Da war es noch häufig so, dass die Entlarvung des Täters nicht das Ende war, und es noch eine große dramatische Szene für den Abschluss gab. Für das Buch gab es danach die Szene mit Alfred Hitchcock, in der dieser (sozusagen stellvertretend für den Leser) Fragen zu dem Fall stellte, und die letzten Unklarheiten ausgeräumt wurden. In den Hörspielen fiel diese Stelle in der Regel weg, so endeten die Hörspiele meistens recht dramatisch und beim Lesen, da wußte man eben, dass das vorletzte Kapitel der Höhepunkt ist, und man im letzten noch eine Art Meta zur Geschichte präsentiert bekommt. Heute gibt es stattdessen den wenig geliebten Schlussmonolog...oder in Sonnleitners Fall, Kaffee und Kuchen zum Abschluss. (Übrigens könnte ich mich dem Kaffee und Kuchen am Schluss durchaus anfreunden, sozusagen als neue Rahmenhandlung, wenn das Kapitel davor nicht immer an der spannendsten Stelle abgebrochen werden würde).
51) Sophie schrieb am 07.03.2011 um 15:25:30: Ich meinte natürlich "abflacht" *g*. Da ist auch so ein krasser Schnitt zwischen Spannung und langer Weile, also in "Fels der Dämonen". In einer Minute ist es noch total gefährlich und in der nächsten Minute sind die drei ??? gesund und munter bei der Polizei. So krasse Schnitte hat es doch früher nicht gegeben.
50) Sophie schrieb am 07.03.2011 um 15:21:02: Ich muss da swanpride aber zustimmen, wenn ich allein von dem ausgehe, was ich durch das Hörspiel weiß. Der Anfang ist das Beste und dann, spätestens als sozusagen diese Entführungssache abgeschlossen ist, wird es stinklangweilig. Einen solchen Spannungsbogen finde auch ich nicht gut und z.B. bei "Fels der Dämonen" ist das ein bisschen ähnlich. Zumindest ist es so, dass der Fall aus meiner Sicht über eine recht lange Zeit spannend ist und gegen Ende durch die verlaberte, seltsame Auflösung derart aufflacht, dass man sich doch regelrecht auf das Ende freut.
49) Crazy-Chris schrieb am 07.03.2011 um 12:52:34: @46 ich finde nicht, dass die "Geheime Treppe" an einem völlig misslungen Spannungsbogen krankt. Liegt aber wahrscheinlich daran, dass ich nur ein normaler Leser bin, und kein super-analytischer Germanist.
48) swanpride © schrieb am 07.03.2011 um 12:47:11: @47 Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, was du meinst...meinst du, dass dieselbe Folge heute nicht mehr so gut ankommen würde, oder das das Konzept heute nicht mehr so gut funktioniert, weil die ??? erwachsener geworden sind?
47) Phony McRingRing © schrieb am 07.03.2011 um 12:43:17: @Wie ich sagte: DAS meinte ich. Die #17 ist eine tolle Folge, und nicht nur irgendein Rätselding. Wäre sie aber mit nach dem gerade aktuellen ???-Duktus angepasst heute erst erschienen, wäre sie vermutlich relativ langweilig, weil eben die typischen Elemente der damaligen Zeit fehlten, die in dieser ???-Epoche "einfach dazu gehörten".
46) swanpride © schrieb am 07.03.2011 um 12:23:40: @45 Das Buch "die Geheime Treppe" krankt an einem völlig mislungenen Spannungsbogen. Wenn der beste Teil eines Buches der Anfang ist, und danach eigentlich nichts Aufregendes mehr passiert, dann muss der Rest zum einschlafen sein. (Das ist bei weitem nicht der einzige Kritikpunkt an dem Buch, aber tatsächlich der Hauptgrund, warum ich es nicht besonders mag...die ersten Seiten waren so vielversprechend).
@44 Wieseo "nur"? Ich mag Rätselfolgen mit Ortswechsel...wenn sie gut geschrieben sind. Deswegen mag ich ja auch Feuermond so gerne...aber auch "Wolfsgesicht", "Das Erbe des Meisterdiebes", "Spur des Raben" und allen voran "Labyrinth der Götter" sind Neuzeitfolgen, die nach diesem Prinzip aufgebaut sind und hervorragend funktionieren. "Wolfsgesicht" und "Labyrinth" sind deswegen auch locker in meiner Top 50 für Bücher UND Hörspiele.
45) Crazy-Chris schrieb am 07.03.2011 um 10:58:22: Gut, dass die aktuellen Hörspiele relativ textlastig und eher handlungs/action-arm sind, ist ja nichts neues. Manchmal hat man eher den Eindruck, ein Hörbuch zu hören anstelle eines Hörspiels. Die zugehörigen Bücher sollte man m.E. aber davon losgelöst betrachten. Z.B. finde ich, dass die "Geheime Treppe" in Buchform eine sehr gelunge Mischung aus Rätselei und Action darstellt. Das Hörspiel krankt dann leider wieder an einer verlaberten Inszenierung...
44) Phony McRingRing © schrieb am 07.03.2011 um 10:45:36: @43: Genau das ist es, was ich mit #31 und #36 sagen wollte. Niemand würde behaupten, dass es nur eine eine Rätselfolge mit Ortswechseln ist. Wäre es allerdings nicht Folge #17, sondern Folge #117 mit ähnlichem Inhalt (mit dem aktuell ???-modernen Duktus), würde man das wohl sehr sicher so bezeichnen - und das gewiss zu recht.

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