bg-color-Chooser
 
  Start
 
  Community
  Bewertungen
  Forum
  Gästebuch
  Fanstuff
  Quiz
 
  Bücher
  Hörspiele
  Filme
  Autoren
  Interviews
  Cover
  Sammlerfälle
  Aiga
  Kids
  Adventures
 
  Archiv
  Lexikon
  A bis Z
  Links
 
  Layout
  Impressum

© 1997-2024 by
rocky-beach.com
Interview mit Jens-Peter Morgenstern
+++ Interview mit J.-P. Morgenstern am 16.05.2003 +++


Mitte Mai hatten Titus und Mattes Gelegenheit, mit dem Musiker Jens-Peter Morgenstern zu telefonieren, der seit Folge 77 für einen Großteil der in drei ???-Hörspielen verwendeten Musik zuständig ist.
Im Juni 2003 erhielt der kreative Kopf für seinen Beitrag zur Jubiläumsfolge Toteninsel (Folge 100) eine Goldene Schallplatte. 
Im ausführlichen Interview konnte er uns so manch interessante Antwort liefern und einige Blicke hinter die Kulissen geben.
Hallo!
Hallo.

Vielleicht kannst du dich zuerst mal kurz vorstellen: Wie alt du bist, wo du lebst und etwas von deinem Werdegang erzählen.
Ich bin 52 Jahre alt und wohne in der Nähe von Hamburg, auf dem flachen Land, in einem kleinen Dörfchen an der Elbe. Und hier habe ich auch mein Studio, das Morgenstern-Studio. Ich mache seit ungefähr sechs Jahren Musik für BMG, insbesondere für Die drei ???, aber auch für andere Hörspiele ...

TKKG wahrscheinlich ...
Genau. Und Larry Brent, die beiden neuen Folgen, die letztes Jahr herausgekommen sind. 

Welche Hörspiele hast du denn noch musikalisch hinterlegt?
Zum Beispiel Tiger Team, aber die Serie wurde ja leider eingestellt. Fünf Freunde ... auch die Gruselserie mit Horst Frank, die vor vier Jahren neu aufgelegt wurde, für die ich die Titelmelodie komponiert habe.

Wie viele Stücke hast du denn bisher für Die drei ??? komponiert?
Oh, das weiß ich gar nicht. Sehr viele, vielleicht 200 oder so.

Welche Ausbildung hast du? Hast du Musik studiert?
Nein. Ich habe mit 16 Jahren mit einer eigenen Musikgruppe angefangen. Flower-Power, Pop etc. Allerdings war ich damals etwas konfus, d.h. ich konnte mich nicht für ein Instrument entscheiden. Zuerst habe ich Gitarre gespielt, dann habe ich gesehen, wie jemand supergut Bass spielt und wollte das auch können. Also hab ich Bass gelernt. Später ging es mir ebenso beim Schlagzeug. Aber immer fand ich mich nicht gut genug und habe dann schließlich sogar ein wenig pausiert mit der Musik. Alles mögliche andere ausprobiert, Grafik, Geologie-Studium ... aber irgendwann dann doch festgestellt, dass Musik meine Leidenschaft ist ... und dann wollt ich's wissen: 6 Stunden pro Tag Üben, Tonleitern, Musiktheorie! Ich habe drei Jahre lang intensiv Unterricht bei einem sehr guten Jazzgitarristen in Hamburg genommen: Manfred Jestl. Danach habe ich dann versucht, meine eigenen Vorbilder nachzuahmen und deren Geheimnisse zu entdecken. Das waren George Duke, Stanley Clarke, Chick Corea , Lee Ritenour, Gino Vanelli ... halt all die faszinierenden kalifornischen Musiker aus diesem Umkreis. Aber auch Jimi Hendrix, Jeff Beck und solche Leute haben mich interessiert und beeinflusst. Eine ganz große Leidenschaft von mir ist die klassische Musik. Da habe ich mit den Werken von Richard Wagner, Ravel und Rachmaninov sehr viel Zeit verbracht. Studiert habe ich nicht an einer Hochschule, sondern alles in Eigenregie gelernt nach dem Prinzip, was mir Spaß macht, was ich gerne höre, das versuche ich mir einzuverleiben.  Ich habe versucht, so den Geheimnissen der Musik auf die Spur zu kommen. Wenn man Klassikfan ist und sich meine Stücke genau anhört, kann man darin Spuren von Rachmaninov, Gabriel Faure oder Richard Wagner entdecken, oft verfremdet oder neu interpretiert und in Verbindung mit jazzigen Elementen ... auch vor Techno-Loops schrecke ich nicht zurück, wenn sie meine Musik bereichern und ins Konzept passen. 

