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Interview mit Heikedine Körting
+++ 26.10.2001 +++



Am 26.10.2001 waren Oliver Rohrbeck und Andreas Fröhlich im Blue Moon bei Radio Fritz zu Gast. Die beiden Moderatoren MVM und Grischa Sedelke hatten vor der Sendung ein fünfzehnminütiges Interview mit Heikedine Körting geführt. Gut gelaunt und kaum zu bremsen, plauderte die Regisseurin aus dem Nähkästchen und förderte dabei diverse informative Details zu Tage, die eine Verschriftlichung lohnen. Hier ist die wortgetreue Transkription des Interviews (wundert Euch nicht, wenn ein Satz anders endet, als er begonnen hat: wir haben uns dazu entschieden, nichts zu bereinigen).

Also, ich kann nur sagen, eine großartige Frau, ähm, das erste Telefonat: irgendwie nach zwei Minuten haben wir beide unterm Tisch gelegen vor Lachen, ich - wir kennen uns ja nicht, und ich hab' angerufen, "Hallo, ja, so'n Interview ..." und so weiter und eine Frage gestellt: "Sie sind ja Mittäterin", und sie antwortete dann gleich irgendwie so, nebenbei beschimpfte sie noch ihren Mann irgendwie, der nebenan irgendwie Kaffee kochte: "Nimm' das Ding vom ... vom Herd, brennt an -"
Andreas: Nee, der hat wieder ein Spinett zerhackt, wahrscheinlich ...
Oliver: (lacht)
Jedenfalls haben wir uns vor der Sendung etwas länger unterhalten, mit Heikedine Körting ...
Und abgesehen davon, dass ihr sie als eure Du-Sie-Mutter bezeichnen könntet, haben wir sie gefragt, am Anfang des Gesprächs, ob man sie vielleicht als die Mutter des kommerziellen Hörspiels bezeichnen könnte.

Na ja, könnte man vielleicht, es gibt ja natürlich noch einige andere ... (kichert) aber man kann vielleicht sagen, dass wir im Laufe der Jahre dann auf immerhin 80 % des ganzen deutschen Kindermarktes, Umsatzes in Schallplatten und später dann auch in Kassetten geworden sind. Insofern ist natürlich jede Europa-Kassette ... sticht dann hervor mit insbesondere diesem wunderbaren Logo 'Europa'.
Wenn man da in so'nem breiten Spektrum arbeitet, wie hat das mit den drei ??? konkret angefangen? Wie sind Sie dazu gekommen?
Also, das war eine Zeit, in der wir schon angefangen hatten, zunächst erst mal eigentlich viele Einzelgeschichten - Märchen, fröhliche Geschichten so wie 'Hui Buh, das Schlossgespenst' von einem Berliner Autoren - gemacht, und da fingen wir so nach und nach an, doch etwas mehr auf Serien zu setzen - mit Fünf Freunde von Enid Blyton hat es im Wesentlichen begonnen, Karl May natürlich auch - und dann fiel mir eines Tages der 'schreiende Wecker' in die Hand, von Alfred Hitchcock, und da dachte ich: "Mein Gott, das ist der beste Kinderkrimi, den ich je gelesen hab', und da müssen wir hinterher bleiben, da müssen wir sehen, dass wir das irgendwie kriegen können, um es produzieren zu dürfen." Tja, und nach zwei Jahren Laufzeit mit Random House in den USA und Verhandlungen und so weiter haben wir das dann durchgesetzt und haben erst mal diese eine Folge der drei ??? gemacht.
Sekunde mal, nach zwei Jahren Laufzeit? Was heißt das, haben die zwei Jahre gebraucht, um da rechtlich klarzukommen?
