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rocky-beach.com
Das André Marx Special
+++ André im Interview mit Sven Stricker +++
 

...anläßlich der Lesung aus seinem Buch Die Spur des Raben in der Buchhandlung Grauert in Oberhausen. Datum: 19.9.1997.

Zur Person: André Marx ist 24 Jahre alt und hat sich an Germanistik und Sprachwissenschaften versucht, bevor er die Uni für seine schriftstellerische Tätigkeit nach vier Semestern verließ. Seit dem "Poltergeist" ist er Stammautor der drei ???... Mit am Tisch: André Marx' Begleiter Christian Strohkirch. Ansonsten bombadiert Christian André mit Ideen - das "Brennende Schwert" ist auf einem gemeinsamen Mist gewachsen...


 
André, nach fast 80 Folgen "Die drei ???" - was muß ein Autor machen, damit er noch neue Ideen bekommt?
Sich stundenlang den Kopf zerbrechen, würde ich sagen. Das ist nämlich ein großes Problem. Man kommt immer auf irgendwelche Ideen, die man gerne umsetzen möchte, und dann fällt einem ein: "Ach, das gab es doch erst in Folge 13 und das gab es in Folge 45" - und so muß man dann gleich wieder alles revidieren und weiterüberlegen. Das dauert manchmal ziemlich lange, bis man etwas hat, was es noch nicht gab. Ich bin immer ganz stolz, wenn ich da was finde.
Meinst du denn nicht, daß jedes Thema schon mal abgehandelt worden ist?
Es gibt natürlich immer wieder dieselben Handlungsstränge - das wiederholt sich schon. Verfolgungsjagden und irgendwelche Bösewichte, die etwas inszenieren, was übernatürlich aussieht, sich aber natürlichen Ursprungs erweist.
Musst du die bekannten Themen also nur neu formulieren?
Nein, nicht jedes Mal. Mein nächstes "Werk" zum Beispiel, das ich demnächst anfangen werde, ist ein ganz neues Thema. Darauf bin ich sehr stolz.
Worum geht es da?
Also, einen Titel kann ich nicht nennen. Da habe ich inzwischen ein Verbot vom Verlag bekommen, weil der Titel manchmal noch geändert wird. Es geht um Musik - das ist das Hauptthema. Da gab es zwar schon mal die "Musikpiraten", aber es geht ein bißchen in eine andere Richtung. Es geht um jemanden, der andere Leute durch seine Musik manipuliert, weil sie eine Art hypnotische Wirkung auf die Leute hat ("Musik Des Teufels", Anm. des Autors).
Also wieder eine Mystery-Folge?
Ja, genau.
Das ist doch sowieso die große Rückbesinnung momentan, oder? Weg von diesen Action-Folgen...
Auf jeden Fall bei mir. Ich habe von diesen ganzen Action-Sachen nicht viel gehalten und könnte so etwas auch nicht schreiben, weil ich dazu keine Lust habe. Mir haben die alten Sachen immer schon besser gefallen, deswegen mache ich auch solche Geschichten.
Bist du also als Fan an die ganze Sache herangegangen?
Jein. Früher war ich natürlich Fan, so im Alter zwischen acht und dreizehn Jahren - wie fast alle. Dann habe ich die Serie aus den Augen verloren, so wie ebenfalls fast alle. Bis ich dann vor zwei, drei Jahren wieder drauf gestoßen bin.
Du hast also die alten Bücher noch mal neu gelesen und gedacht "Das kann ich besser", oder wie?
(lacht) Zumindest genauso gut.
War damals dein Wunsch, Jugendbuchautor zu werden, schon da? Oder ist der erst entstanden, nachdem du etwas aus Spaß geschrieben hattest?
Autor wollte ich eigentlich immer schon mal werden. Aber Jugendbuch? Darauf wäre ich eigentlich nicht gekommen, bis ich mehr oder weniger zufällig an die Drei ??? geraten bin.
Mehr oder weniger zufällig?
Na ja, es war schon meine Absicht, das zu machen, aber ich hatte nicht gedacht, daß es wirklich funktionieren würde. Bis ich dann plötzlich die ersten Verträge hatte und mittendrin war.
Du hast die Manuskripte dem Verlag zugeschickt, und der Verlag hat gesagt: "Ja, das ist der richtige Mann für uns?"