Welche Instrumente beherrschst du denn jetzt?
Ich bin in erster Linie wieder bei der Gitarre gelandet, mit der alles angefangen hat, habe aber natürlich hier im Studio viel mit Keyboards zu tun, mit denen ich eine Menge einspiele. Aus Lust und Tollerei spiele ich auch mal Schlagzeug. Aber zwischen Spielen und Beherrschen liegen natürlich Welten. 

Auf den Hörspielen stehen immer drei Hörspielmusikernamen: deiner, Zeiberts und Conrad. Welche Verbindung besteht zwischen euch?
Jan-Friedrich Conrad kenne ich zwar, aber wir haben noch nie etwas zusammen gemacht. Er  hat die Titelmelodie der drei ??? komponiert. Die ganz alte Titelmelodie stammt ja wohl von Carsten Bohn ...

Bekommst du pro Folge einen Auftrag, Musik zu komponieren? Oder werden deine Stücke über Folgen hinweg verwendet?
Ich arbeite sehr eng mit André Minninger zusammen, der im Studio die Musik in die Hörspiele einspielt. Wir treffen uns gelegentlich, und er erzählt mir dabei, was so in den nächsten Folgen passieren wird. Hin und wieder hat er auch ganz spezielle Vorstellungen, die er mir dann mitteilt, und die ich dann möglichst genau umsetze.

BMG gibt dir also konkrete Vorgaben, dass du für bestimmte Stimmungen Stücke abliefern musst? Zum Beispiel für Actionszenen, Gesprächen oder Ähnliches?
Ja, ganz genau. z.B. in den beiden letzten Folgen [Anm.: "Die Sieben Tore" / "Gefährliches Quiz"] musste ich für das Quiz-Studio oder den Charakter des unheimlichen Mr. Carter jeweils ganz spezielle Stimmungen aufbauen.

Hörst du dir die Hörspiele dann auch komplett an?
Ja, natürlich.

Wir hatten André Minninger mal besucht. Da hatte er uns von dir einige Stücke als ‚Langversion’ vorgespielt. Wie bezeichnest du diese Versionen?
Das sind zum Teil Atmos, also Hintergründe, um bestimmte Stimmungen zu erzeugen. Aber oft auch längere Songs mit verschiedenen Intros, Strophe, Refrain und mehreren  Mittelteilen, in denen das Thema variiert wird. Das Ganze ist natürlich etwas anders aufgebaut, als normale Popmusik, die man im Radio hört. So kommt es hin und wieder vor, dass ich den Leuten, die meine Musik zum ersten Mal hören, ein Stück erklären muss. Hörspielmusik hat eben eine ganz spezielle Struktur, die immer wieder neu entsteht. Die meisten Songs sind viel länger, weil die Hörspielproduzenten es gerne haben, sie beim Abmischen im Studio im Hintergrund laufen zu lassen und mehrere Variationen bzw. Übergänge zu haben. Ähnlich wie in der Filmmusik, wo ein Thema immer wieder neu aufbereitet wird.

Wie sieht die Rechtslage bei dir aus? Verkaufst du das komplette Stück an BMG oder kannst du es noch anderweitig nutzen?
Ich verkaufe lediglich das Nutzungsrecht. Das Urheberrecht verbleibt bei mir. Also kann ich es auch beliebig weiterverwenden.