Ja, war irrsinnig kompliziert, irrsinnig kompliziert, weil viele Rechteinhaber waren, und ich mein', so ein Mann wie Alfred Hitchcock, und wir damals so kleine niedliche Kinderkassettenmacher - na, wer sind wir hier schon in Deutschland? Wir haben ja immer eine Vorstellung von hier in Deutschland, dass wir so wichtig sind, aber wenn man dann mal drüben in den USA ist, dann ist das ja weit weit entfernt und man war nur ... ein noch nicht so wahnsinnig interessanter Lizenznehmer.
Sind die Hörspiele eigentlich auch in anderen Sprachen noch erschienen, oder war das ein rein deutsches Phänomen?
Also, diese Art von Hörspiel ist meines Erachtens ein deutsches Phänomen, wir waren viel früher mal in den USA und in Frankreich und Spanien und Italien, da gab es sehr viel dann schon das gelesene Buch, also, es gab eine Schallplatte, die dann dem Kinderbuch dazugelegt wurde, das war aber dieses, was wir als Hörspiel verstehen, eigentlich nicht. Ich denke mal, das haben wir hier in Deutschland speziell entwickelt in unserem klitzekleinen Europa-Teamchen haben wir eigentlich so gesagt: "Wir wollen was anderes, wir wollen kein Buch, und wir wollen nicht weniger als ein Film sein, sondern wir wollen Ohren aufmachen, Augen zumachen und einen Film hören."
Die Serie hat inzwischen - obwohl, was heißt inzwischen - eigentlich schon seit längerer Zeit Kultstatus; wann haben Sie denn zum ersten Mal realisiert, welche Ausmaße die Serie annimmt, und hatten Sie Angst, dass es in absehbarer Zeit nur noch Detektiv als Berufsziel Jugendlicher gibt?
Also, sagen wir mal, welche Ausmaße das annimmt, das haben wir natürlich schon sehr früh gesehen, schon vor ... ach, fast zwanzig Jahren oder zumindest vor fünfzehn Jahren ungefähr, da gab es ja kaum ein deutsches Kind, das nicht einen kleinen Koffer voller Europa- und insbesondere auch drei ???- und vielleicht TKKG-Kassetten in der Tasche hatte. Da wusste man schon von den sehr sehr hohen Umsatzzahlen, die waren wirklich gewaltig, und dann gab es einen großen Knick, da kam dann Nintendo, Computer, Video und was alles auf den Markt, und plötzlich war das Hörspiel - ich meine allerdings auch - ein bisschen kaputtgemacht, dadurch dass man plötzlich in den Produktionsfirmen keine Hörspiele in dem Sinne mehr haben wollte, wie wir sie produziert haben, sondern sich darauf beschränkte, Playbacks von Filmen rauszubringen, und das war dann, das ... also, das lief mir völlig contre coeur. Also, jedenfalls gab es einen richtigen Abfall, es war fürchterlich, man dachte, Schallplatte - bzw. Schallplatte war's dann ja nicht mehr, aber Kassette und vielleicht auch CD - für Kinder ist so gut wie tot. Und dann vielleicht so vor fünf Jahren, als wir so auf'm gewissen Tiefpunkt waren, dachte man: "Huch!? Das ist ja merkwürdig, da laufen doch insbesondere die ???, das läuft doch alles wieder sehr schön", und immer mehr und immer mehr und immer mehr, und konnte sich eigentlich keiner so recht erklären, und da haben wir so'n kleinen Test gemacht, in die Kassetten Zettelchen reingelegt, die man zurückschicken konnte, und was war da die große Überraschung? Das waren ja gar nicht mehr die Kinder, die das für sich kauften, oder vielleicht die Oma oder die Mutter oder so, die das für ihre Kinder kauften, sondern es waren die, just die, die vor zwanzig und fünfzehn Jahren eben mit ihrem Kassettenköfferchen rumliefen, die plötzlich so auf ihren Dachboden stiegen und dachten: "Mensch, wir haben doch als Kind da mal was gehabt, das hat uns fasziniert und begeistert, und dann gibt's -" Ja, also gut, die Ergebnisse waren so, dass man sagen konnte, fünfzig Prozent waren Kinder von dreißig, die sich das anhörten, und die anderen fünfzig, na ja, dann von acht bis neunzehn vielleicht.