Nicht ganz, der Verlag hat gesagt "Das gefällt uns ganz gut, aber leider haben wir schon eine Autorin. Nichts zu machen!"
Frau Henkel-Waidhofer.
Genau. Bis dann allerdings Frau Henkel-Waidhofer irgendwann keine Lust mehr hatte und gesagt hat "Ich höre auf" - und dann war ich halt zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort und sie sind auf mich zurückgekommen: "Sie haben uns doch mal vor einem halben Jahr was zugeschickt. Wie wärs?"
Netter Quereinstieg. Und das ernährt jetzt seinen Mann? Kannst du davon leben, daß Du drei ??? Bücher schreibst?
Knapp. Wenn ich nur drei ??? Bücher schreiben würde, könnte ich so gut leben wie ein Student vom Bafög. Also nicht besonders toll.
Du hast jetzt auch noch ein anderes Buch für den Lentz-Verlag geschrieben, oder?
(lacht) Woher weißt Du das?
Tja... . "Unter der Stadt" ist der Titel?
Ja, richtig.
Worum geht es da?
Das ist auch eine Kindergeschichte. Es geht um Ratten, Kanalratten, die ihre Abenteuer unter der Stadt erleben. Dabei geht es auch um Toleranz, Vorurteile und Fanatismus. Ich habe "Unter der Stadt" zwischendurch geschrieben, zwischen zwei drei ??? Büchern.
Wie erlebst Du eigentlich Deine Popularität durch diese Jugendreihe, oder merkst Du davon gar nichts?
Ich kriege von Popularität nur was mit, wenn ich ins Internet schaue. Da bin ich natürlich immer sehr geschmeichelt, und finde das ganz toll, was die Leute so erzählen, aber sonst bekomme ich da eigentlich nichts mit.
Im Internet geht es ja nur um die Hörspiele (die Rocky-Beach.com gab es in dieser Form noch nicht, Anm. des Autors). Interessiert Dich diese ganze Hörspielschiene überhaupt, oder machst du das alles nur für die Bücher?
Ich muss gestehen, ich habe früher selbst fast nur die Hörspiele gehört und von den Büchern gar nicht so viel gelesen, aber seit ich die selbst schreibe, achte ich schon darauf, dass es nicht nur ein Hörspiel in Buchform ist, sondern dass es wirklich auch ein eigenständiges Buch ist. Ich sage mir halt, die Hörspiele mache nicht ich, die macht jemand anderes, der muß sehen, wie er mit der Geschichte klarkommt und wie er sie umsetzt. Ich schreibe die Bücher und kümmere mich um die Hörspiele eigentlich weniger.
Du hast also nicht bestimmte Stimmen oder Sprecher im Ohr, wenn du deine Bücher schreibst?
Ich habe vielleicht schon ein paar Wünsche, dass ich mir sage, die und die Figur könnte von dem und dem gesprochen werden. Aber wie es umgesetzt wird, darauf habe ich sowieso keinen Einfluß - und um mir nicht graue Haare wachsen zu lassen, habe ich irgendwann gesagt "Mach mal".
Also wenn in "Die Spur des Raben" aus Platzgründen die Hälfte der Rätsel fehlt...
Dann ärgert mich das natürlich sehr, aber... es ist halt nicht mein Job. Die Leute wissen schon, was sie tun und sollen es halt so gut es geht umsetzen. Ich weiß auch, daß André Minninger es so gut umsetzt, wie es geht. Wenn also etwas aus Zeitgründen herausfliegen muß, dann ist er sicher der Erfahrenere, der weiß, was er streichen kann - und dann mische ich mich auch nicht großartig ein.
Wie läuft denn diese Hörspielübernahme in der Praxis ab?
Er kriegt die Korrekturfahnen vom Verlag. Bevor das Buch in Druck geht, hat er das fertige Manuskript und macht daraus das Hörspieldrehbuch.
Ärgert es Dich, dass die ganze Popularität der Serie hauptsächlich bei den Hörspielen liegt und nicht bei den Büchern?
Das ist einfach eine Tatsache. Nein, das ärgert mich nicht mehr. Ich wusste das ja auch schon vorher. Ich versuche halt auch immer, den Kindern bei den Lesungen zu vermitteln: "Lest auch mal die Bücher". (lacht) Das bringt natürlich nichts. Aber ich kann es ja immer mal wieder versuchen. Ich weiß aber auch, daß die drei ??? längst nicht so bekannt wären ohne die Hörspiele. Da wäre die Serie wahrscheinlich schon eingestellt worden.