Ist das Nutzungsrecht für BMG zeitlich begrenzt?
Nein. BMG kann die Stücke beliebig in den Hörspielen verwenden. 

Wie kamst du auf die Idee mit der Soundtrack-CD? Ist BMG auf dich zugegangen und hat diesen Vorschlag unterbreitet?
Nein. Das war meine eigene Idee. Im Hörspiel kommen von einem Lied maximal 20 Sekunden vor. Das fanden viele der Hörer einfach schade. Man hört mich in den Hörspielen halt meistens im Hintergrund oder ganz kurz.

Ist die CD bei BMG erschienen?
Nein, die habe ich im Eigenverlag veröffentlicht.

Und du hast jetzt praktisch deine Lieblingsstücke mit auf den Soundtrack genommen? Oder wie hast du die Auswahl getroffen?
Das sind alles meine Lieblingsstücke. Es gab jedoch eine Vorgabe von BMG, nicht die Stücke der letzten zwei Jahre, die ich dort abgeliefert habe, zu verwenden. Das heißt, die Songs, die ich ausgesucht habe, sind alle älter als zwei Jahre. Was ich aber eher positiv werte, da der Bekanntheitsgrad der ausgewählten Stücke so um so größer ist. Wenn alles gut läuft, werde ich Ende des Jahres eine weitere CD veröffentlichen. Denn bei diesen 200 Stücken sind viele dabei, in denen eine Menge Herzblut steckt.

Wie hast du dir den Vertrieb der CD gedacht? Mundpropaganda von Fan zu Fan?
Ich möchte erst einmal die Resonanz austesten. Es läuft ja im Moment die Master-Of-Chess-Tournee, wodurch Die Drei ??? in aller Munde sind. Natürlich hoffe ich dabei auch auf die Werbung von Fan zu Fan.

Wird die CD denn dort schon verkauft?
Sie ist erst seit zwei Wochen [Anm.: Anfang Mai] auf dem Markt. Es gibt sie nur exklusiv auf meiner Website www.morgenstern-studio.com zu bestellen.

Wie siehst du das Problem, Hörspiele mit neuer Musik abzumischen, wie z. B. bei den drei ??? ?
Man darf natürlich eines nicht vergessen: die Leute, die mittlerweile dreißig Jahre oder älter sind, und einen Großteil der drei ???-Fans ausmachen, haben einen komplett anderen Musikgeschmack als die neue Generation der 12 jährigen drei ???-Hörer, denen die Musik auch gefallen soll. Was wäre, wenn wir damals als Jugendliche die Musik unserer Eltern in Hörspielen hätten hören müssen? Ich hätte es grauenhaft gefunden! Es ist deshalb mein Anliegen, das Alte mit dem Neuen zu verbinden. 

Früher wurde von Carsten Bohn und Herrn Beurmann viel Orchestermusik eingesetzt.
Ja, viele Fans mögen gerne Althergebrachtes, z. B. wurde ja gerade auch in der Jubiläumsfolge 100 sehr viel Orchestermusik eingesetzt. Ich finde diese Musik hervorragend! Auch in meiner Musik verwende ich gern orchestrale Cluster und Instrumentengruppen. 

Ist BMG denn eigentlich prinzipiell mit deiner Musik einverstanden? Oder gibt es da hin und wieder Änderungswünsche?
Ich arbeite ja nicht direkt mit BMG zusammen, sondern mit dem Studio Körting. Dort wie gesagt mit André Minninger, Heikedine Körting und natürlich Prof. Beurmann. Wie in jeder Zusammenarbeit gibt es Absprachen, Änderungswünsche, Richtungsvorgaben oder ganz konkrete Wünsche. Das macht ja gerade die Arbeit so spannend. Die Zusammenarbeit verläuft sehr, sehr gut, da wir uns musikalisch einwandfrei verstehen.