Also, an der Begeisterung, mit der Sie das Thema jetzt anpacken und erzählen, kann man merken, dass euch das gut getan hat, dass jetzt wieder Hörspiele gehört werden.
Sehr gut, sehr gut, das ist wirklich - es macht einfach Superspaß. Und wir haben uns natürlich auch während der Produktionszeit immer überlegt: "Sag' mal, wieviel ... wieviele von diesen Geschichten können wir eigentlich überhaupt noch machen, und wie lange können wir noch mit unseren wunderbaren drei Detektiven arbeiten?" Aber es ist ja herrlich: Dadurch dass die Hörer mit uns mitgewachsen sind, sind wir alle jung geblieben, nicht?
Ja, kommen wir vielleicht noch mal zum produktionstechnischen Teil, also, heute gibt es ja Castingagenturen für Kinder, das heißt, wenn, wenn man irgendwie Kinder braucht irgendwie, hat man eine riesige Auswahl, an Kinder ranzukommen. Wie war denn das damals in den Endsiebzigern oder nee, halt, Anfang der Siebziger?
Also, da gab es dann verschiedene Arten so, dass man zum Beispiel mal in Schulen guckte, bei Vorlesewettbewerben, aber da habe ich gleich dann gemerkt: "Oh Gott, das sind eigentlich die Allerschlimmsten, die besonders gut lesen können", dann hatte man eigentlich schon rausfinden können, dass Kinder von Schauspielern meistens von vornherein eine gepflegte Sprache hatten, und dann konnte man sehr schnell erkennen, dass man mit Berliner Kindern am allerallerschönsten arbeiten kann, die haben so 'ne richtige freie Schnauze und ein lockeres ... ja, können locker umgehen, und es ist auch furchtbar unkompliziert, es ist also wesentlich unkomplizierter, ein Berliner Kind von Berlin nach Hamburg ins Studio zu kriegen, als von Hornburg-Lokstedt nach Hamburg. Also, es ist ganz witzig, die sind viel viel easier und ich hab' fast immer mit ... also sehr sehr viel jedenfalls mit Berlinern und auch Münchnern und ... so gearbeitet. Und in diesem Fall ist es so, dass ich den Oliver Rohrbeck mal im Fernsehen gesehen hatte, bei irgend'ner Rudi-Carrell-Geschichte, und so flotte kleine Kinder, seine Mutter hatte sich immer gekümmert um so'ne Serie, wo Kinder in Wettbewerb gingen, und da war ich derartig hingerissen, und bin dann - hab' dann hinterhertelefoniert, ihn rauszufinden. Den Jens Wawrczeck, den hab' ich gefunden, weil der im Rundfunk schon ganz entzückende kleine Hörspiele machte und bei mir auch schon mitgearbeitet, oder bei uns schon mitgearbeitet hatte in anderen Hörspielen. Und den ... ich glaub', Andreas hab' ich dann über die - den Tip über die Mutter von Oliver Rohrbeck bekommen. Und, ja, so sind wir einfach zwei aus Berlin, einer aus Hamburg.