Was auch auffällt in letzter Zeit: Zum Beispiel im "leeren Grab" begegnen uns ja direkt im ersten Kapitel Deja-Vus ohne Ende. Ich persönlich finde, daß meinetwegen Allie Jamison am Anfang ein bißchen verheizt wird.
Ja, ich weiß. Als das Buch erschienen war und ich mir das erste Kapitel durchgelesen habe, habe ich mir auch gesagt "Oh, das war ein bißchen viel".
Ein Kapitel für die Nostalgiker unter uns...
Ja, das war zuviel des Guten, sehe ich ein. (lacht)
Wenn man überlegt, dass durch das Auftauchen der ganzen Figuren von früher wie z.B. Morton die drei ??? Geschichte eine gewisse Tiefe und Vergangenheit bekommt - und wenn man hingegen bedenkt, daß die Hauptfiguren seit 1964 ganze drei Jahre älter geworden sind... . Ist das ein Problem oder ignoriert man das einfach als Schreiber?
Also, ich finde es einfach unlogisch, daß die drei ??? 75 Abenteuer erlebt haben, und nie einen von ihren alten Bekannten in Rocky Beach wiedertreffen. Und deswegen versuche ich in jedem Buch wenigstens in einem Nebensatz etwas von früher zu erwähnen. Einfach, um so ein bißchen mehr Kontinuität hereinzukriegen. Zumal ich denke, den neuen Lesern, die die alten Bücher nicht kennen, fällt es nicht großartig auf. Da wird halt ein Name genannt, den sie nicht kennen, aber das macht auch nichts weiter. Na ja, und die alten Leser freuen sich, weil sie etwas wiedererkennen. Wenn ich also im neuen Buch eine Figur aus Band 10 auftauchen lasse, dann liegt das innerhalb der Handlungsschiene drei, vier Jahre zurück. Diese Figur ist dann also auch drei, vier Jahre gealtert.
Das heißt, dann haben die Helden also in vier Jahren, wenn man 75 durch 4 teilt, relativ viele Abenteuer erlebt...
(lacht) Ja. Aber sie altern wenigstens. Die Fünf Freunde sind zum Beispiel nie auch nur einen einzigen Tag gealtert.
Das ist wohl wahr. Aber trotzdem ist es doch so, daß die altersbedingten Veränderungen wie zum Beispiel die Freundinnen der drei Detektive zusehends an Bedeutung verlieren und dass sogar die eigenen Autos öfter mal weggelassen werden... . Letztlich ist es doch so etwas wie ein "Zurück in die Zukunft". Es geht doch eigentlich mittlerweile mehr darum, die "alten Werte" unauffällig wiederzubeleben...
Das hängt halt immer davon ab, worauf der jeweilige Autor den Schwerpunkt setzt. Ich konnte mit den Freundinnen und der Führerscheingeschichte nie viel anfangen, also lasse ich die in Zukunft weitgehend raus und besinne mich mehr auf die anderen Sachen. Ich kann aber trotzdem nicht ignorieren, daß die Jungs inzwischen nun mal sechzehn Jahre alt sind.
Schreibst du eine Serie für über 25jährige wie unsereins oder schreibst du eine Serie für Kinder?
(lange Pause, lacht) Gute Frage. ... Ziemlich gute Frage. Weiß ich nicht. Für beide. Keine Ahnung. Ich versuche es natürlich vom Stil her immer so zu halten, daß 10jährige es lesen können. Ich denke aber auch gleichzeitig beim Schreiben daran, dass sehr viele Leute über zwanzig sind - und für die muß es halt auch noch interessant sein. Es ist eine Gratwanderung, und ich weiß auch nicht, ob das immer gelingt. Keine Ahnung, das kann ich nicht beurteilen. Da musst du die Leser fragen, ob das hinhaut oder nicht...
Hast Du denn den Eindruck, dass die meisten Leser mittlerweile mit der Serie mitgewachsen sind, wenn Du Reaktionen darauf bekommst?
Also, die Meisten nicht. Ich glaube, da gibt es einen großen Trugschluß. Gerade auch durch diese Internet-Sache. Man kriegt immer mit, dass viele der Hörer und der Leser Mitte 20 sind und das Ganze schon seit Jahrzehnten verfolgen. Dadurch entsteht der Eindruck, dass die meisten Leser und Hörer irgendwo in dieser Altersgruppe liegen. Dem ist aber, glaube ich, nicht so. Ich denke schon, daß 80 Prozent der Leserschaft 10jährige sind.