Herr Beurmann ist Professor für Musik und besitzt ja eine riesige Instrumentensammlung. Hast du denn ganz konkreten Kontakt zu Herrn Prof. Beurmann?
Ja. Ab und an sehe ich ihn im Studio Körting, und wir plaudern über neueste Entwicklungen der Studiotechnik. Er hat vor zwei Jahren ja einen Großteil seiner Instrumenten-Sammlung der Stadt Hamburg gestiftet. Das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg hat eigens dafür noch einen Erweiterungsbau bauen müssen. Dort stehen jetzt 90 % seiner Instrumente als Ausstellungsstücke, und man kann dort die betörenden Klänge dieser alten Meister-Instrumente über Sampler abrufen und sich so ein Klang-Bild machen über die herrliche Musik alter Zeiten. Das ist eine ganz faszinierende Sache.

Hast du denn außer der Hörspielmusik gegenwärtig noch andere Projekte?
Es gibt natürlich Dinge, die man im Hintergrund immer weiterverfolgt. Langfristig arbeite ich an einem Projekt, das ich "classic-underground" nenne: hier sollen die großen Meister der Klassik, die meinen musikalischen Werdegang beeinflusst haben, ihren Ehrenplatz bekommen: Wagner, Liszt, Ravel, Rachmaninov, Faure. Ich verarbeite Teile aus ihren Werken, die mich besonders inspirieren ... mit HipHop-Drumloops, jazzigen Elementen etc. Teil dieses Projektes ist z.B. "Das Walkürenfeuer" (inspiriert vom Walkürenritt von Richard Wagner), ein Stück mit der Sängerin Isgaard Marke und eine Co-Produktion mit Oliver Uckermann von Stillste Stund. "Requiem" auf meiner neuen CD ist Bestandteil von "classic underground". Es ist beeinflusst durch das Requiem von Gabriel Faure. Weitere Stücke sind in Arbeit und werden demnächst auf meiner Website vorgestellt ... vielleicht auch in einer limitierten Auflage dort zu bestellen sein.  Wo ich, wie weiter oben beschrieben, klassische Stücke verfremde - z. B. Bolero von Ravel. Lothar Palmer aus Hamburg, ein Fagottist, hat das mit eingespielt. Der Bolero ist eines der ersten fertigen Stücke, aber es geht langsam voran.

Warst du für das Fernsehen schon mal als Filmmusiker aktiv?
Nein, war ich noch nicht. Filmmusik war immer mein Ziel, aber im Grunde genommen finde ich die Hörspielmusik viel faszinierender, weil sie noch mehr die Fantasie anregt.

Als Filmmusiker fällt mir jetzt Frank Duval ein ... 
Ja, ja. Meine Vorbilder der Filmmusik sind Eric Serra (5th Element) und natürlich John Williams (Star Wars), beides große Meister!

Und deine Lebensgefährtin ist auch Musikerin?
Nein, sie ist leidenschaftliche Fotografin. Allerdings nebenberuflich.

Wir gingen ja bisher immer davon aus, dass Conrad, Zeiberts und Morgenstern eine Gruppe sei. Von den Sprechern gibt es ja hin und wieder Fotos in den Inlays; da könntet ihr doch auch mal erscheinen?
Das ist eine ganz tolle Idee. Das werde ich mal Heikedine Körting vorschlagen.

Wie sieht eigentlich so dein Alltag eines Musikers aus? Man kennt ja das Klischee: den ganzen Tag schlafen und nachts dann aktiv sein.
Ja, ich habe das lange so gemacht, aber das ist für den Biorhythmus nicht zuträglich. Deshalb bemühe ich mich, vorwiegend am Tage zu arbeiten ... das klappt nicht immer, da ich wohl doch auch eher ein Nachtmensch bin.

Wir bedanken uns für das Interview und wünschen viel Erfolg mit der CD!
Gern geschehen!
 

Weitere Links:
Die CD könnt ihr auf Jens-Peter Morgensterns Website bestellen!
Mehr über die Jubiläumsfolge 100.

[TOP] - [Druckversion] - [rocky-beach.com] - [Impressum] - [Datenschutzerklärung] - 26.08.2018