Aber, wie war das denn ... das erste Mal mit denen da stehen, keiner weiß genau, wie das ... wie wird es sein, die drei ??? zu machen. Haben Sie sich da hingestellt, "Pass auf, du bist jetzt der Detektiv, du bist der, der gerne isst, der etwas dickere, du bist der, der immer ickert, du musst die Buch-"
Ja genau, genau, so ungefähr. Die haben natürlich die Manuskripte erst mal nach Hause gekriegt, und da hatte ich bei Justus Jonas ... den, den - mit Oliver hatte ich ja schon relativ viel gemacht und hatte auch, er war auch die Hauptrolle in den 'Fünf Freunden', da war ich mir eigentlich ziemlich sicher. Und von der Art und Weise hatte ich gedacht, also, Bob Andrews, das müsste Jens Wawrczeck sein. Und der dritte, das wäre eigentlich gut für Jens, äh, für Andreas Fröhlich. Und dann sind wir also ins Studio gekommen, und dann haben wir erst mal'n bisschen probiert, mal so eine halbe Seite in der Verteilung, wie wir das verschickt hatten, oder wie ich mir das vorgestellt hab', und da merkte man: "Huch? Nee, halt, stop, so geht das eigentlich nicht. Der für Recherchen und Archiv Zuständige, das ist doch wesentlich besser für den Fröhlich." Na ja, und da haben wir ein bisschen herumgetauscht, und außerdem hatte ich eben durch den Herrn Beurmann, meinen späteren Mann, diese großzügige Gelegenheit, dass wir nicht wie in anderen Studios nun wussten, wir durften von, äh, sagen wir mal von acht bis zwölf das Studio benutzen oder bis so, oder wir durf- mussten das in vierzig Stunden fertig haben, sondern wir konnten so lange da drin rumbasteln wie wir wollten, also von morgens bis abends, und so blieb es auch eigentlich immer dabei, dass wir bei so 'ner Produktion, haben die bei uns im Haus gewohnt, dann haben wir dazwischen auch gespielt, dann sind wir segeln gegangen, dann haben wir wieder ein bisschen gearbeitet .Und wenn was nicht gefallen hat, dann haben wir das weggeschmissen, dann haben wir's neu probiert, also, es war so richtig ein schönes Bastelstudio, oder ist auch heute noch ein Bastelstudio.
Arbeiten Sie denn immer noch in dem gleichen Studio heute?
Im Prinzip fast. Ich meine, es gibt natürlich sehr viel mehr Maschinen, und wir haben auch inzwischen viel mehr mit DAT und CD und sonst was zu tun, aber diese richtig schönen dicken alten Schnürsenkelmaschinen sind immer noch da, und unsere Tricks mit den Loops und den Schleifen, wir haben alleine über hunderttausend eigene Geräusche und so, das ist eigentlich - haben wir alle möglichen technischen Versionen ausprobiert über die Jahre, und kommen immer wieder zu den alten Fleißarbeitsgeschichten.
Was ist denn Ihr Lieblingsgeräusch?
Also, mein Lieblingsgeräusch überhaupt? Ja, das ist das, was ich selber gemacht hab', der schreiende Wecker.
Echt? Das sind Sie?
Ja logisch, das bin ich.
Wir haben die ganze Zeit heut' gerätselt, wer das ist!
Oder auch zum Beispiel Blacky, der Rabe, das ist auch so wunderbar. Blacky, der ...
Wie wurde das denn gemacht, haben Sie einfach dann so ... (imitiert den Beginn des Schreis)
Ja, also ich hab', ich hab' erst mal - eigentlich wollte ich es mit 'nem Schauspieler machen, und die ... die sind aber ziemlich schnell mit der Stimme kaputt, oder bzw. konnte ich es also ihnen nicht zumuten, und dann hab' ich rumprobiert, und dann so eben wie gesagt, man konnte im Studio ja ewig sitzen, dann kann man die Bandmaschine ein bisschen langsamer laufen lassen, dann ein bisschen schneller, und dann so rumpro-, aber ich weiß jetzt noch, dass ich damals 'ne ganze Woche heiser war.
Frau Körting, würden Sie denn ... ich meine, ich will Ihnen jetzt nicht die Stimme versauen, aber würden Sie vielleicht live am Telefon noch mal bei uns den schreienden Wecker machen?!
Also, wie gesagt, er wird ja dann nachher garniert und verschönert durch Technisches, aber so ungefähr wie: (sie schreit los)
Sie waren es, Sie waren es!
Jaaa ... so ungefähr, aber das habe ich natürlich jetzt ein bisschen verfeinert und schöner und hundertmal gemacht, bis er das war.