Gibt es da Erhebungen oder ist das eine Vermutung?
(Anmerkung des Verfassers: Zumindest die anschließende Lesung ließ diesen Schluß absolut zu. Der 10jährigen-Anteil war eher höher als 80%...)
Das ist eine Vermutung. Die 10jährigen melden sich halt nicht zu Wort, deswegen weiß man es nicht.
Wie ist es denn bei den Lesungen? Wie ist denn da die Kundschaft?
Das sind auf jeden Fall Kinder. Die sind aber auch rein für Kinder organisiert. In Bibliotheken oder Schulen zumeist.
Anderes Thema: Wie ist das bei der Endabnahme? Hast Du da Probleme mit der Zensur? Justus irgendetwas Verbotenes tun zu lassen, wäre wahrscheinlich nicht so angebracht, oder?
Wäre nicht so angebracht. Jetzt im neuen Buch "Das leere Grab" trinkt er ja Whisky. Ich hätte fest damit gerechnet, daß meine Lektorin das raus streicht und sagt "Nee, das geht zu weit". Aber ich habe es einfach mal dringelassen und sie hat es akzeptiert. Fand ich ganz gut.
Aber erstaunlich, oder?
(lacht) Ja, fand ich auch.
Und ansonsten? Musst Du viel ändern, oder kannst du das Meiste lassen, wie du es haben willst?
Also, inhaltlich muß ich eigentlich fast nichts ändern. Da bleibt so gut wie alles so stehen, wie ich es geschrieben habe. Sprachlich muss ich immer wieder etwas ändern oder ein Kapitel kürzen oder ein anderes dafür verlängern - solche Kleinigkeiten halt.
Greifst du bei den Covern ein?
Leider nein. Was heißt "leider". Meistens bin ich mit den Covern ganz zufrieden - aber selbst wenn ich es nicht wäre, hätte ich darauf keinen Einfluß. Auch auf die Titel zum Beispiel nicht. Ich schlage natürlich immer einen Titel vor, aber ob der nun genommen wird, ist Glückssache. Da habe ich kein Mitspracherecht. (lacht) Ich kann immer nur hoffen und beten, dass den Leuten vom Verlag etwas Vernünftiges einfällt...
Es gibt im Internet teilweise Kritik an der ausführlichen Szene zwischen Bob und Dr.Franklin in "Stimmen aus dem Nichts" von André Minninger. Eine solche Psycho-Szene, die Bobs Liebesleben beleuchtet, gehöre nicht in diese Serie. Hast Du das Gefühl, daß Du in einer Struktur gefangen bist, in der du ganz bestimmte Dinge machen musst, die von dir erwartet werden?
Ja, ja klar. Allein, weil die Figuren schon so festgelegt sind. Die Figuren sind ja ziemlich zweidimensional. Man kann Justus, Peter und Bob mit drei Worten charakterisieren - und schon ist klar, wer das ist. Daran muß ich mich natürlich halten. Man muß halt versuchen, in diesem engen Rahmen möglichst viel zu machen, möglichst viel herauszuholen aus dem, was vorgegeben ist. Das ist manchmal nicht ganz einfach.
Ist das denn eine reizvolle Sache oder nervt es Dich zusehends?
Es ist spannend, immer wieder zu versuchen, das Beste herauszuholen. Das macht schon Spaß, ja. Manchmal möchte ich natürlich auch gerne über die Stränge schlagen - "Jetzt machen die Drei etwas, was sie noch nie gemacht haben". Aber - geht halt nicht. Weil es eine Kinderbuchserie ist!
Wenn du "Späte Rache" geschrieben hättest, das von der Rache eines "drei ??? Opfers" handelt, welchen Gegenspieler hättest du eingebaut? Wer ist der reizvollste Gegner?
Der Reizvollste ist natürlich Hugenay, weil er immer wieder entkommt. Für "Späte Rache" hätte ich ihn allerdings nicht benutzt.
Diese Folge fand ich übrigens ziemlich enttäuschend, weil sie sich nicht mit einem wirklichen Gegenspieler aus der Vergangenheit beschäftigt. Die Lösung läßt einen kalt.