Ja, Sie werden's nicht glauben, das ist nämlich auch unser Lieblingsgeräusch, das kommt auch definitiv in der Sendung noch vor heute.
Das finde ich ja super, das freut mich aber herzlich. Also, ich will nicht sagen, dass nicht Oliver, Jens und Andreas ebenso schöne Geräusche machen können, aber das - also, solche Eskapaden habe ich denen nicht zugemutet.
Was ist eigentlich, wenn man jetzt mal diese ganze Produktion - man hört immer, Sie brauchen so superlang, haben sich da Zeit gelassen, haben sich eingeschlossen über's Wochenende und so - da passiert ja auch viel Blödsinn, was dann wirklich nicht auf diese CDs und auf die Kassetten mit drauf kommt, was nicht im Hörspiel zu hören ist. Kommt irgendwann mal was raus mit den ganzen falschen Aufnahmen, mit den Outtakes, wird da vielleicht irgendwann mal ein Special drausgemacht?
Ja, Outtakes haben wir auch ge- leider leider nicht, nicht früh genug angefangen zu sammeln, die haben wir mehr so für eigene Geschichten genommen, aber haben wir so jetzt - seit ein paar Jahren sammel' ich das Zeug auch, weil da sehr sehr Komisches rausgekommen ist, obwohl sagen wir das auch nicht ... es geht natürlich immer sehr oft in so 'ne bisschen schlüpfrige Richtung. Also, wenn's wahnsinnig komisch ist, ist es fast auch immer irgendwie so ... so, dass man das nun nicht unbedingt den kleinen Kindern vorspielen kann.
Aber wenn man sich anguckt, wer die drei ??? heute kauft, die sind ja, also der größte Teil ist ja älter als 25, äh, für die Zielgruppe wär's doch genau perfekt.
Die - ja ja, für's Internet haben wir jetzt grad bisschen was zurechtgeschnitten und wollen das auch mal ...
Na, vielleicht so 'ne kleine FSK-18-CD, mal die gerade wirklich nur für ... für Erwachsene?
Vielleicht, vielleicht ... ja, das könnten wir vielleicht mal machen ...
Jetzt haben Sie ja so viele Hörspiele gemacht schon, ähm ... sagen Sie -
Ja. Eintausendsechshundert Stück.
Eintausendsechshundert! Wenn ... wenn ...hören Sie nachts schon Stimmen, wenn Sie aufwachen, oder, oder kriegt - kann man das irgendwann auch wieder vollkommen zur Seite packen?
Also, ich würde mal sagen, so ganz kann man's nicht zur Seite packen, aber ich find's immer noch das Allerschönste: selber Kopfhörer aufsetzen und dann schön sich ins Bett legen und die eigenen Geschichten hören, es ist wunderbar, oder jetzt zum Beispiel, zum Hundertsten hatten ja viele Fans auch was erarbeitet, einer hatte beispielsweise einen sensationellen Digitalfilm fertiggemacht, selbst gemacht und hat diese Kassetten und Hörspiele in ein virtuelles Museum gehängt, das sah aus wie Riesenbilder, und aus jedem Bild, zu dem man dann mit der Kamera schwenkte, kamen die witzigsten Szenen aus dem Hörspiel mit den Sprechern, und dann geht's einem schon irgendwie unheimlich an die Nieren und, und unheimlich an die Seele, wenn man dann über die zweiundzwanzig Jahre all die wahnsinnsguten Leute hört, ob das nun Judy Winter ist, oder Gottfried Kramer, oder der Pfitzmann, oder wer alles schon mitgemacht hat, nicht?