Ja, eben. Das fand ich auch nicht so brillant gelöst. Zumal den Leuten, die die alten Bücher nicht kennen, vorgegaukelt wird, daß es den Fall wirklich gab.
Auf jeden Fall gibt es ja ein ziemliches Repertoire an Figuren, die alle noch mal auftauchen könnten...
Ja, jetzt haben im Internet auch einige Leute geschrieben, daß sie J.J. aus dem "Leeren Grab" gerne wiedersehen würden.
Passiert das?
Glaube ich nicht. Weil ich nicht jede Figur reaktivieren kann. Es ist ja nicht so, dass ich mir einen riesigen Stamm an Nebenfiguren aufbaue, die ich dann ab und zu wieder einbaue. Also Morton - darauf bestehe ich, dass der dabei ist.
Und Skinny Norris?
Hm ja, die Skinny Norris-Frage. (lacht)
Die berühmte Skinny Norris-Frage...
Taucht er wieder auf oder nicht - man weiß es nicht.
Also, Deinem Zögern entnehme ich, dass er wieder auftauchen wird.
Geplant habe ich es noch nicht konkret. Er taucht im Nächsten nicht auf - das weiß ich schon mal. Ob er im Übernächsten auftaucht: keine Ahnung. Denn da weiß ich noch nicht, worum es da geht.
Frage an den Insider: Es wird gemutmaßt, daß Ben Nevis Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer sein könnte. Stimmt das oder stimmt das nicht?
Nein.
Stimmt nicht?
Stimmt nicht. Keine Ahnung, wer das ist, ich weiß es nicht.
Kann ich das glauben?
Das kannst du glauben, ich weiß es wirklich nicht. Die Identität von Ben Nevis ist nur zwei, drei Leuten bekannt, und zwar Mitarbeitern aus dem Verlag. Sonst weiß keiner, wer das ist. Mir verrät's auch keiner. Ich hab schon die Leute gelöchert wie blöd, es rückt keiner mit der Sprache raus. Der Typ möchte halt unter Pseudonym schreiben - ich werde es wahrscheinlich auch nicht erfahren. Vielleicht in zehn Jahren mal...
Ärgert es dich eigentlich, daß die alten Folgen wie der "Karpatenhund" abgefeiert werden, während neue Folgen von vorneherein kritisch betrachtet werden?
Im Internet? Es ist einfach so: Die alten Folgen sind besser. Die ersten 30 sind von A-Z Highlights und ab da geht es leider bergab. Da sind zwar immer wieder gute dazwischen, aber leider nicht so viele.
Bekommst du eigentlich einen Vertrag für mehrere Bücher, oder kann der Verlag auch sagen "Das neue Buch ist nicht gut, geh mal wieder nach Hause damit"?
Nein, meistens bekomme ich den Vertrag schon, bevor ich was angefangen habe zu schreiben.
Musst Du nicht vorher erklären, worum es in dem Buch geht?
Das schon. Ich kriege auch nur für jedes Buch einen Vertrag extra, damit sich der Verlag nicht festlegen muss. Wenn es halt mal Ärger gibt, sei es von rechtlicher Seite oder daß ich mich nicht mehr mit den Leuten verstehe, dann kann halt jede Seite sagen "Wir arbeiten jetzt nicht mehr zusammen." Finde ich auch ganz gut so. Aber ich komme mit den Leuten im Verlag wunderbar klar.
Wieviel Bücher sind noch von Dir in der Planung? Oder machst Du das immer Schritt für Schritt?
Ich mache das Schritt für Schritt. Wir haben uns auf drei pro Jahr geeinigt - es ist jetzt eines erschienen im Herbst, dann erscheint im Januar eines und im nächsten Herbst dann zwei - das wird sich wohl irgendwie so einpendeln.
Liest du deine eigenen Bücher manchmal und findest sie schlecht?
Also, ganz gelesen habe ich noch keins. Wenn die neu erscheinen, blätter ich mal durch - die ersten zwei Kapitel. Dann lege ich sie meist ganz schnell weg, weil ich sie dann nicht mehr toll finde. (lacht)
Das schreibe ich besser nicht, glaube ich...
Nein, das ist aber immer so. Wenn ein Text von mir älter ist als ein halbes Jahr, finde ich ihn meistens grauenhaft.
Hast Du Ambitionen, im Erwachsenenbereich zu schreiben?