War's eigentlich sehr schwierig, diese Leute auch für diese Serie zu bekommen, oder haben die alle fr-
Ah ja, da konnte ich aber wunderbar hartnäckig sein, also wie ich schon sagte, dass wir zwei Jahre mit Random House hin- und hergehandelt haben, bis es dann klappte, bin ich auch manchen Schauspielern zwei Jahre hinterher gesaust, und die sind ja meistens so ganz höflich und sagen: "Ja, das tut mir leid, und jetzt kann ich nicht", und dann hab' ich gesagt: "Ja, wann darf ich denn noch mal wieder anrufen?" Ja, und dann kriegt man sie nachher - das kennen Sie sicher auch - irgendwann kriegt man sie so in die Klemme, dann haben sie einen fünfmal vertöstet auf ... in einem halben Jahr, und dann habe ich - und wenn sie dann mal gekommen waren, dann waren sie meistens Freunde geworden.
Man gewöhnt sich ja an so'ne Art von Stress, aber wie lange wird das denn noch weitergehen, wie lang wird's die drei ??? voraussichtlich noch geben?
Ja, also neulich hab' ich so gesagt, ich denke mal so hundertfünfzig, aber da waren dann die ganzen Fans bei dieser Feier von Hundert dabei, und meinten: "Na also, bis ... bis zweihundert sollte es schon noch gehen."
Ja genau, so'n ... so'n Expertengespräch ... so: "Ach doch, Heikedine, also zweih-" "Ich würd' sagen, zweihundertfünfzig!" "Dreihundert!" "Dreihundertfünfzig ...!"
Ja, so, so in dem Sinne, in dem Sinne haben wir das gemacht.
Man könnte sagen, wir haben jetzt das Bergfest also erreicht.
Ja ja, also wollen wir mal ... wollen wir mal auch ... ich, ich würde mal sagen, wir sollten mal ganz schön zufrieden sein, wenn es sich so auf so'nem netten Level wie jetzt hält, nicht? Es ist ja bei vielen Dingen, die dann so wieder groß hochkommen, dass ... die können ja nun nicht immer kochen.
Frau Körting, wir haben ja heute abend Andreas Fröhlich alias Bob Andrews und Oliver Rohrbeck alias Justus Jonas im Studio. Wollen Sie den Jungs noch irgend etwas mitgeben jetzt?
Ja, ich lieb' sie alle beide, sie sind so hinreißend, sie sind so witzig, und das werden Sie ja auch vielleicht, wenn Sie mal aufmerksam in den ... in die Hörspiele hören - es ist wahnsinnig, wieviel Dialog von denen auch so aus der Lust und Laune gemacht wird, nicht? Und wir lassen ja immer 'ne ganze Menge zu ...
Also, es gibt große Abweichungen?
Also, die lesen ja beileibe nicht das ab, was da steht, sondern sie haben sich - spielen sich das auch derartig nett zu, und sind auch so, unterschiedlich wie sie sind, so sind sie angenehme Freunde, also, ich würde nur sagen: toi toi toi, und ich danke ihnen auch herzlich.
Vielleicht noch ein Kuss von der ... Mutter?
(schmatz) Aber mit - mit Vergnügen! Ja, wir sind ja immer ein bisschen, wir sind ja immer ein bisschen zurückhaltend miteinander.
Ja. Na, es ist ja ein Arbeitsverhältnis, ne?
Na ja, aber, nee, es ist schon mehr, also, das ist ... für mich ist es zumindest sehr viel mehr.
Genau. Vielen Dank, Frau Körting. Wir drücken Ihnen natürlich die Daumen, dass es noch mindestens hundert Folgen dieser Serie geben wird ...
Ja, danke Ihnen auch jetzt, ich hoffe ...
Und hoffentlich irgendwie nach dem Abend heute irgendwie werden die Verkaufszahlen noch riesig in die Höhe schießen.
Ja, vor allen Dingen sollen die Leute Freude dran haben, ne? Und ich kann schon versprechen, das nächste, die 101, das 'Hexenhandy'.
Das Hexenhandy!
Oaaaah, ganz toll ...
Mit dem ekligsten Ton!
Mit Bastian Pastewka ...