Würde ich schon gerne, ich komme bloß nicht dazu. Das mit den drei ??? ist schon recht zeitaufwendig.
Wie lange brauchst du zum Schreiben?
Wenn ich den ganzen Tag Zeit habe, drei Wochen etwa.
Und wie oft änderst Du den ganzen Text, bevor du ihn abgibst? Fängst du manchmal wieder von vorne an?
Tausendmal! Ich schreibe erst einmal durch von A-Z, auch wenn mir zwischendurch auffällt, daß ich noch was ändern müßte. Ich lass das erst mal. Das dauert besagte zwei bis drei Wochen. Dann muß ich meistens tausend Sachen ändern, weil das Ende nicht mehr zum Anfang paßt, usw... . Dann gebe ich es noch mal Leuten zu Lesen, irgendwelchen Freunden zum Beispiel - die sagen dann auch noch mal, was ihnen gefällt, was ihnen nicht gefällt. Dann ändere ich noch mal was. Dann bekommt es der Verlag, der ändert auch noch mal irgend etwas oder macht Änderungsvorschläge. Dann kriegt es wieder der Verlag, die machen wieder Änderungsvorschläge und ich ändere wieder was... . Dann werden die Druckfahnen hergestellt, da wird dann auch noch mal was geändert, aber dann nur noch Kleinigkeiten, Rechtschreibfehler und so ein Kram.
Aber du erkennst das Produkt hinterher schon noch wieder, oder?
Jaja, die größte Differenz ist von der ersten zur zweiten Version. Teilweise habe ich am Ende des Buches zwei Kapitel ganz neu geschrieben oder eines völlig rausgeschmissen oder eines noch mal dazugedichtet. Weil mir der Aufbau nicht mehr gefiel oder weil mir im letzten Drittel noch irgendwas ganz Tolles eingegefallen ist. Da muß ich dann schon noch mal ran.
Kriegst du eigentlich Fanpost?
(lacht) Bis jetzt noch nicht. Bis jetzt "nur" E-Mails, Internetfanpost.
Und fändest du es komisch, Fanpost für Kinderbücher zu bekommen?
Würde ich mich freuen! Aber ich vermute mal, daß die Fanpost dann wieder von erwachsenen Lesern kommt. Ich würde doch gerne mal was von Kindern hören. Von denen habe ich bis jetzt noch gar nichts mitbekommen.
Auch bei Lesungen nicht?
Bei Lesungen schon. Die Reaktionen sind witzig, weil Kinder erst mal davon ausgehen, daß die Serie von Alfred Hitchcock geschrieben wird. Und dann völlig entsetzt sind, wenn ich ihnen sage, daß Alfred Hitchcock da nie sehr viel mit zu tun hatte. Dann versuchen sie erst mal zu begreifen, dass ich das bin, der die Geschichten schreibt. Kinder denken da irgendwie ganz anders.
Hast du denn das Gefühl, dass die die Geschichten verstehen, die Du schreibst?
Ich denke doch. Ich hatte da mal ein ganz lustiges Erlebnis, als ich aus dem "Poltergeist" gelesen habe. Ein Kind kannte das Buch leider vorher schon, und hat mittendrin reingerufen und den anderen Kindern die Lösung verraten. Das war dann nicht mehr so toll... . Deswegen lese ich auch heute aus dem "Raben".
Ach, nicht aus dem Neuen, dem "Leeren Grab"?
Nein, das eignet sich nicht so gut zum Vorlesen. Das Thema ist zu ernst.
Das "Leere Grab" hat übrigens eine Schwäche, finde ich. Da am Ende des Buches wieder alles so sein muss wie am Anfang, ist es von vorneherein klar, daß die "Eltern" von Justus nicht die wahren Eltern sein können. Das hält die Spannung natürlich ein bißchen in Grenzen, oder?
Ja, das ist das Problem. Ich habe halt versucht, es so zu machen, daß man doch ab und an meint, sie sind es. Aber das ist natürlich logisch: Sie sind es nicht. Das ist von Anfang an klar. Den Kindern ist es hoffentlich nicht klar, die ja nach wie vor - und dabei bleibe ich - den wohl größten Teil der Leser ausmachen. Die Erwachsenen wissen es, logisch. Aber das musste ich in Kauf nehmen. Anders konnte ich die Geschichte nicht umsetzen.
André, vielen Dank für das Gespräch!
(C) 19.9.1997, Sven Stricker
zum Marx-Special

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