Mit dem ekligsten Ton, der jemals gefunden wurde!
Ohhh ... Super, super, das ist so was von - ja, da bin ich grad dabei, und ...
Mit Bastian -
Und mein lieber André Minninger, der Autor, der ... der sagt also, das Handy darf kein anderer sein, als ich selber. Kann man verstehen, ne?
Okay, danke!
Vielen Dank!

Okay ..., tschau, tschüß, auf Wiedersehen!
Heikedine Körting wurde außerdem zu der Problematik der "alten Musik" befragt. Ihre Antwort wurde im Laufe der Sendung separat eingespielt:
Wir alle regen uns ja darüber auf. Es ist ja leider so, dass wir einen, äh, leider einen Prozess bekommen haben von jemandem in der Zeit, als ich damals so furchtbar viele Goldene Schallplatten bekommen hatte, dass einer von den Musikern von früher, äh, hat sich dann mit der GEMA zusammengetan oder so was. Und auf jeden Fall ist es leider eine immer noch nicht beendete Geschichte, und insofern musste das so lange ausgesetzt werden, und so lange hatten wir ja auch dann die meisten Drei ???-Kassetten gar nicht mehr auf dem Markt und hatten dann gesagt: "Na ja, gut, hilft nichts, wir müssen mal abwarten. Und das läuft jetzt leider seit über vierzehn Jahren, und so lange dürfen wir das nicht benutzen.
14 Jahre?
Ja, das hat begonnen 1984, als dann der ... der damalige vermeintliche Musiker mich anrief und sagte, wenn ich nicht pro Platte soundsoviel zigtausend Mark kriege, dann geh' ich zur GEMA.
Und dann habt ihr gesagt: "Du, die haben wir gar nicht." Und dann hat er gesagt: "Na, dann tschüß."
So ungefähr.
Hm, na, okay ...
Und das ist leider leider so, also ich hoffe, dass das irgendwann mal ... es läuft jetzt schon vor dem BGH, und da habe ich auch gar keine Hände mehr drin, das macht ja dann Bertelsmann direkt, und - aber das ist schade, es ist also nicht so, dass wir das rausgeschmissen haben, weil wir das etwa nicht wollten, sondern weil wir das nicht mehr nutzen durften.
Das heißt, also wenn Sie gewinnen, irgendwie wird's wieder alte Musik geben.
Ja, oder auch wenn die sich einigen. Das kann ja auch sein, dass die sich - dass es gar nicht - dass sie vielleicht doch irgendwie eine vernünftige Einigung finden könnten, nicht? Aber man muss natürlich auf der anderen Seite sehen, dass nun seit jetzt über 15 Jahren die andere Musik da ist, und diese dann wieder jüngeren - das sind natürlich nun nicht unbedingt die Internetleute, von denen man am meisten hört und am meisten liest und am meisten sieht - die haben sich natürlich schon wieder an das andere gewöhnt. Und wenn Sie mal die letzten, insbesondere die letzten 10 Folgen gehört haben, da haben wir uns ja wieder ganz schön gesteigert.
Die Fragen stellten MVM und Grischa Sedelke. Transkription: rocky-beach.com.
Weiterführende Links:
europa-vinyl.de, Sprecher-Special: Heikedine Körting
Festschrift: 25 Jahre EUROPA-HörspielCassetten, Seite 35-51
"Kennen Sie Blaubeerkinder?" - Horst Frank: Laudatio auf Heikedine Körting (12.04.1984)
"Wir fühlen uns geborgen ...!" - Claus Wilcke: Dankesrede an Heikedine Körting (12.04.1984)
Günther Handlögten / Henning Venske: "Alles ist sauber und heil", in: Stern 39/86 (18. September 1986), S. 246-248
Gerd Alfer: Millionen-Märchen, in: Focus 10/97 (3. März 1997), S. 216-218
Interview mit Heikedine Körting in der Rocky Beach Gazette, September 2002
zum Autorenspezial

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